Niedernberg/Rhein-Neckar. Der Deko-Händler Depot ist in vielen Innenstädten zu finden - nun hat das Unternehmen aus Franken Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Das Amtsgericht Aschaffenburg bewilligte am Montag ein Schutzschirmverfahren für das Einzelhandelsunternehmen namens Gries Deco Company GmbH und bestellte einen vorläufigen Sachwalter sowie einen vorläufigen Gläubigerausschuss, wie eine Gerichtssprecherin sagte. Sie bestätigte damit Medienberichte.
Filialen auch in Mannheim und der Rhein-Neckar-Region
Das Unternehmen betreibt auch in Mannheim und der Rhein-Neckar-Region mehrere Filialen. Sie befinden sich auf den Mannheimer Planken, im Rhein-Neckar-Zentrum Viernheim, in den Innenstädten von Weinheim und Heidelberg sowie in Worms. In der Heidelberger Bahnstadt betreibt Depot außerdem ein Outlet.
Im Frühjahr sorgte das Unternehmen in Mannheim für Spekulationen. Auslöser war ein Räumungsverkauf in der Filiale. Ein Grund dafür - Umbau oder Schließung - war damals auf Anfrage beim Unternehmen nicht in Erfahrung zu bringen. Man bat stattdessen um Verständnis, Medienanfragen dieser Art aktuell nicht beantworten zu können. Andernorts liefen ähnliche Ausverkaufsaktionen. „Wir räumen unser Lager“, beruhigten die Verkäuferinnen die Nachfragen von Kunden.
Inhaber Christian Gries hatte jedoch seinerzeit in einem Gespräch mit dem „Handelsblatt“ erklärt, dass nach verlustreichen Jahren 90 der mehr als 300 Filialen auf dem Prüfstand stünden, da dort die Mietverträge ausliefen. Nur wenn Vermieter zu Mietsenkungen bereit seien, wolle Depot den Mietvertrag verlängern. Indes wurden die „Räumungsverkauf“-Plakate in Mannheim nach einiger Zeit entfernt, seitdem läuft der Verkauf wieder regulär.
Das Insolvenz-Schutzschirmverfahren soll in die Krise geratene Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger schützen. Die Geschäftsführung kann das Unternehmen weiter verantwortlich lenken und selbstständig sanieren. Ihr wird allerdings ein Anwalt als sogenannter Sachwalter zur Seite gestellt.
Die Filialen des Deko- und Einrichtungshändlers Depot sind in vielen deutschen Innenstädten zu finden. Doch bei der Handelskette aus dem unterfränkischen Niedernberg mit ihren 500 Geschäften gab es bereits in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten.
Nach dem Einstieg des Schweizer Handelsriesen Migros im Jahr 2009 hatte Depot einen aggressiven Expansionskurs verfolgt. Die Zahl der Filialen stieg von 109 auf 500, der Umsatz kletterte gewaltig. Die Gewinne wuchsen aber nicht im gleichen Tempo, im Gegenteil: Das Unternehmen machte Verluste. 2019 verkaufte Migros seine 90-prozentige Beteiligung an dem Wohnaccessoire-Anbieter an den bisherigen Unternehmenschef und Gründerenkel Christian Gries. Er war bis dato mit 10 Prozent am Unternehmen beteiligt.
Nach Unternehmensangaben erwirtschaftete die Gries Deco Company GmbH zuletzt einen Umsatz von rund 390 Millionen Euro. Angaben zu Gewinn oder Verlust wurden nicht gemacht. Zum Unternehmen zählten etwa 4400 Beschäftigte und mehr als 300 Filialen in Deutschland.
Wie es in Mannheim und andernorts jetzt weitergeht
„Wir werden sehr zügig auf alle Beteiligten - insbesondere natürlich Mitarbeiter, Vermieter, Lieferanten und Geschäftspartner - zugehen und gemeinsam die nächsten Schritte besprechen“, sagte Christian Gries laut Mitteilung.
Der Geschäftsbetrieb des Unternehmens soll uneingeschränkt weiterlaufen. Die Löhne und Gehälter der Beschäftigten in Deutschland seien bis September gesichert. Ziel sei es, spätestens zum Jahreswechsel einen Plan zur Neuausrichtung des Unternehmens zu haben.
Für die 34 Depot-Standorte der Gruppe in der Schweiz werde das Schutzschirmverfahren absehbar keine relevanten Auswirkungen haben. Für die Standorte in Österreich sei es das Ziel, einen großen Teil dieser fortzuführen. (mit dpa)
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