Mannheim. Irgendwie scheint es ziemlich egal zu sein, ob es den Kunden von Bilfinger gut oder schlecht geht. Denn so oder so holen sie den Mannheimer Industrie-Dienstleister mit ins Boot. Das ist ein Grund, warum die Geschäfte des MDax-Konzerns gerade so gut laufen, wie Bilfinger-Vorstandschef Thomas Schulz erklärt.
Schulz sieht in vielen Branchen eine höhere Bereitschaft der Kundschaft, verstärkt Dienstleistungen auszulagern. Das erhöht entsprechend die Chance auf neue Aufträge für die Mannheimer Spezialisten. Bilfinger wartet zum Beispiel Industrieanlagen oder übernimmt die Generalüberholung von Kraftwerken und Anlagen sowie den Rohrleitungs- oder Gerüstbau für andere Unternehmen.
Bilfinger-Chef Schulz will Kunden beim Sparen helfen
Dass diese mehr outsourcen wollen, hat laut Schulz zwei Gründe: großes Wachstum oder hoher Kostendruck. „In starken Wachstumsphasen wollen sich die Unternehmen mehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren“, so der Bilfinger-Chef. Und da etwa die Wartung der eigenen Anlagen nicht zum Kerngeschäft gehöre, werde die an Bilfinger abgegeben. Diese Entwicklung sieht er derzeit vor allem in den Branchen Pharma und Biopharma.
Bilfinger: Dickes Plus im zweiten Quartal
- Im zweiten Quartal 2024 hat Bilfinger einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielt, 16 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis legte von 30 auf 48 Millionen Euro zu. Und beim Auftragseingang gab es mit 1,5 Milliarden Euro ein Plus von 39 Prozent.
- Erstmals sind die neuen Einheiten des Zukaufs Stork voll in der Bilanz integriert. Bilfinger hatte das Instandhaltungsgeschäft von Stork in Belgien und den Niederlanden übernommen.
- Der Mannheimer Konzern hat weltweit 31.127 Beschäftigte, davon knapp 900 in der Region.
Die Kunden vergeben aber auch mehr Service-Aufträge an die Mannheimer, wenn sie sparen wollen. „Auch bei hohem Kostendruck wollen sich die Unternehmen mehr auf ihre eigenen Produkte, ihre Endkunden konzentrieren“, erklärt Schulz. Schließlich könne Bilfinger den Industriekunden gut beim Sparen helfen, weil man viel Erfahrung beim Heben von Effizienzpotenzial habe.
Bei BASF ist Bilfinger gut im Geschäft
Ob er aktuell bei BASF im Werk Ludwigshafen noch besser ins Geschäft kommen kann, wollte Schulz aber nicht verraten. Das Stammwerk des Chemiekonzerns soll effizienter und wieder profitabel werden und deshalb eine Milliarde Euro einsparen. Weitere Sparpläne sind für Herbst zu erwarten.
„BASF ist eine tolle Firma“, sagt Schulz. Bilfinger sei gut im Geschäft bei dem Dax-Konzern, und man spreche derzeit viel miteinander. „Wir stehen zu unseren Kunden, in guten wie in schlechten Zeiten.“
2023 hat Schulz so viel wie der BASF-Chef verdient
Nicht kommentieren wollte Schulz, dass er als Bilfinger-Chef 2023 ähnlich viel verdient hat wie der damalige BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller. Er verwies lediglich auf seinen Arbeitsvertrag - das sei die Grundlage für seine Vergütung. Für Brudermüller und Schulz sind in den jeweiligen Geschäftsberichten rund 5,2 Millionen Euro ausgewiesen, obwohl die BASF deutlich größer ist. Allerdings sind die Zahlen nicht direkt vergleichbar, weil jede Firma andere Berechnungen für die Gesamtvergütung ihrer Vorstände anwendet.
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