Unternehmen

SRH - der stille Riese aus Heidelberg

Der gemeinnützige SRH-Konzern aus Heidelberg beschäftigt in den Bereichen Gesundheit und Bildung rund 17 000 Mitarbeiter. 2023 machte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 1,36 Milliarden Euro

Von 
Dieter Keller
Lesedauer: 
Pflegekräfte im SRH-Klinikum Burgenlandkreis in Naumburg/Saale. © SRH

Heidelberg. Mit fast 17 000 Mitarbeitern und 1,36 Milliarden Euro Umsatz ist SRH ein beachtlicher Konzern. Doch er ist ein stiller Riese. Selbst an seinem Sitz in Heidelberg dürften ihn viele nicht kennen. Dabei ist der Stiftungskonzern in der Universitätsstadt der größte private Arbeitgeber.

Allein hier beschäftige er 2300 Mitarbeiter, berichtete der Vorstandsvorsitzende Christof Hettich beim Club der Kurpfälzischen Wirtschaftsjournalisten. Derzeit erarbeitet er einen Masterplan, wie sich der Campus in Heidelberg-Wieblingen in den nächsten 20 bis 30 Jahren weiterentwickeln soll. Er will auch an vielen anderen Standorten wachsen.

SRH betreibt Kliniken und Hochschulen 

Gesundheit und Bildung sind die Aktionsfelder des Konzerns. Seine zehn Akut- und sechs Rehabilitationskliniken betreuen pro Jahr 1,2 Millionen Patienten. Daneben betreibt er bundesweit 15 Hochschulstandorte mit 20 000 Studierenden sowie zahlreiche Fachschulen. Keimzelle des Konzerns war die 1966 gegründete gemeinnützige „Stiftung Berufsförderungswerk Heidelberg“, die fünf Jahre später in Stiftung Rehabilitation Heidelberg umbenannt wurde. Längst nutzt sie nur noch das Kürzel SRH, weil die Aktivitäten inhaltlich und räumlich stark ausgedehnt wurden.

Christof Hettich - Vorstandsvorsitzender der SRH © Tobias Koch

Geblieben ist die Rechtsform: SRH ist eine gemeinnützige Stiftung, „die sich selbst gehört“, so Hettich. Sie agiert zwar als privatwirtschaftliches Unternehmen, das keinen Verlust machen sollte. Aber sie muss keine großen Gewinne erzielen. „Alles, was wir erwirtschaften, fließt wieder ins Unternehmen.“

11,4 Millionen Euro Jahresergebnis 2023 nach 5,1 Millionen Euro im Jahr zuvor sind für einen Konzern mit 1,36 Milliarden Euro Umsatz nicht viel, eine Folge der schwierigen Situation im Klinikbereich. Aber für den Konzernchef ist eine andere Zahl entscheidend: Gleichzeitig wurden 106 Millionen Euro investiert.

SRH nicht nur in Heidelberg und Baden-Württemberg aktiv

Mit rund einer Milliarde Euro Umsatz ist der Gesundheitsbereich mit Abstand der wichtigste. Neben Baden-Württemberg hat sich SRH nach der Wende stark in Thüringen und Sachsen sowie in Sachsen-Anhalt engagiert. Vorzeigehaus ist das Klinikum Gera mit fast 1000 Betten und über 40 Fachabteilungen, das mit Gewinn arbeitet. Soweit ist das Klinikum Sigmaringen noch nicht, das Hettich in den letzten Jahren viel beschäftigt hat.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

„Da haben wir Geld verloren“, gibt er offen zu. Denn hier in Oberschwaben wurden drei Krankenhäuser zusammengelegt und die Standorte Bad Saulgau und Pfullendorf 2022 geschlossen, was mit großen Protesten in der Region verbunden war. Die Notwendigkeit erläutert er an der Abteilung Geburtshilfe: Um jederzeit kurzfristig einen Kaiserschnitt durchführen zu können, müssen rund um die Uhr die nötigen Ärzte bereitstehen. Das überfordert kleinere Krankenhäuser. Eine Diskussion, die an vielen Standorten läuft.

Zu den hoch spezialisierten Fachkliniken gehört das Kurpfalzkrankenhaus in Heidelberg mit 94 Betten, das insbesondere Parkinsonkranke und Bluter behandelt. SRH betreibt aber auch immer mehr Medizinische Versorgungszentren (MVZ), die als ambulante Anlaufstellen wichtiger werden. Derzeit gibt es 180 in Baden-Württemberg, Sachsen und Thüringen.

Die SRH-Fachschulen beschäftigen sich mit vielen Themen

Der zweitgrößte Bereich sind die Fachschulen, die jährlich 220 Millionen Euro Umsatz bringen. Sie beschäftigen sich nicht nur mit dem Thema Gesundheit, sondern auch mit kaufmännischer Ausbildung sowie IT. Zur beruflichen Rehabilitation gehört unter anderem das Berufsbildungszentrum Neckargemünd. Allein diese europaweit größte Sonderschule mit Heimunterbringung beschäftigt 300 Lehrer. Schließlich ist SRH der größte private Betreiber von Hochschulen mit 15 Standorten in ganz Deutschland.

Allein in Heidelberg gibt es 3300 Studierende in Fächern von Betriebswirtschaft über Gesundheitsberufe bis zu Architektur und Technik. Ähnliche Strukturen werden in Berlin geschaffen, wo vor allem ausländische Studierende aus 110 Ländern lernen – Unterrichtssprache Englisch. Die privaten Hochschulen verlangen Studiengebühren. Das bringt im Jahr 120 Millionen Euro. Inzwischen gibt es auch ausländische Standorte in Paraguay und den Niederlanden. Die Zahl von insgesamt 10 000 Studierenden vor Ort und genauso vielen im Fernstudium soll sich in den nächsten vier Jahren verdoppeln.

Mehr zum Thema

Maschinenbau

Heidelberger Druckmaschinen beendet Kurzarbeit

Veröffentlicht
Von
Bettina Eschbacher
Mehr erfahren
75 Jahre Grundgesetz

Warum die Elternzeit für Frauen zur Falle werden kann

Veröffentlicht
Von
Srefanie Ball
Mehr erfahren

Gerade hat der Konzern einen umfassenden „Marken- und Werteprozess“ hinter sich, mit dem ihn Hettich für die Zukunft aufstellen will. „Mit all unserer Leidenschaft unterstützen wir Menschen darin, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können“, lautet das Grundmotto.

Bei so viel Dynamik, die Hettich in den letzten knapp zehn Jahren an der Spitze von SRH entwickelt hat, stellt sich die Frage: Wie lange will er den gemeinnützigen Konzern noch lenken? Feiert doch der Jurist in diesem Jahr seinen 65. Geburtstag. Gerade hat der Aufsichtsrat seinen Vertrag und den des zweiten Vorstands Patrick Mombaur bis 2028 verlängert. Die Führungsverantwortung sei schon in den letzten Jahren auf mehr Schultern verteilt worden, wofür es ein eigenes Qualifikationsprogramm gibt. Zudem mache ihm die Aufgabe weiter Freude, und er hält sich fit – unter anderem mit Marathonläufen als Ausgleich. Selbst in New York war er schon am Start.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen