Innenstadt

Solarstrom für das Bensheimer Parkhaus Platanenallee

Von 
Dirk Rosenberger
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Auf den Rampendächern im Parkhaus Platanenallee in Bensheim wurden die 120 Module der Photovoltaikanlage installiert. Die MEGB als Besitzer der Immobilie geht von einer Energieeinsparung zwischen 60 und 70 Prozent im Jahresverlauf aus. © Zelinger

Bensheim. Wer im Parkhaus Platanenallee die Photovoltaikanlage sucht, der muss schon ganz genau hinschauen – denn das Gebäude kommt bekanntlich ohne Dach aus, auf den oberen Etagen ist parken unter freiem Himmel angesagt. Genau dort hat die Firma Elektro Klein aber im Auftrag der Marketing- und Entwicklungsgesellschaft Bensheim (MEGB) die Solarzellen installiert, und zwar gut getarnt.

Die Konstruktion befindet sich auf den Rampendächern der Auf- und Abfahrten in diesem Bereich. „Vom Arbeitsaufwand ist es einfacher gewesen als auf einem klassischen Hausdach, unter anderem mussten keine Ziegel aufgedeckt werden“, erklärte Lukas Volk von Elektro Klein.

Spitzenwerte im Sommer

Viele andere Optionen hätten sich aufgrund der Architektur und der Stadtkirche Sankt Georg im Rücken auch nicht angeboten. 120 Module konnten auf den Überdachungen untergebracht werden, die Leistung beläuft sich auf 24 Kilowatt-Peak. In Betrieb ging die Anlage bereits im Juni. „Im Sommer haben wir in Spitzenzeiten eine Autarkie von 81 Prozent erreicht“, schwärmt MEGB-Geschäftsführer Helmut Richter bei einem Ortstermin von der sonnigen Bergstraße.

Der trübe November und der nicht viel hellere Dezember verhageln die Bilanz allerdings erwartungsgemäß. Wobei Richter über das Jahr gerechnet von 60 bis 70 Prozent Sonnenstrom ausgeht, die dazu beitragen, die Kosten für das Parkhaus erheblich zu senken. Die lagen immerhin bisher bei 20 000 Euro im Jahr für Beleuchtung und den technischen Betrieb.

Im Technikraum befinden sich die Batteriespeicher. © Zelinger

Die Anregung, auf Photovoltaik zu setzen, kam aus den Gremien der MEGB. „Wir haben das geprüft, auch mit dem städtischen Energie- und Umweltberater gesprochen und das Vorhaben checken lassen, und es dann umgesetzt“, fasst der Geschäftsführer zusammen.

Eine weitere Maßnahme war die Umstellung der Leuchten auf LED, verbunden mit einem intelligenten Lichtkonzept. Abgesehen von einer Grundbeleuchtung sorgt ein Bewegungsmelder dafür, dass es nur dort hell wird, wo sich Menschen aufhalten oder Autos fahren. Abgerundet wird das Konzept mit zwei Ladestationen für E-Autos. Insgesamt haben im Parkhaus 215 Autos Platz, die Anzahl der freien Stellflächen wird auf einer Tafel an der Einfahrt angezeigt.

Im Winter ist die Kapazität allerdings eingeschränkt, weil je nach Witterung die beiden oberen Decks dann wegen zu großer Glätte und damit verbundener Rutschgefahr gesperrt werden.

100 000 Euro musste die städtische Tochtergesellschaft in das Photovoltaik-Projekt investieren. Im Gesamtpaket inbegriffen sind auch Batterien, die 30,6 Kilowattstunden speichern können. Eingebaut wurden sie ebenso wie die Wechseltrichter im Technikraum im Erdgeschoss. Allein die Batterien haben 30 Prozent der Kosten ausgemacht. Dennoch könnte sich Richter vorstellen, ein weiteres Modul einzubauen, sollte es sich rechnen. Grundsätzlich geht er davon aus, dass sich die Investitionen – konservativ kalkuliert – in sieben bis acht Jahren amortisiert haben müssten.

Die Umstellung sei nicht nur aus Klimaschutzgründen sinnvoll, sondern ebenso „um gegen die stetig steigenden Strompreise gewappnet zu sein“.

Das Parkhaus Platanenallee wird deshalb aller Voraussicht nach kein Einzelfall bleiben. Die Stellplätze in der Fehlheimer Straße will man im Verbund mit der GGEW im nächsten Jahr auf Energieeinsparpotenzial abklopfen. Für die Stadt wäre eine Prüfung der Parkgarage Süd in der Heidelberger Straße denkbar. Weil sie über das gleiche System wie in der Platanenallee verfügt, könnte dort ein solches Vorhaben zumindest technisch ebenfalls umgesetzt werden.

Keine Überlegungen dürfte es zurzeit zum Guntrum-Parkhaus an der Nibelungenstraße geben. Für die Garage stehen aber 100 000 Euro im Haushalt, weil dort Feuchtigkeitsschäden beseitigt werden müssen. Die BfB-Fraktion plädiert deshalb dafür, einen Verkauf zu prüfen, auch im Haushaltssicherungskonzept der Koalition findet sich ein entsprechender Hinweis.

Beim Parkhaus Platanenallee wird eine solche Untersuchung auf absehbare Zeit kein Thema sein. Das Gebäude wurde nach einer achtmonatigen Bauzeit im April 2007 eröffnet. Der Vorgängerbau musste im August 2006 abgerissen werden. Durch den Neubau wurden 70 zusätzliche Parkplätze geschaffen. 3650 Tonnen Beton und 210 Tonnen Stahl wurden auf der Großbaustelle unterhalb der Stadtkirche verbaut. 1,8 Millionen Euro wurden investiert, eine Sanierung des in die Jahre gekommenen alten Parkhauses hätte knapp 1,7 Millionen Euro gekostet.

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