Region. Schaurig-schöne Geschichten über den Geisterzug des Wilden Heeres, so wie auch andere Episoden aus der reichhaltigen Sagenwelt des Odenwaldes wurden sich früher abends am warmen Ofen erzählt. Künftig lassen sie sich auf einer Wandertour jederzeit am Handy abrufen, und zwar unmittelbar am Ort des Geschehens. Dafür sorgt der „Pfad der Sagen“, der in einer Kooperation des Rodensteinmuseums in Fränkisch-Crumbach mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald entstand und jetzt eröffnet worden ist. Eine großzügige Förderung aus Mitteln des Bundes machte das Projekt möglich.
Drei Dutzend Erlebnisstationen
An drei Dutzend Erlebnisstationen zwischen der Laudenauer „Freiheit“ und dem Ortskern von Fränkisch-Crumbach stehen nun bebilderte Tafeln, an denen per QR-Code ein Audio-Guide aktiviert werden kann. Sagen vom Wilden Heer, von der Rettung des Vaterlandes durch den Rodensteiner Ritter und viele andere Geschichten und literarische Notizen kann man an ihren mutmaßlichen Schauplätzen auf sich wirken lassen.
Auch die Jüngeren werden angesprochen: mit einem Rundweg für Kinder, auf dem Geschichten vom Rodensteiner, von Schätzen auf der Burgruine und von verwünschten Zeitgenossen ganz zeitgemäß mit dem Handy abhörbar sind. Ein Höhepunkt ist die Führung durch eine virtuelle 3 D-Rekonstruktion der Burg Rodenstein, die Groß und Klein eine Vorstellung davon gibt, wo und wie die Rodensteiner einmal gelebt haben. Wer will, kann das Hörerlebnis aber auch nach Hause verlagern, denn der komplette „Pfad der Sagen“ ist auch digital im Internet auf der Homepage der Gemeinde verfügbar.
Die Rodenstein-Sagen sind, durch die Rolle der Burg Reichenberg und die Verbindung zur Schnellertssage, ein bedeutendes kulturelles Erbe des oberen Gersprenztals. Das Rodensteinmuseum hat es sich zur Aufgabe gestellt, dieses Erbe zu bewahren und in moderner Form zugänglich zu machen. Sagenmuseen sind in Deutschland eine Seltenheit und eignen sich – im Gegensatz zu Museen, die Gegenstände zeigen – zur Präsentation ihrer Themen im Freien. Damit passte das Vorhaben bestens zu den Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie.
Der Grundgedanke, das in der Gemeinde Fränkisch-Crumbach beheimatete Rodensteinmuseum in ein Sagenmuseum umzuwandeln, hat zur Einrichtung des „Pfades der Sagen“ geführt. Wollten die Betreiber des Museums zunächst nur in den Ausstellungsräumen den weit über die Grenzen hinaus bekannten Sagenschatz rund um den Rodensteiner für die Besucher aufbereiten, so zeigte sich bald die Problematik eines solchen Unternehmens. Hinzu kamen die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, die zu einem Umdenken führten. Erhalten blieb bei allen Beteiligten jedoch die Idee, die Sagen mittels eines Audio-Guides den Interessierten nahezubringen. So reifte der förderungswürdige Gedanke, die Präsentation der Sagen coronakonform und zeitgemäß aus dem Museum hinaus auf die viel begangenen Wanderwege rund um die Burg Rodenstein zu verlegen.
Schließlich konnte das Rodensteinmuseum unter der maßgeblichen Initiative seines Vorsitzenden Claus Fittschen den „Pfad der Sagen“ gemeinsam realisieren mit dem für die technische Durchführung zuständigen Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und der Gemeinde Fränkisch-Crumbach. Der Pfad, in der Art eines Freilichtmuseums, umfasst Erlebnisstationen auf der Burgruine selbst sowie am ungefähr 5 Kilometer langen Wanderweg zwischen der Laudenauer „Freiheit“ und Fränkisch-Crumbach, die in ihrer Art im Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus einmalig sind.
Bedeutendes kulturelles Erbe
Die Rodenstein-Sagen in Verbindung mit den Schnellertssagen stellen ein bedeutendes kulturelles Erbe des oberen Gersprenztals dar und finden sich auf 36 bebilderten Texttafeln entlang des Wegs wieder. Zusätzlich kann auf den Tafeln per QR-Code ein Audio-Guide aktiviert werden, der die passenden Informationen zur Erlebnisstation erzählt. Ein Alleinstellungsmerkmal ist dabei die Führung durch eine virtuelle 3D-Rekonstruktion der Burg Rodenstein, die Groß und Klein eine Vorstellung davon gibt, wo und wie die Rodensteiner einst lebten. Auch Kinder werden in einem eigens für sie geschaffenen Rundweg mit zwölf Tafeln auf grünem Sockel angesprochen, auf dem sich Rodenstein-Geschichten, die sich an ursprüngliche Sagen anlehnen, abrufen lassen.
Das Projekt des Rodensteinmuseums wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aus den Programmen „Neustart Soforthilfe“ und „Neustart Kultur“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Soziokultur, dem Deutschen Verband für Archäologie sowie dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald. Dieser hat das Vorhaben gemeinsam mit der Gemeinde Fränkisch-Crumbach und dem Rodensteinmuseum realisiert.
In diesem Zusammenhang wurde auch die Beschilderung der örtlichen Sehenswürdigkeiten erneuert und in das Konzept einbezogen. Informationen zu historischen Gebäuden im Ortskern sind dort gleichermaßen akustisch abrufbar.
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