Verkehr

Riedbahnsanierung: Das ist das Fahrplankonzept der Deutschen Bahn

Die Deutsche Bahn hat jetzt Details vorgestellt, wie sie die Sperrung und Sanierung der Bahnstrecke Mannheim-Frankfurt angehen will - und was das für die Passagiere bedeutet. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von 
Bettina Eschbacher
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Frankfurt. Um was geht es bei der Riedbahn-Sanierung?

Ab 15. Juli 2024 ist die Riedbahnstrecke Mannheim-Frankfurt vollständig gesperrt. Ebenfalls gesperrt ist sie für vorbereitende Arbeiten vom 1. bis 21. Januar 2024. Neu an dem Projekt ist, dass alles auf einmal gemacht wird: Die Erneuerung der Schienen, Weichen, Lärmschutzwänden, Bahnübergängen, Leit- und Sicherungstechnik und sogar von 20 Bahnhöfen an der Strecke. Zudem wird ein neues Elektronisches Stellwerk errichtet. Bisher wurden immer nur Teilstrecken und einzelne Gewerke saniert. Statt ständig neuer Baustellen und entsprechenden Einschränkungen über Jahre hinweg will die Bahn nun das große Ganze angehen. Dafür muss eben auch die ganze Strecke gesperrt werden – dafür aber für kürzere Zeit.

Was macht das Ganze so schwierig?

Im Grunde sind es zwei Mega-Aufgaben. Die Sanierung aller Gewerke auf mehr als 80 Bahnkilometern ist an sich schon sehr anspruchsvoll. Auch weil es eine ganz neue Herangehensweise für die Bahn ist. Es ist ein viel beachtetes Pilotprojekt. Die Riedbahn ist zudem einer der wichtigsten Strecken in Deutschland. Pro Tag verkehren hier 300 Fern-, Nah-, und Güterverkehrszüge. Das heißt Tausende Passagiere müssen trotzdem transportiert werden – mit möglichst geringen Einschränkungen. Diesen Ersatzverkehr zu organisieren ist äußerst komplex.

Wie soll der Ersatzverkehr laufen?

Über drei Varianten: Umleitungsstrecken im Fernverkehr, im Nahverkehr und mit Bussen als Ersatzangebot. Die Fernverkehrszüge werden zum Großteil über die parallel verlaufenden Strecken Mainz-Worms-Mannheim/Ludwigshafen (Ludwigsbahn) und Frankfurt-Darmstadt-Heidelberg (Main-Neckar-Bahn) umgeleitet. Die Züge müssen wegen der hohen Streckenbelastung langsamer fahren. Außerdem können natürlich nicht alle ausfallenden Züge der Riedbahn ersetzt werden. Um das auszugleichen, setzt die Bahn längere Züge mit mehr Sitzplätzen ein. Laut Bahn können zwei Drittel der Fernverkehrszüge mit immerhin 75 Prozent der Sitzplatzkapazität fahren.

Welche Einschränkungen gibt es für Fernreisende in der Region?

Generell verlängert sich die Fahrzeit laut Bahn um rund 30 Minuten. Und: Es gib nur noch ganz wenige Verbindungen, die den Frankfurter Flughafen direkt anfahren. Wer zum Flughafen will, muss in der Regel am Frankfurter Hauptbahnhof in einen Regionalzug oder eine S-Bahn umsteigen. Die Bahnhöfe Bensheim und Weinheim haben während der Totalsperrung keine direkte Anbindung an den Fernverkehr. Einzelne Züge fahren nicht an ihr eigentliches Ziel, sondern enden in Frankfurt oder Mannheim.

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Welches sind die Alternativen im Nahverkehr zur Riedbahn?

Umgeleitete Regionalexpresszüge nutzen ebenfalls die Ludwigsbahn (im Stundentakt) und Main-Neckar-Bahn (im Halbstundentakt). Hier setzt die Bahn Züge mit bis zu 800 Sitzplätzen ein. Dazu kommen Querverbindungen etwa über Bensheim und Worms. Aber um Platz für die vielen umgeleiteten Züge zu machen, müssen einige Regionalzüge und S-Bahnen durch Busse ersetzt und Takte ausgedünnt werden.

Wie sieht dieser Bus-Ersatzverkehr aus?

Dafür will die Bahn 150 zusätzliche Überland- und Gelenkbusse einsetzen, die teilweise sogar eine Toilette haben. 400 Busfahrer und –fahrerinnen werden dafür gebraucht. 13 Buslinien sollen die Fahrgäste in einem möglichst engen Takt zu bestehenden Regional- und S-Bahnen und Stadtverkehren bringen. „Die Busse fahren mindestens alle 5 bis 15 Minuten – das sind in Summe über 1000 Fahrten pro Tag“, so die Bahn. Dabei können Reisende wählen zwischen Expressbussen, die ohne Halt zum Endziel fahren, oder Bussen, die alle Bahnhalte anfahren. Reisende müssen generell mit 20 bis 30 Minuten längeren Fahrzeiten rechnen.

Was ist bei den Buslinien zu beachten?

In den Hauptverkehrszeiten fahren die Ersatz-Busse etwa aus Bürstadt nicht bis zum Mannheimer Hauptbahnhof. Die Fahrgäste müssen schon an der Haltestelle Mannheim-Luzenberg aussteigen und mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln weiterfahren. Das wiederum macht die Fahrt nach Bahn-Angaben 15 bis 20 Minuten länger. Nachts und an Sonntagen fahren die Busse aber zum Hauptbahnhof in Mannheim durch.

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Wo bekommt die Bahn 150 Busse mit 400 Fahrern zusätzlich her?

Die Eisenbahngewerkschaft EVG hat große Zweifel, dass sich genug Personal findet. Der Zweckverband öffentlicher Nahverkehr Rheinland-Pfalz Süd und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar – in der Region die Aufgabenträger für die Bahn – sieht das zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht gesichert und spricht von einem „hohen Risiko“ für die Ersatzverkehre. In der Region werden bereits händeringend Fahrer für den regulären Busverkehr gesucht.

Und was sagt die Bahn zu dem Problem?

70 der 150 neuen DB-eigenen Busse können schon im Januar eingesetzt werden, sagt Felix Thielmann, bei der Bahn für die Ersatzverkehre zuständig. Der Rest werde vorerst durch Subunternehmer abgedeckt. Ab Sommer sollen dann alle 150 Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Große Anstrengungen erfordere die Personalsuche, räumt Thielmann ein. Man suche derzeit nicht nur deutschland- sondern sogar europaweit nach Personal. Ziel sei, alle 400 Fahrer bei der Bahn in Vollzeit einzustellen. Bei Engpässen würde die Bahn auf Subunternehmer zurückgreifen. „Bis jetzt stehen die Ampeln auf Grün“, betont er.

Wie können sich Fahrgäste über die Veränderungen informieren?

Ab 11. Oktober unter www.bahn.de oder in der App DB Navigator. Details gibt es auch unter www.riedbahn.de. „Wir sind uns im Klaren, dass wir den Reisenden viel abverlangen“, sagt Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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