Kommentar Plattner-Nachfolge: Renjen ist eine überraschende Personalie

Hasso Plattner hat sich viel Zeit bei der Nachfolgersuche gelassen. Entscheidend wird sein, wie stark Punit Renjen das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden bei SAP ausfüllen kann, meint Alexander Jungert. Ein Kommentar

Veröffentlicht
Kommentar von
Alexander Jungert
Lesedauer

Hasso Plattner hat sich reichlich Zeit bei der Suche nach seinem Nachfolger gelassen. So richtig loseisen konnte oder wollte er sich all die Jahre wohl doch nicht. Nun aber steht eine Zäsur bei SAP bevor: Plattner, einer der fünf Gründer des Softwarekonzerns, der Übervater, die prägende Figur, seit 20 Jahren Vorsitzender des Aufsichtsrats, geht 2024. Dieses Mal wirklich. Der ehemalige Deloitte-Manager Punit Renjen soll übernehmen – und diese Personalie ist überraschend.

Denn Plattner selbst hatte im vergangenen Jahr noch erklärt, wie er sich seine Nachfolge vorstellt: Am besten er oder sie kommt aus den eigenen Reihen und er oder sie spricht Deutsch. Auf Renjen trifft nichts von beidem zu.

Der indisch-amerikanische Manager ist nicht die erste Wahl. Plattner hatte zuerst einen internen Kandidaten im Blick; der Plan zerschlug sich. Auch die Suche unter ehemaligen Vorstandsmitgliedern wie Jim Hagemann Snabe klappte nicht, wie Plattner jetzt in einem Zeitungsinterview verraten hat.

Nichtsdestoweniger ist Renjen ein geeigneter Kandidat. Sehr international. Mit einem Blick von außen, der helfen kann, die Stärken und Schwächen von SAP besser zu erkennen. Durch die Arbeit bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte ist Renjen mit einem Großteil der Arbeit von SAP vertraut: verkaufen, beraten, Kundenprojekte durchführen. SAP-Vorstandssprecher Christian Klein und Renjen kennen sich geschäftlich. Klein war es auch, der den Kontakt hergestellt hat.

Entscheidend wird sein, wie stark Renjen das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden ausfüllen kann. Das Streitthema „Amerikanisierung von SAP“ taucht in schöner Regelmäßigkeit auf. Teile der Belegschaft werden sich zu Recht daran stören, dass der oberste Kontrolleur in den USA lebt (auch wenn sich dort der wichtigste Markt befindet). Wie nah kann Renjen Walldorf überhaupt sein? Diese kritischen Stimmen muss er ernst nehmen. Auch muss er sich darauf einlassen, dass in Deutschland Arbeitnehmer in Aufsichtsräten stärker vertreten sind als in den USA. Stichwort Mitbestimmung.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft