Konferenz

Wie will die Metropolregion die Energiewende bewältigen?

Geothermie, Wasserstoff und Carbon Capture: Welche Ansatzpunkte die Metropolregion Rhein-Neckar in der Energiewende sieht und welche Programme schon laufen.

Von 
Rahel Adel
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Optimismus an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen. © Rahel Adel

Ludwigshafen. „Klimaschutz ist eigentlich der falsche Begriff“, sagt Gabriël Clemens. „Dem Klima ist das egal. Wir müssen uns schützen, in dem wir das Klima schützen.“ Der Vorstandsvorsitzende der MVV Energie steht am Donnerstag nicht nur in dieser Funktion auf dem Podium, sondern auch als Vorstandsmitglied des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN). Und genau diese Zukunft ist auch das Thema der Regionalkonferenz „Energie und Umwelt“ an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen.

Um das Klima – oder vielmehr uns selbst – zu schützen, muss viel Geld fließen. Es braucht Investitionen, betont Erwin Manz, Staatssekretär des rheinland-pfälzischen Klimaschutz-Ministeriums. Doch nicht zu handeln, werde der Gesellschaft irgendwann noch teurer zu stehen kommen. „Das ist auch eine Frage der Generationengerechtigkeit“, so Manz.

Technologieoffenheit in der Metropolregion Rhein-Neckar

Doch wie soll die Metropolregion diesen riesigen Berg bewältigen, vor dem sie steht? Ein großes Thema, bei dem sich die Teilnehmer auf dem Podium immer wieder an den Staatssekretär wenden, ist die Technologieoffenheit. Uwe Liebelt, Noch-Werksleiter bei der BASF und ZMRN-Vorstandschef, wünscht sich diese Offenheit vor allem in Bezug auf das Thema Wasserstoff und Carbon Capture und Storage-Systeme (CCS). Beim CCS wird Kohlenstoffdioxid aus der Luft gebunden und gespeichert – im Moment noch meistens offshore, etwa in der Nordsee. Noch jedoch wird die kostspielige und umstrittene Technologie nicht in großem Rahmen eingesetzt.

Doris Wittneben (v.l.), Gabriël Clemens, Erwin Manz, Uwe Liebelt, Tibor Müller und Gunther Piller auf dem Podium. © Rahel Adel

Mehr Innovationen durch Technologieoffenheit

Durch mehr Technologieoffenheit erhofft sich auch Tibor Müller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz, mehr Innovationen. Hand in Hand damit gehe der oft geforderte Bürokratieabbau. „Vor allem kleine Unternehmen sind überlastet“, so Müller. Manz stimmt teilweise zu, plädiert aber vor allem dafür, auch die Beamten mehr dazu zu ermutigen, Ermessensspielräume auszunutzen. „Die Mitarbeiter in den Behörden sind risikoscheu“, so der Staatssekretär. Sie sollen bestärkt werden, die Freiräume in den gesetzlichen Normen mehr auszunutzen, schlägt Manz vor.

Doch auch Gesellschaft und Politik sollen risikobereiter werden – das wünscht sich zumindest Müller. Und meint damit die sogenannten Reallabore – also Testräume, in denen innovative Technologien unter realen Bedingungen erprobt werden können. Er appelliert an die Gesellschaft: „Bei Nullrisiko gibt es auch keine Innovationen.“

Koalitionsvertrag schürt Hoffnung für Geothermienutzung und Wasserstoff

Große Hoffnung liegt auf der neuen Bundesregierung und dem Koalitionsvertrag. Die Runde zeigt sich zuversichtlich, dass die Metropolregion auch vom Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen einiges abbekommt. „Wir wollen unsere Scheibe aus den 500 Milliarden Euro nutzen“, sagt Liebelt. Viele der im Koalitionsvertrag adressierten Energiethemen würden im Rhein-Neckar-Kreis bereits bearbeitet werden. So etwa der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur, des Wärmenetzes und der potenziellen Geothermienutzung. Liebelt nach gibt es in der Metropolregion ungenutzte Abwärmequellen. Im Herbst will der Verein ZMRN deshalb den Wärmeatlas veröffentlichen, in dem die verzeichnet sind. Und die Oberrheinregion sitzt auf ungenutzter Tiefengeothermie, so Liebelt. „Die müssen wir gemeinsam erschließen.“

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Manz warnt jedoch davor, den Begriff Infrastruktur zu eng zu fassen. Seine Auffassung nach ist auch Bildung Teil der Infrastruktur – auch demokratischer Zusammenhalt brauche Bildung. Und gerade junge Leute an den Hochschulen brauchen schnelle Erfolge – sie könnten nicht verstehen, warum für viele Projekte so viel Zeit gebraucht werde, gibt der Präsident der Gastgeberhochschule, Gunther Piller, zu bedenken. Dabei sind sich auf dem Podium alle einig: Die Dinge, die schnell umsetzbar seien – die „low hanging fruits“ also -, sollten so schnell es geht, auch umgesetzt werden. Und für die großen Themen, da brauche es Kooperationen aus Wirtschaft, Forschung und Politik. Für die Zukunftspläne der Metropolregion ist der Tenor der Bühne also: Es wird.

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