Nachruf

Percy Adlon: Der unverwechselbare Ruf des einen Films

Der bayerische Regisseur und Drehbuchautor Percy Adlon ist 88-jährig in Los Angeles gestorben. Sein Spielfilm „Out of Rosenheim“ aus dem Jahr 1987 war ein internationaler Erfolg

Von 
Thomas Groß
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Eine besondere Beziehung zu seiner bayerischen Heimat zeichnete den Regisseur Percy Adlon aus. Von ihr zeugt auch sein filmisches Werk. © Ulrich Perrey/dpa

Seine Filme verrieten durchaus eine eigene Handschrift. Als Autorenfilmer verstand sich Percy Adlon, der jetzt im Alter von 88 Jahren in Los Angeles verstorben ist, zu Recht. Eine besondere Art von Heimatfilm ist es gewesen, mit der er bekannt wurde. Und zugleich wurde damit auch seine Hauptdarstellerin populär, fast schon zu einem Star. Die in jeder Hinsicht ungewöhnliche, keinem damals oder heute angesagten Schauspielmaß entsprechende Marianne Sägebrecht spielte in Percy Adlons bekanntesten Filmen die Hauptrolle.

In „Out of Rosenheim“ (1987) ist sie eine gestandene und naturgemäß füllige Frau aus Bayern, die in einem Wüstenkaff in den USA landet, dort erst auf Skepsis stößt, mit ihrer handfesten, direkten Art und Entschlossenheit aber schließlich viel Anerkennung findet. Der maßvoll komische Film, der als ein originelles Plädoyer verstanden werden konnte, sich über Unterschiede auch der Kultur und Hautfarbe hinweg zu arrangieren und zu akzeptieren, und die Freundschaft feiert, wurde sogar international bekannt. Und seinen Titelsong „Calling You“ wird bei seiner bloßen Erwähnung jeder sogleich wieder im Ohr haben, der ihn je gehört und den Film je gesehen hat.

Percy Adlon und die Oscar-Nominierung

Zu einer Oscar-Nominierung hat es dieser Film gebracht, und nach seiner Vorlage wurde eine US-amerikanische TV-Serie mit Whoopi Goldberg gedreht. Kein Zweifel, durch „Out of Rosenheim“ gelang Adlon und Sägebrecht der Durchbruch. Was dann kam, konnte eigentlich nur dahinter zurückbleiben. Doch immerhin hatten Adlon und Sägebrecht zuvor schon in „Zuckerbaby“ (1985) überzeugend zusammengearbeitet.

Sägebrecht gab darin die Angestellte eines Bestattungsunternehmens, die sich in einen von Eisi Gulp gespielten U-Bahnfahrer verliebt und mit ihm ein kurzes Beziehungsglück erlebt. Ein unverwechselbarer Film mit akzeptabler Kinoauswertung war auch das, und unverwechselbar war wiederum nicht zuletzt die ein wenig ungelenk wirkende und gerade deshalb Sympathie verdienende Marianne Sägebrecht.

Ganz anders, aber ebenfalls charakteristisch war Adlons Film „Celeste“ über die Haushälterin Marcel Prousts gewesen. Unverwechselbar machte auch diesen Film nicht zuletzt die Hauptdarstellerin - Eva Mattes. 1981 war das, und der Film lief immerhin in Cannes. Seinen Ruf hatte sich Adlon, der verwandt war mit der Hoteliersfamilie und in München geboren wurde, als TV-Regisseur erworben. Fürs Bayerische Fernsehen drehte er Kurz- und Dokumentarfilme. Gemeinsam mit seiner Frau Eleonore gründete Adlon eine eigene Produktionsfirma.

Adlon konnte an den großen Erfolg nicht mehr anschließen

Adlon hat nach „Out of Rosenheim“ noch viele Filme gedreht, darunter viele Dokumentationen. Doch an seinen großen Erfolg anschließen konnte er nicht mehr. Zahlreiche Ehrungen und Preise, die er auch gemeinsam mit seiner Frau erhielt, änderten daran nichts. Der Erfolg war schlicht ein Glücksfall gewesen, und „Out of Rosenheim“ blieb der originellste Film, den Adlon realisieren konnte.

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Einem Grundsatz blieb der Regisseur und Drehbuchautor freilich immer treu - der Überzeugung, dass kommerzielle Interessen beim Filmemachen keine Rolle spielen sollten. Marianne Sägebrecht, die Adlon einmal als „alpenländische Version von Marlene Dietrich“ bezeichnet hat, konnte danach ebenfalls noch vom Ruf des einen Films profitieren. Daran anknüpfen konnte aber auch sie nicht mehr.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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