Rhein-Neckar. Es ist der Beginn einer milliardenschweren Sanierung von Bahnstrecken: Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und Bahn-Chef Richard Lutz haben im südhessischen Gernsheim das Startsignal für eine umfassende Generalsanierung der wichtigen Strecke Frankfurt-Mannheim gegeben. Erstmals wird mit der Riedbahn eine wichtige Verbindung in Deutschland monatelang gesperrt, um sie grundlegend zu sanieren.
Für Bahnchef Lutz markiert dies einen Wendepunkt. „Mit der Generalsanierung machen wir die Schiene fit für die Zukunft.“ Die Generalsanierungen seien ein fundamental und radikal anderer Angang. Zur Bahninfrastruktur sagte Lutz: „Sie ist zu voll, sie ist zu alt und damit zu störungsanfällig.“
In den kommenden rund 150 Tagen werde ein neues Modernisierungskonzept umgesetzt, damit der jahrzehntelange Sanierungsstau im Schnelldurchlauf aufgearbeitet werden könne, sagte Wissing. Der Bund habe hierfür die Voraussetzungen geschaffen. Ganz Deutschland schaue auf die Riedbahn.
„Die Schieneninfrastruktur bröselt und wird den heutigen Ansprüchen nicht gerecht“, sagte Wissing. Man brauche einen Paradigmenwechsel. „So wie es war, darf es nicht bleiben. Dies gehe aber nur, wenn die Infrastruktur in Ordnung gebracht werde. „Jetzt kommt eine richtige Kraftanstrengung.“ Alleine für diesen Streckenabschnitt sind derzeit Kosten in Höhe von 1,3 Milliarden Euro veranschlagt.
Zweckverband kritisiert Planung der Deutschen Bahn
Der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd kritisierte die Deutsche Bahn wegen ihrer Planung. „Nach Ansicht der ZÖPNV Süd muss die DB InfraGo künftige Generalsanierungen besser vorbereiten“, heißt es vom Aufgabenträger für den linksrheinischen Schienennahverkehr. Als Beispiel wird die Strecke Mainz-Mannheim genannt, die eine Ausweichstrecke für die Riedbahn ist und für diesen Zweck wegen einer hohen Belastung durch noch stärkeren Güterverkehr ertüchtigt wurde. „DB InfraGo ignorierte erfolgreich die frühzeitig erhobene Forderung nach Koordinierung dieser Maßnahmen zwischen Mainz und Mannheim und setzte die Maßnahmen in zahlreichen Fällen mit dem sogenannten Letztentscheid durch.“
„Dem Projekt Riedbahn wurde und wird eine extreme Priorität eingeräumt mit der Konsequenz, dass die eingeübte Kooperation zwischen DB InfraGo, DB Regio (als Verkehrsunternehmen) und Aufgabenträger häufig verlorenging und unsere Kundinnen und Kunden darunter zu leiden hatten und haben“, so der Zweckverband. Alles sei viel zu kurzfristig geplant worden, die DB InfraGo habe ihre eigenen Regeln zum Umgang mit Baumaßnahmen sehr oft nicht eingehalten.
Bis Mitte August fallen Züge aus der Pfalz vielfach aus
Auch werde das ursprüngliche Versprechen einer Baufreiheit auf den Umleitungsstrecken während der Riedbahnsperrung nicht eingehalten. Schon heute würden Streckensperrungen und eingleisige Abschnitte geplant und festgelegt. „Besonders ärgerlich“ seien die Störungen für Reisende, die durch die Sanierung der Tunnelstraße am Mannheimer Hauptbahnhof entstehen. Das Projekt störe den verbliebenen Verkehr aus Richtung Ludwigshafen so stark, dass bis Mitte August vor allem aus der Pfalz Züge ausfielen und so Mannheim und der ICE-Knoten vielfach nicht erreicht werden könnten.
Etwas Lob gibt es vom Zweckverband dann doch noch: Im Busbereich seien die Anregungen aus den Gesprächen zwischen den kommunalen Gebietskörperschaften und der Geschäftsstelle des ZÖPNV aufgegriffen und an die Bahn weitergeleitet sowie die Busfahrzeiten gegenüber der Riedbahnsperrung im Januar angepasst worden.
Der Regionalverband Rhein-Neckar des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) wirft der regionalen Verkehrsplanung vor, „geschlafen zu haben“. Deshalb müssen Fahrgäste „zahlreiche Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, die vermeidbar gewesen wären“. Der VCD kritisiert, dass sich Mannheim und Heidelberg nicht auf eine gemeinsame Position zur ICE-Anbindung einigen konnten. Deshalb führen jetzt viele ICEs ohne Halt an der Region vorbei. Weinheim sei während der Sperrung der Riedbahn vom Fernverkehr komplett abgehängt. (mit dpa)
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