Siemens-Schule

Ausbildung: Arbeitgeber räumten in Lorsch mit Irrglauben auf

An der Lorscher Siemens-Schule informierten 22 Unternehmen über ihre Ausbildungsmöglichkeiten, Zugangsvoraussetzungen und Verdientsmöglichkeiten.

Von 
Nina Schmelzing
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An der Lorscher Siemens-Schule konnten sich Jugendliche über viele verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten informieren, unter anderem bei Hessen Mobil. © Thomas Zelinger

Lorsch. Wenn im Pausenhof ein großer Unimog parkt, Verkehrsschilder auf eine „Arbeitskolonne“ hinweisen und freundliche Mitarbeiter von „Hessen Mobil“ an einem Stand über zukunftssichere Ausbildungsmöglichkeiten im Öffentlichen Dienst wie etwa zum Straßenwärter oder Bauingenieur informieren, dann ist Berufsinformationstag. Jetzt war es wieder soweit. An der Siemens-Schule waren Vertreter von insgesamt 22 verschiedenen Arbeitgebern zu Gast, um über ihre jeweiligen Angebote für Schulabgänger zu berichten.

Die Auswahl ist grundsätzlich enorm. Mehr als 300 Ausbildungsberufe gibt es derzeit und fast überall sind engagierte Nachwuchskräfte willkommen. „Die Unternehmen kommen gern an die Schule“, weiß Lehrer Axel Schütz, der an der Lorscher Haupt- und Realschule seit vielen Jahren als Koordinator für das Berufsorientierungsprojekt fungiert. Auch für die Schule und die jeweils künftigen Abgänger sei die Infobörse jedes Mal ein „Highlight“, so Schütz.

Bestnote in Mathe ist beim Finanzamt nicht das Wichtigste

Für die Acht- und Neuntklässler ist es Pflicht, sich an diesem Tag über mindestens drei Ausbildungsmöglichkeiten unterrichten zu lassen. Die Gelegenheit, an berufserfahrene Praktiker und junge Mitarbeiter, deren Ausbildungszeit selbst noch nicht lange zurückliegt, Fragen zu stellen, nutzten viele der insgesamt 120 Schüler gern.

Überrascht haben wird manchen vielleicht die Aussage, dass eine Bestnote in Mathe nicht die wichtigste Voraussetzung für eine Einstellung beim Finanzamt ist. Gutes Deutsch sei unerlässlich, erklärten die Diplom-Finanzwirtinnen Nadine Lindner und Nicola Stich. Denn der Weg in ihren Beruf ähnle eher einem „kleinen Jura-Studium“.

Sparkasse will Interessierten die "Mathe-Angst" nehmen

Mit dem Slogan „Ohne uns läuft nichts“, warben die Mitarbeiter der Steuerverwaltung für Interesse an ihren Ausbildungsangeboten und Dualen Studiengängen. Wenn man den Abschluss geschafft hat, stehen den Absolventen mehrere Türen offen. Manche bilden sich zum Beispiel zum Steuerberater fort, andere gehen in den Außendienst und übernehmen Betriebsprüfungen.

Auch bei der Sparkasse, die sich fast immer am Berufsinfotag in Lorsch beteiligt, versuchten die Referenten, Interessierten die Mathe-Angst zu nehmen. Es sei ein „verbreiteter Irrglaube“, dass „eine Eins in Mathe“ das wichtigste Kriterium sei, so Sandra Rittinger, Mika Flohr und Alexandra Subiei. Wissen in Politik und Wirtschaft sollte jedenfalls auch nicht vernachlässigt werden, erfuhren die Schüler.

Aber der Dreisatz muss sitzen

Mit Null-Kenntnissen in Mathe, wird man allerdings auch nicht weiterkommen. Den Dreisatz etwa sollte man schon sicher beherrschen, fügen die Mitarbeiter deshalb an. Die Sparkassen-Experten berichteten nicht nur über die bewährte Ausbildung zu Bankkaufmann und Bankkauffrau und informierten über Duale Studienmöglichkeiten, sie machten auch auf eine neue Ausbildung aufmerksam: Kaufleute für Dialogmarketing. Da geht es um Kundenbetreuung im Servicecenter, oft also die erste Anlaufstelle. Auszubildende lernen unter anderem, Kundenanfragen auch auf Social Media richtig zu beantworten.

Wie werde ich Heilerziehungspfleger? Warum kann es sinnvoll sein, ein Freiwillige Soziales Jahr zu absolvieren? Wie finde ich in dem Meer von Möglichkeiten überhaupt heraus, was zu mir passen könnte? Antworten dazu gab es auch bei der Behindertenwerkstatt, beim DRK, bei Dentsply Sirona, der Volksbank, Seeger Lasertechnik, CBRE und der IHK, die nicht zuletzt zu Praktika riet, und zwar „am besten auch mal in den Ferien“.

Ein familiäres Unternehmen kümmere sich gut um die Auszubildenden

Oder wie wäre es mit einer Ausbildung bei der GFI? Bei der Gesellschaft für Industrietechnik, vor mehr als 40 Jahren gegründet und in Lorsch ansässig, können Interessierte Elektroniker für Gebäudetechnik werden. Die GFI präsentierte sich erstmals in der Siemens-Schule, die Kunden des Unternehmens mit rund 150 Mitarbeitern kommen aus dem gewerblichen Bereich. Die Automobilbranche, Flughäfen, Kliniken zählen etwa dazu, wie Monika Pourikas berichtete. Die Abbrecher- und auch Durchfaller-Quote im Handwerk ist leider nicht gering, ist bei der Berufsinfobörse zu hören. Ein familiäres und inhabergeführtes Unternehmen wie GFI kümmere sich aber sehr um seine Auszubildenden. Wer sich dann mit Stromanschlüssen, Datennetzen, Klima- und Alarmanlagen auskennt und seinen Abschluss besteht, wird im Rahmen der fortschreitenden Technisierung immer gut zu tun und einen krisensicheren Job haben.

Attraktive Vergütung

Der Infotag ermuntert Jugendliche dazu, sich frühzeitig mit der Zeit nach der Siemens-Schule zu beschäftigen. Mancher wechsle nur deshalb auf eine weiterführende Schule, um sich nicht mit der Berufsentscheidung befassen zu müssen. Dass es allerdings sehr attraktiv sein kann, früh anzufangen, machte die Veranstaltung ebenfalls deutlich. 1147 Euro monatlich schon im ersten Ausbildungsjahr kann jedenfalls verdienen, wer zum Beispiel bei BASF Anlagenmechaniker wird – Urlaubsgeld, Zuschüsse zum Jobticket und zum Essensgeld kommen dazu.

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Die Veranstaltung soll auch zeigen, wie viele Arbeitgeber es in unmittelbarer Nähe gibt, die ausbilden. Wer lieber einen Traumberuf mit Fernweh-Potenzial anstrebt, wurde in der Schule aber auch fündig. Ein Ausbilder von Fraport etwa war nach Lorsch gekommen und gab Tipps für die „Reise zum Ausbildungsplatz“. Empfehlungen fürs Bewerbungsschreiben – bloß kein Musterformular gedankenlos kopieren – und das Vorstellungsgespräch, vor dem man gut vorbereitet, keine Angst haben muss, inklusive. Interessierte, die vermitteln, dass sie „Bock“ auf die Ausbildung haben, dürften in der heutigen Zeit des Fachkräftemangels natürlich auch nach dem Gehalt fragen, so der Referent.

Redaktion

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