Brauerei

Es braut sich was zusammen in Bensheim

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phs/ü
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Bensheim. Es ist schon ein paar Jahrzehnte her, dass im Kreis Bergstraße im größeren Stil Bier produziert wurde. Doch der Name Guntrum Bräu hält sich hartnäckig. Auf der Facebook-Seite „Guntrum Bräu Bensheim“ sind zwar noch keine Beiträge vorhanden. Doch ein kurzer Eintrag nährt bei Nostalgikern die Hoffnung auf ein Comeback der Marke. „Bier aus Bensheim. Gibt es nicht mehr. Aber vielleicht irgendwann wieder.“ Es braut sich was zusammen im Kreis Bergstraße.

Im Jahr 1979 ist Guntrum Bräu geschlossen worden. Später verlor auch die Frankfurter Binding Brauerei das Interesse an der Marke und legte diese nieder. Doch Guntrum hatte damit noch nicht das endgültige Aus ereilt. Seit 2006 ist Harry Hegenbarth zusammen mit Andreas Hubert, Enkel des ehemaligen Guntrum-Betriebsleiters, Markeninhaber. Mehrfach war das Duo dicht davor, dem Bier zu einem Comeback zu verhelfen. „Es ist unser Traum, das Bier wieder auf den Markt zu bringen, eine Marke mit Herz zu etablieren“, sagt Hegenbarth.

Die Rechte an der Marke haben sich Hegenbarth und Hubert aus einem simplen Grund gesichert. „Wir fanden das Logo so schön“, erklärt er. So schön, dass Hegenbarth und Hubert vor wenigen Tagen eine „Old-School Textilkollektion“ auf den Markt gebracht haben, die auf rege Nachfrage stößt.

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Doch damit soll es im Optimalfall nicht getan sein, Guntrum soll als Flasche irgendwann wieder in den Händen der Bergsträßer landen. Doch Bier von der Bergstraße muss für Hegenbarth auf jeden Fall ein Kriterium erfüllen: „Wenn es ein Comeback gibt, dann muss es auch hier gebraut werden. Es muss echt sein“, sagt er.

Tatsächlich gibt es seit Sommer dieses Jahres wieder Bensheimer Bier. Nicht auf den ersten Blick. Aber es steckt doch mehr Bergstraße drin, als der Name Sternenfeld und die Sorte „Bayrisch Helles Lagerbier“ vermuten lassen. Hinter dem Produkt stehen Claus Proschka, der als Geschäftsführer firmiert, und Tochter und Sohn, die sich um Marketing und IT kümmern.

Sie hätten „Jahrzehnte vor uns hin überlegt“, bis Proschka schließlich die Entscheidung traf, eine Gesellschaft zu gründen. „Ich habe es zunehmend als Defizit empfunden, dass es kein Bier von der Bergstraße gibt.“ Man wolle sich als Alternative zu den großen Brauereien in Mannheim und Darmstadt positionieren.

Als es dann Anfang 2020 so weit war, kam Corona und machte Sternenfeld einen dicken Strich durch die Rechnung. „Wir haben dann erst einmal die Füße still gehalten“, sagt Proschka. Seit Juli dieses Jahres ist das Bier aus Bensheim nun auf dem Markt – nur wird es derzeit in einer kleinen Brauerei in der Oberpfalz gebraut. Erst wenn die Marke auf dem Markt richtig angekommen ist, sei es Zeit für eine „größere Investition“.

Schon vor drei Jahren haben Andreas Kiefer und Dominic Bylitza das Bier Dorfkind auf den Markt gebracht. Der Ansatz und der Wunsch: mehr als ein Bier sein, ein Gefühl vermitteln, Sehnsüchte stillen. Auf ihrer Homepage beschreiben es die Marketingprofis so: „Dorfkind ist eine Liebeserklärung an das Leben auf dem Dorf.“

Kiefer und Bylitza legen Wert auf Regionalität. „Wir sind bedacht, kurze Wege zu gehen. Nachhaltigkeit ist uns wichtig“, sagt Kiefer. Trotz des Strebens nach kurzen Wegen produzieren auch die Fürther nicht vor Ort. Das Helle wird in Weinheim gebraut, das Pils auf der Schwäbischen Alp. „Wir produzieren nach unseren eigenen Rezepten“, erklärt Kiefer. Aber eine eigene Produktionsstätte aufzubauen, ist eine zu kostspielige Angelegenheit.

Darauf können sich die Bierliebhaber einigen: Das Geld ist das größte Hindernis auf dem Weg zu einer Bergsträßer Brauerei. An Kontakten mangelt es Proschka jedenfalls nicht. Er habe genug Menschen kennengelernt, die gerne Bier an der Bergstraße brauen würden. „Das sind Menschen aus der Region, die zwangsweise woanders arbeiten müssen.“

Der Blick nach Franken mit seinen vielen kleinen Brauereien in den Dörfern zeigt, dass es auch in Sachen Brauereien wie mit Weingütern funktionieren kann. „Bier hat eine regional identitätsstiftende Wirkung“, sagt Proschka. Die Sorge, dass es plötzlich zu viel Bier von der Bergstraße geben könnte, treibt niemanden um. In der Regionalität sieht Hegenbarth die Chance für das Bergsträßer Bier. „Und Bier kann es in der Region nie genug geben“, meint Hegenbarth. phs/ü

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