Mannheim. Knallharte Raps in atemberaubendem Tempo, fette Beats und mit ordentlich Bling-Bling: Wenn Curtis Jackson III, besser bekannt unter seinem Künstlernamen 50 Cent, auf der Bühne steht, wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Baseballcap, Sneakers und dicke Goldketten inklusive. Sein Debütalbum „Get rich or die tryin‘“ erschien vor 20 Jahren.
Der Rapper, der fast 123 Millionen Platten verkauft hat, feiert das Jubiläum mit der Welttournee unter dem Motto „The Final Lap Tour“. Auch seine Fans in Deutschland kommen in den Genuss; in insgesamt sechs Städten gastiert er – seine letzte Station: Mannheim. Dort hat der US-amerikanische Superstar die ausverkaufte SAP Arena am Mittwochabend knapp zwei Stunden lang zum Kochen gebracht.
Busta Rhymes und Spliff Star liefern unterhaltsame Show ab
50 Cent kommt nicht allein: Das Warm-up bestreitet Jeremih, ein R’n’B-Sänger mit unheimlich viel Soul in der Stimme. Der zweite Supporting Act ist kein Geringerer als Busta Rhymes, der zusammen mit dem Rapper Spliff Star die Zuschauerinnen und Zuschauer mitreißt.
Denn bei ihrem Auftritt präsentieren sich die beiden als gut gelaunte Entertainer und beste Freunde, die gerne mit den Gästen plaudern. Mal schwärmen sie von den vielen schönen Frauen in der Halle. Dann wollen sie wissen, ob die Leute hergekommen sind, um zu feiern. Als die Menge mit einem ohrenbetäubenden „Yes“ antwortet, zeigen sich die beiden empört, dass die Fans auf ihren Sitzplätzen noch nicht stehen. „Auf der Party wird nicht herumgesessen“, moniert Spliff Star mit gespielt strenger Stimme. Und schon stehen die meisten auf.
Gesanglich serviert Busta Rhymes einen Querschnitt seiner größten Hits von dem ikonischen „Break your neck“ über das chillige „Beach Ball“. Bei „Turn it up/Fire it up“ flimmert gar der schwarze TransAm „K.I.T.T.“ über die Leinwand, da der Song die Titelmelodie der 80er-Serie „Knight Rider“ sampelt. Mit der Ballade „I know what you want“ kommt romantische Stimmung auf. Zum Schluss lassen die beiden Künstler Champagner in die Menge regnen.
Wenige Worte von 50 Cent, viele Effekte auf der Bühne
Wer auf Anekdoten aus seinem Leben gehofft hat, wird enttäuscht. Denn 50 Cent ist kein Mann vieler Worte. Ein knappes „Are you okay?“ und wenige Aussagen, etwa dass er seinen Job schon länger mache – ansonsten konzentriert er sich auf das, was er am liebsten tut: nämlich Rappen und mit zahlreichen visuellen Effekten eine Show kreieren, die eine Mischung aus Konzert, Varieté und Stripclub ist.
Zu sehen gibt es Pyrotechnik, blitzschnelle Outfitwechsel, die das bloße Auge kaum wahrnimmt und Darbietungen, die man wohl eher bei Magiern erwarten würde. Eine Liveband unterstreicht die Raps musikalisch.
Die Bühne betritt der 48-Jährige – natürlich – auf spektakuläre Weise. Während im Hintergrund Polizeisirenen aufheulen, eine Hommage an seine kriminelle Vergangenheit und sein Image als Gangster-Rapper, steigt er aus einer mit Rauch gefüllten Glasbox und performt „I’m on some shit“ und „What up Gangsta“, während blaue Blitze hinter ihm herunterprasseln.
Neuere Songs und Hits aus den 2000er-Jahren
Wenn auch der Sound mit den wummernden Bässen mitunter so laut ist, dass sie körperlich zu spüren sind und man die Lyrics schlecht hört: Technisch tischt 50 Cent ordentlich auf. Auf zwei großen Leinwänden ist er auch auf weiter entfernten Rängen gut zu sehen. Das digitale Bühnenbild wird nahezu jedem Song angepasst, indem dort mal die Skyline von New York, eine Kirmes oder auch ein Rotlichtviertel dargestellt wird.
Bevor er das coole „P.I.M.P.“ auf die Bühne bringt, wird 50 Cent von oben, an Gurten befestigt, herabgelassen. Computersimulationen und eine futuristische Lasershow betören bei „Ayo Technology“. Es regnet Konfetti, goldene Bänder. Feuersalven bringen noch mehr Hitze in den ohnehin warmen Saal.
Gleichzeitig huldigt 50 Cent, passend zum Erscheinungsdatum seiner ersten CD, den frühen 2000er-Jahren. Da scratcht ein Diskjockey am Plattenteller, zwei Breakdancer begeistern mit Akrobatik und Headspins während HipHop-Klänge den Raum erfüllen. Nicht fehlen darf ein kongeniales achtköpfiges Tänzerinnen-Ensemble, das in knappen Outfits und einer lasziven Choreographie einen ordentlichen Schuss Erotik auf die Bühne bringt.
Zu den Hits „Candy Shop“ und „Disco Inferno“, die ohnehin bereits als Sex-Hymnen gelten, twerken die sexy Ladies und umschwärmen den Rapper. Bei „In da Club“ bringt er die Menge zum Mitsingen.
Am Ende ist 50 Cent fast zurückhaltend
Doch 50 Cent kann mehr als nur Partystimmung verbreiten. Die nachdenklich machende R’n’B-Ballade „Window Shopper“, die ein Luxusleben mit dem Dasein vergleicht, bei dem man die teuren Dinge nur im Schaufenster bewundern kann, kommt ebenso gut an. „Down on me“ performt er zusammen mit Jeremih, der sich im Anschluss bei „Birthday Sex“ selbst am Klavier begleitet und bis auf eine Tänzerin allein auf der Bühne ist. Neben mehreren Zugaben, darunter „Southside“, verlässt 50 Cent nach dem dramatischen Finale mit „I’ll whip ya head boy“ die SAP Arena. Im Gegensatz zur Eröffnung tut er dies ohne viel Brimborium. Zurück bleiben kleine Flammen am Bühnenrand.
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