Oscars Oscar-Verleihung bietet Überraschung und Gewohntes

Deutsche Oscar-Hoffnungen wurden enttäuscht, aber ein Trostpflaster gab es doch. Die Verleihung des wichtigsten Filmpreises ging mit wenig Überraschungen über die Bühne, resümiert Thomas Groß

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Thomas Groß
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Mannheim/Los Angeles. So viel deutsche Oscar-Hoffnung wie in diesem Jahr war selten. Doch ein Jahr nach der mehrfachen Auszeichnung der Neuverfilmung des Antikriegsromans „Im Westen nichts Neues“ gingen deutsche Anwärter in diesem Jahr, darunter kein Geringerer als Wim Wenders mit seiner japanischen Produktion „Perfect Days“, leer aus. Am meisten überrascht dabei, dass auch die für einen Hauptrollen-Oscar nominierte Sandra Hüller übergangen wurde - sofern man nicht ohnehin annimmt, dass der deutsche Medienwirbel um sie und ihre Aussichten weniger realistischen Einschätzungen als vielmehr Lokalpatriotismus geschuldet war.

Tatsächlich wirkt das etwas längliche Justizdrama „Anatomie eines Falls“ der Französin Justine Triet, in dem Hüller die tragende Rolle spielt, wohl doch zu unspektakulär, um allgemein überzeugen zu können. Und die statt Hüller geehrte Emma Stone bildet mit ihrer ungewohnt freizügigen Darbietung in der schrägen Dramödie „The Poor Things“ ebenso deutlich das Zentrum eines wesentlich ungewöhnlicheren Films. Anders gesagt: Die subtile und differenzierte Darstellungskunst der Sandra Hüller hat sich der für den Preis verantwortlichen Academy of Motion Picture Arts and Sciences vielleicht nicht ganz erschlossen.

Das deutsche Filmgewerbe kann sich immerhin damit trösten, dass der zweifach prämierte britische Be

itrag „The Zone of Interest“ in den Hauptrollen von Christian Friedel und wiederum Sandra Hüller sowie Imogen Kogge in einer starken Nebenrolle maßgeblich getragen wird. Und auch die gesprochenen Dialoge sind in diesem bemerkenswerten und nachwirkenden Drama überwiegend deutsch. Dass „Oppenheimer“ zum großen Sieger der diesjährigen Oscar-Gala werden würde, war einigermaßen absehbar. Und wie stets hielt die Verleihung auch Überraschungen parat. Dem kommerziell erfolgreichsten und doppelbödigen Film „Barbie“ hätte man nämlich durchaus mehr Preise zugetraut als nur den für den besten Filmsong.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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