Bensheim. An Hoheiten mangelt es in der Familie nicht. Mutter, Tante, Cousine - allesamt gekrönte Häupter mit lokalem Regentenstatus. Nachgefragt bei Charlotte Maschik, warum sie ab Donnerstag (15.) für ein Jahr das Amt der Blütenkönigin übernehmen will, fällt die Antwort leicht. „Es ist schon eine Familientradition.“
Die junge Bensheimerin sieht sich aber nicht häuslich verpflichtet, die Erbfolge anzutreten. Vielmehr geht es der 21-Jährigen darum, Menschen kennenzulernen, Bekanntschaften zu schließen, „Bensheim zu repräsentieren und mich für meine Stadt einzusetzen“. Als Botschafterin wird es in den kommenden zwölf Monaten ausreichend Anlässe geben, um Werbung für die Heimat zu machen.
Die Krone bekommt sie von ihrer Cousine
Eine Einladung für die Bundesgartenschau in Mannheim liegt bereits vor, obligatorisch ist auch ein Abstecher zum Ministerpräsidenten, der auf Schloss Biebrich in Wiesbaden hessische Hoheiten empfängt.
„Meine Cousine war im vergangenen Jahr auch dort, das ist schon eine coole Sache“, meint Charlotte Maschik. Womit man bei der Familientradition angekommen wäre. Aus den Händen von Gina Steinbrenner erhält sich am Donnerstag bei der Eröffnung des Bürgerfests ab 18 Uhr die Krone als direkte Nachfolgerin. „Das wird ein schöner Moment, wenn wir beide auf der Bühne stehen.“
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Mutter und Tante haben die Cousinnen damit etwas voraus. Tante Tatjana Sturm (heute Steinbrenner) war 1990/91 an der Reihe, ihre Mutter Katjuscha folgte zwei Jahre später. Über 30 Jahre später schließt sich nun der Kreis. Ein bisschen Bedenkzeit habe sie sich schon erbeten, aber eigentlich sei klar gewesen, dass sie als Blütenkönigin Bensheim repräsentieren möchte. „Wenn ich es nicht gemacht hätte, hätte ich es später bereut.“
Auch weil es zeitlich aktuell passt. Nachdem sie an der Karl-Kübel-Schule die Fachhochschulreife (Schwerpunkt Wirtschaft) erlangte, begann Charlotte in Heidelberg eine Ausbildung zur Erzieherin. Zurzeit befindet sie sich im zweiten Jahr, ihr Berufspraktikum wird sie in der Kita am Berliner Ring absolvieren. Im Anerkennungsjahr müssten nicht mehr so viele Klausuren geschrieben werden, außerdem sind die meisten Termine am Wochenende. Das passt für sie, ohne in kompletten Stress auszuarten.
Ihre Lieblingsblume ist die Rose
Ohnehin geht sie die Aufgabe entspannt und kommunikativ an. Ratschläge kann sie sich im Zweifel von Gina holen, die sie in deren Amtszeit auch öfter begleitet hat. Die dabei gesammelten Erfahrungen hätten sie auch darin bestärkt, den Schritt zu gehen.
Zumal sie als angehende Erzieherin und passionierte Tennisspielerin beim TC Blau-Weiß über ein stabiles Nervenkostüm verfügt, wenn es doch mal etwas hektischer zugehen sollte. Am Donnerstag sollte es trotz der hoheitlichen Premiere aber nicht allzu stressig werden - sofern es beim traditionelle Bierfassanstich keine Komplikationen gibt.
Die Zeremonie an sich ist meist ein bunter Farbtupfer im routinierten Eröffnungsprozedere. Das Outfit liegt bereit, mit der Lieblingsblume („Rosen, die Farbe spielt keine große Rolle“) kann man als Blütenkönigin ebenfalls nichts falsch machen. Kurzum: Charlotte Maschik beginnt ihr Abenteuer voller Vorfreude und gut vorbereitet. „Das wird ein aufregendes Jahr für mich“, ist sie sich sicher.
Die erste Blütenkönigin wurde 1948 gewählt
Ein bisschen aufregend wird es sicherlich auch für die Verantwortlichen der Heimatvereinigung Oald Bensem. Die haben zwar in ihrem Vereinsleben schon einiges erlebt und mitgemacht, aber feiern nun eine kleine Premiere. Zum ersten Mal oblag es ihnen, die Blütenkönigin zu küren. Die Hoheit wurde erstmals 1948 zum ersten Winzerfestumzug nach dem Krieg gewählt und von Anfang an immer durch den Automobilclub Bensheim (AC) ernannt - bis zu diesem Jahr.
Der Club teilte dem Rathaus mit, dass man die Aufgabe nicht mehr übernehmen möchte. Für den AC als reinen Motorsportverein passe das nicht mehr, wie Vorsitzender Matthias Forstbach bei der Ernennung von Charlotte Maschik Ende April im Hof des Walderdorffer Hofs erklärte.
Ein Nachfolger war mit der Heimatvereinigung durchaus zügig gefunden. „Es wird sicher anders als bisher, weil Oald Bensem bei vielen Festen eingeladen ist und man dort als Repräsentantin dabei sein kann“, blickt die designierte Regentin voraus. Einen guten Austausch mit dem Vorsitzenden Heinz Walter und der Fraa vun Bensem Doris Walter habe es schon gegeben.
Unterm Strich gute Voraussetzungen für eine schöne Zeit und die Fortsetzung der Familiendynastie. Ohnehin scheinen die Vorzeichen für das diesjährige Bürgerfest ausgezeichnet zu sein. Das bewährte Programm verspricht beste Unterhaltung, bei vermutlich sehr sonnigem und sommerlichen Wetter dürften bis Sonntag (18.) Tausende in die Innenstadt kommen.
Und mittendrin die neue Blütenkönigin, die sich nicht nur auf die Auftritte jenseits der Stadtgrenze freut, sondern neben dem Bürgerfest natürlich das Bergsträßer Winzerfest dick im Kalender angestrichen hat. Aber als Bensheimerin gehört das ohnehin zum guten Ton, egal, ob mit oder ohne Krone.
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