Rhein-Neckar. Seit ziemlich genau zwei Jahren hat die Corona-Pandemie die Welt und die Region fest im Griff, und in diesem Zeitraum dürften die meisten Beschäftigten mit einer Bürotätigkeit ihren bis dahin gewohnten Arbeitsplatz nur noch selten aufgesucht haben. Stattdessen ist mobiles Arbeiten angesagt, oder der Arbeit wird im heimischen Büro und am Küchentisch nachgegangen.
Nach einer Umfrage der digitalen Markt- und Meinungsforscher von Civey haben viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer durchaus Gefallen daran gefunden. Drei Viertel der rund 2500 befragten Beschäftigten, die die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbeiten, würden auch gerne nach der Pandemie zumindest anteilsmäßig dort arbeiten. Das gilt insbesondere für die 30- bis 39-Jährigen. Die meisten wünschen sich die Heimarbeit an ein bis zwei Tagen pro Woche. Etwa ein Viertel würde dies gerne drei bis vier Mal pro Woche tun.

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Der Nachfrage nach Büroflächen in der Region tut das alles keinen Abbruch. Wie jetzt die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) mitgeteilt hat, war das vergangene Jahr von stabilen Mieten und einem dynamischen Flächenumsatz geprägt. Die drei Großstädte an Rhein und Neckar haben, neben Leipzig, unter vergleichbaren Standorten mit 167 000 Quadratmetern das höchste Vermarktungsvolumen und mit einer Steigerung von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr die höchste Zuwachsrate erzielt. Die MRN beruft sich auf die Büromarkterhebung 2021 der Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung (gif), die seit 1996 jährlich 13 bedeutende Bürostandorte in Deutschland analysiert.
Größter Büromarkt der Region ist weiterhin Mannheim. Dort stieg der Vermietungsumsatz gegenüber dem Vorjahr um 25 000 auf 96 000 Quadratmeter. Überdurchschnittlich hoch (33 000 Quadratmeter) seien die Umsätze bei selbst genutzten Flächen gewesen, sehr gering dagegen bei fertiggestellten Um- und Neubauten mit 13 000 Quadratmetern. Im Rekordjahr 2020 lagen die noch bei 73 000 Quadratmeter. Die Durchschnittsmiete stieg von 13,40 auf 14,30 Euro, ebenso erhöhte sich die Leerstandsquote von 4,9 auf 6,1 Prozent. Für dieses Jahr rechnen die Experten mit 26 000 neuen Quadratmetern, unter anderem Flächen in den Sanierungsprojekten Konradhaus in der Dudenstraße und Augusta Grand in der Augustaanlage.
In Heidelberg wurden 51 000 (plus 3000) Quadratmeter Bürofläche umgesetzt, und das bei konstanten Mieten. Die Spitzenmiete beträgt der Erhebung zufolge 16,80 Euro, die Durchschnittsmiete 14,40 Euro. In der Uni-Stadt ging die Leerstandsquote von 5,5 auf 4,6 Prozent zurück. In diesem Jahr wird ein Flächenzuwachs von weiteren 59 000 Quadratmetern erwartet, nicht zuletzt dadurch, dass südlich des Hauptbahnhofs viele neue Büros fertiggestellt werden.
In Ludwigshafen verdoppelte sich der Flächenumsatz von 10 000 auf 20 000 Quadratmeter. Spitzenmiete (13 Euro) und Durchschnittsmiete (12,10 Euro) stiegen leicht an, genauso wie die Leerstandsquote, die nun bei 3,5 Prozent liegt.
Das Immobilienberatungsunternehmen JLL hat für den Bürovermietungsmarkt im Rhein-Neckar-Raum sogar das stärkste Ergebnis seit Beginn der Erhebung für die Region im Jahr 2006 ermittelt. Mit mehr als 182 000 Quadratmeter Bürofläche sei 2021 der bisherige Höchstwert von 2016 (165 700 Quadratmeter) übertroffen worden. Erstmals sei die Region umsatzstärkster Büromarkt Baden-Württembergs. „Die Diversität des regionalen Branchenmix verteilt das Risiko und sorgt auch in den aktuellen Zeiten für eine konstante Nachfrage nach hochwertigen Büroflächen“, sagte Stephan Leimbach von JLL. Stärkster Flächenabnehmer an Rhein und Neckar sei die Industrie mit 54 800 Quadratmetern vor dem Handel (30 400), unternehmensbezogenen Dienstleistern und der öffentlichen Verwaltung mit jeweils rund 18 000 Quadratmetern.
Mit zu dem Rekordwert beigetragen haben drei Großabschlüsse in Mannheim. JLL nennt hier Bauhaus (24 700 Quadratmeter), das im Wohlgelegen sein Service Center Deutschland erweitert, die neue Firmenzentrale von ABB in Käfertal (20 000 Quadratmeter) und ein neues Bürogebäude für Siemens in Neuostheim (9300 Quadratmeter). Da diese Abschlüsse „herausragend“ waren, geht JLL in diesem Jahr von einer geringeren Flächenvermietung aus. „Der Markt hat zwar immer wieder das Potenzial für solche Großumsätze, jedoch nicht in Serie, so dass wir für das kommende Jahr mit einem soliden Umsatz von insgesamt 140 000 Quadratmeter rechnen“, erklärte Konstantinos Krikelis, Leiter des JLL-Büros in Mannheim.
Er rechnet damit, dass bis Jahresende bei Spitzenmieten erstmals 20 Euro erreicht werden. Die derzeit höchsten Büromieten der Region werden auf dem Mannheimer Lindenhof mit bis zu 19,50 Euro erzielt. Dort entstehen mit der Entwicklung des Glückstein-Quartiers seit Jahren besonders viele Büroneubauten.
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