Walldorf. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Vergütungsbericht von SAP:
Wie setzt sich die Gesamtvergütung zusammen?
Die Gesamtvergütung ist das, was jedes Vorstandsmitglied für das Jahr 2022 aufs Konto bekommen hat. Diese Summe zu berechnen, ist ziemlich kompliziert. Im Vergütungsbericht stehen seitenweise Erklärungen, Grafiken und Formeln. Vereinfacht erklärt: Die gesamte Vergütung setzt sich aus festen und erfolgsabhängigen Bestandteilen (kurz- und langfristig) zusammen. Letztere richten sich danach, inwieweit zuvor vereinbarte Ziele erreicht worden sind. SAP knüpft die variable Vergütung neuerdings stärker an Nachhaltigkeitsziele, darunter etwa die Treue der Kundschaft, den Stolz der Beschäftigten auf das Unternehmen und einen geringeren Verbrauch an klimaschädlichem CO2.
Was fällt auf, wenn man sich den aktuellen Bericht anschaut?
Die Vorstandsmitglieder von SAP bekommen insgesamt deutlich weniger Geld als vor einem Jahr. So summiert sich die Vergütung auf rund 18,8 Millionen Euro, ein Minus von 40 Prozent. Top-Verdiener bleibt Vorstandssprecher Christian Klein mit rund 4,67 Millionen Euro, gefolgt von Finanzchef Luka Mucic mit mehr als 3,24 Millionen Euro.
Warum hat der Vorstand insgesamt weniger verdient?
SAP hat mehrere finanzielle Ziele verpasst - etwa für den Bestand an Cloudverträgen und das Wachstum von Cloud- und Softwareerlösen. Das wiederum macht sich in einem geringeren kurzfristigen Bonus bemerkbar. Dabei muss man wissen: SAP hatte im Frühjahr 2022 nach Russlands Angriff auf die Ukraine die Prognose gesenkt. Die Ziele für die Vorstandsmitglieder allerdings wurden beibehalten. Investoren sehen es nicht gerne, wenn Ziele unter dem Jahr angepasst werden. Ein weiterer Grund, weshalb die gesamte Vergütung des Vorstands zurückgegangen ist: Drei der sieben Mitglieder - Sabine Bendiek, Scott Russell und Julia White - sind weniger als vier Jahre im Vorstand und bekommen noch keine langfristigen Boni ausgezahlt.
Welche Besonderheiten gibt es noch?
Bei Sabine Bendiek und Julia White sind Sonderzahlungen entfallen. Die Managerinnen hatten beim Wechsel von Microsoft zu SAP 2021 einen einmaligen Ausgleich für entgangene Leistungen bei Microsoft ausgehandelt. Deshalb ist ihr Verdienst im Jahresvergleich deutlich zurückgegangen. Bei Vorstandssprecher Christian Klein steht ein Minus von 20 Prozent - das ist auch auf einen Corona-Sonderbonus zurückzuführen, der ihm 2022 nicht mehr zugeflossen ist.
Wie teuer wird der Abschied von Finanzchef Luka Mucic?
Mucic erlebt seine letzten Tage bei SAP, Ende des Monats verlässt er das Unternehmen und übergibt an seinen Nachfolger Dominik Asam. Tatsächlich ist der Abschied eine teure Angelegenheit: Für die Restlaufzeit seiner ursprünglichen Bestellung als Vorstandsmitglied bis 31. März 2026 erhält Mucic laut Vergütungsbericht eine Abfindung von 9,6 Millionen Euro. Diese Zahlung ist auch der Arbeitnehmervertretung aufgefallen - und das nicht im positiven Sinne. Sie sei „bemerkenswert“, teilt Eberhard Schick, Vorsitzender des Betriebsrats der SAP SE, mit.
Wenn es eine langfristige erfolgsabhängige Vergütung gibt - heißt das, dass ehemalige Vorstandsmitglieder noch Geld bekommen?
Genau so ist es. Ein paar Beispiele: Der früheren Co-Chefin Jennifer Morgan (hat SAP im April 2020 verlassen) stehen für 2022 rund 2,61 Millionen Euro zu, dem ehemaligen Vorstandssprecher Bill McDermott (im November 2019 ausgeschieden) 3,32 Millionen Euro.
Wie begründet SAP die hohen Summen grundsätzlich?
„Die Vergütung des SAP-Vorstands soll der anspruchsvollen Aufgabe der Vorstandsmitglieder Rechnung tragen, ein globales Unternehmen in einer schnelllebigen Branche zu führen“, heißt es im Vergütungsbericht. „Sie soll so bemessen sein, dass sie international konkurrenzfähig ist (. . .)“. Der Aufsichtsrat setzt die Vergütung - unterstützt von verschiedenen Ausschüssen - fest.
Mit Blick auf den Aufsichtsrat: Wie sieht die Vergütung dort aus?
Top-Verdiener in dem 18-köpfigen Gremium ist der Vorsitzende Hasso Plattner mit insgesamt 439 200 Euro, 27 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein einfaches Mitglied erhält in der Regel zwischen 200 000 und 300 000 Euro pro Jahr. Die gesamte Vergütung setzt sich aus einem festen Bestandteil und einem weiteren Betrag zusammen, der sich nach der Arbeit in Ausschüssen richtet. Insgesamt sind 2022 rund 5,2 Millionen Euro an Aufsichtsratsmitglieder geflossen.
Wird die Belegschaft auf den Vergütungsbericht achten?
Davon kann man ausgehen. Der Softwarekonzern zahlt rückwirkend zum 1. Januar 3,7 Prozent mehr Gehalt - was Arbeitnehmervertreter angesichts des guten Konzerngewinns und der hohen Inflation als „Schlag ins Gesicht der Beschäftigten“ bezeichnet hatten. Zudem startet SAP eine Restrukturierung und will weltweit 3000 Arbeitsplätze abbauen.
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