St. Leon-Rot. Warum verlässt einer der profiliertesten Ludwigshafener BASF-Manager den Chemiekonzern und wirft damit auch noch eines der sichtbarsten Ehrenämter in der Region hin? Das dürften sich viele fragen, nachdem Uwe Liebelt am Dienstag seinen Abschied verkündet hatte.
Liebelt leitet unter anderem das Ludwigshafener BASF-Werk – noch bis Ende Juni. Außerdem ist er Vorsitzender des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN). Auch dieses Amt endet zum 1. Juli, also mitten in dem Jahr, in dem die Metropolregion ihren 20. Geburtstag feiert. Dabei hatte Liebelt den Vorsitz erst vor einem Jahr angetreten und gemäß seiner analytisch-zupackenden Art ehrgeizige Pläne präsentiert.
Nun startet das „Herzensprojekt“
Bei der Mitgliederversammlung des ZMRN mit rund 180 Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft betont Liebelt: Die Entscheidung zum Abschied habe er nach „reiflicher Abwägung“ gefällt. Er wolle sich künftig ganz seinem „Herzensprojekt“, einem Start-up in der Hirntumorforschung, widmen. Seine Aufgaben bei BASF sowie seine Ehrenämter habe er immer vollster Überzeugung und ganz viel Herzblut wahrgenommen. „Aber jetzt ruft mich eine neue Aufgabe, der ich jetzt persönlich Priorität geben will und die duldet keinen Aufschub mehr“, so der promovierte Chemieingenieur.
Im Gespräch mit dieser Redaktion am Rande der Veranstaltung offenbart Liebelt die sehr persönliche Motivation hinter seinem Start-up: „Meine erste Frau ist im Jahr 2023 an einem bösartigen Hirntumor gestorben“, sagt Liebelt. „Wir haben gemeinsam über zwei Jahre gekämpft und in dieser Zeit habe ich tatsächlich Dinge gesehen und gelernt, die ich jetzt auch anderen zur Verfügung stellen will.“
Für Patienten mit bösartigen Hirntumoren gebe es wenige zuverlässige Standard-Verfahren in Deutschland. Hier setzt die 2024 gegründete Kerstin Liebelt Glioblastom Knowledge Base GmbH an: Sie soll die Zuordnung zwischen der experimentellen Therapie und den spezifischen Patientenprofilen verbessern, also diese Therapieangebote für Betroffene zugänglicher machen. Dabei soll künstliche Intelligenz helfen. Bisher sind nur er und ein junger Forscher ehrenamtlich aktiv. Das wird sich ab 1. Juli ändern, wenn er voll einsteigt.
Das Timing seines Abschieds hält Liebelt, 59, für richtig: Die Metropolregion hat pünktlich zum 20. Geburtstag eine neue Strategie, die er mitentwickelt hatte und die er am Donnerstag vorstellte. Das Ziel, die Metropolregion in den kommenden fünf Jahren zu einer der wärmeeffizientesten Regionen Deutschlands zu entwickeln, hatte er bereits bei seinem Amtsantritt definiert. In den ZMRN-Vorstand soll wieder ein Vertreter aus der BASF für ihn nachfolgen. Und für den Vorsitz gebe es vielversprechende Kandidaten. Darüber entscheidet der Vorstand Anfang Juli.
„Nach 29 Jahren BASF geht man nicht so einfach“
Dass Liebelt das Ludwigshafener Stammwerk der BASF ausgerechnet jetzt verlässt, wo eine gewaltige Umstrukturierung läuft, hält er für kein Problem. „Das Feld ist gut bestellt. Wir haben sehr genau festgelegt, wie wir die BASF in Ludwigshafen umbauen wollen. Alle Pflöcke sind eingeschlagen.“ Der Standort sei auf einem guten Weg, dazu habe er einen Beitrag geleistet – und er habe mit Helmut Winterling (derzeit noch Leiter der Forschung der BASF-Gruppe) einen guten Nachfolger.
Liebelt erzählt, er habe jetzt aus der Belegschaft viel positive Resonanz bekommen – für seine Arbeit, aber auch für seine Entscheidung. Er sagt aber auch: „Nach 29 Jahren BASF geht man nicht so einfach.“
Neue Mitglieder berufen
- Der Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN) sieht sich als Plattform für den strategischen Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung.
- Der Vorstand hat 16 Mitglieder. Neu in den Vorstand berufen wurde Katharina Beumelburg, Vorstandsmitglied von Heidelberg Materials. Sie kommt für Tilman Krauch von Freudenberg.
- Der künftige MVV-Vorstandschef Gabriël Clemens folgt auch im ZMRN-Vorstand auf Georg Müller, der MVV Ende März verlässt.
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