Mannheim. Hundertprozentig ist es nicht, warnt er gleich einschränkend. „Aber zu 99 Prozent klappt das“, hofft und glaubt Egon Scheuermann. Zwar gebe es noch Mitbewerber und „ein paar Fragezeichen“, aber bereits vorformulierte Verträge. Danach wird der Mannheimer Projektentwickler und Investor neuer Eigentümer des Gebäudes von Galeria Kaufhof Karstadt im Quadrat P 1 - und es als Kaufhaus erhalten.
„Ich habe dort meine Lebensmittel eingekauft, manchmal nur für 80 Pfennig oder eine Mark“, erinnert sich der 81-Jährige, der als Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Boxheimer und Scheuermann Projektentwicklung Projektsteuerung Grundstücksgesellschaft mbH nach wie vor täglich mit viel Energie, Einsatz und Ideen aktiv ist.
Er war aus dem Odenwald zur Banklehre gekommen. „Ein armer Sack“ sei er damals gewesen, erinnert er sich. Sein erstes Zimmer hatte er im Katholischen Lehrlingsheim „Haus der Jugend“, nicht weit weg von dem Kaufhaus, an dem er oft vorbeilief und das deshalb für ihn „einfach zu Mannheim dazugehört“. Daher habe er sich vorgenommen, die Immobilie zu erwerben und als Kaufhaus-Standort zu nutzen. „Ich habe lange darüber geschlafen“, sagt Scheuermann, aber schon seit vier Monaten arbeite er daran und sei auch mit Oberbürgermeister Christian Specht darüber im Gespräch. „Wir sind uns einig, dass der Standort erhalten bleiben muss“, so der Investor, und er wolle Specht bei diesem Ziel unterstützen.
Scheuermann über das Kaufhof-Gebäude: „Wir müssen das wieder attraktiver machen“
Auch wenn im nun verabschiedeten Insolvenzplan die Schließung der Mannheimer Filiale stehe, könne man das im laufenden Insolvenzverfahren noch ändern. Die Vertragsverhandlungen dazu liefen mit den Insolvenzverwaltern, dem bisherigen Eigentümer - der Signa-Gruppe - und deren Kreditgebern. Über die Kaufsumme will sich Scheuermann nicht äußern, aber dementiert nicht, dass es sich um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag handelt. „Ich werde dann noch ein paar Millionen investieren“, kündigt er an. Das Gebäude war zuletzt 1997 für damals 17 Millionen D-Mark umgestaltet worden.
„Aber wir müssen das wieder attraktiver machen“, betont Scheuermann und spricht von „neuen Böden, mehr Beleuchtung, neuen Farben, modernen Aufzügen“. Das Haus müsse „mehr als aufgehübscht“ werden, aber dann habe es als Kaufhaus angesichts des exzellenten Standorts eine Zukunft, ist er überzeugt. Allerdings werde sich Galeria, so der bisherige Stand der Verhandlungen, auf das Erdgeschoss bis zum vierten Obergeschoss konzentrieren. Für das Untergeschoss setze er weiter voll auf den Lebensmittel-Einzelhandel, das fünfte und sechste Obergeschoss wolle er „ganz neu entwickeln“ - Richtung Büros oder Arztpraxen, „da ist alles denkbar“.
Die Gespräche laufen nach Angaben von Scheuermann seit vier Monaten. Der Kontakt sei zustande gekommen, weil einer der Beteiligten mit seinem Sohn Fußball spielte und Betriebswirtschaftslehre studierte.
Scheuermann ist in Mannheim vor allem durch den Fußball bekannt - er trug er über 30 Jahre Verantwortung in verschiedenen Ämtern für den VfR Mannheim. Nun ist einer seiner Söhne der Präsident, Scheuermann weiter großer Gönner. Dass er mal das wirtschaftliche Potenzial dazu hat, den VfR sowie - meist im Stillen - viele soziale Projekte unterstützen kann, hätte der tiefgläubige Katholik als Kind nie gedacht. Schließlich war er „nur“ ein „Bauernbub“, wie er sagt. Um das damals noch übliche Schulgeld bezahlen zu können, opferte seine Großmutter ihre Rente.
Im Anschluss an die Lehre in Mannheim studierte an der Cambridge-Universität BWL, finanzierte sich das selbst mit Kellnern und Musizieren in Pubs. Nach der Tätigkeit für eine Baufirma, bei der er zum kaufmännischen Leiter aufstieg, wagte Scheuermann Anfang der 1980er Jahre die Selbstständigkeit und übernahm das Ingenieurbüro Boxheimer und Partner, baute die Firma aus, realisierte viele bedeutende Wohn- und Gewerbebauten in der Region, zuletzt bei den Luftschiffhallen Brühl. Als Projektentwickler bewies er oft das richtige Gespür für Markttrends, aber auch stets großes soziales Engagement.
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