Neckarsulm/Walldorf. Schwarz Digits positioniert „Stackit“, eine eigene Cloud-Infrastruktur – quasi als europäischen Gegenentwurf zu US-Anbietern wie Amazon und Microsoft. Fragen und Antworten dazu.
Wer steckt hinter Schwarz Digits?
Tatsächlich hat Schwarz Digits etwas mit den bekannten Lebensmitteleinzelhändlern Lidl und Kaufland zu tun: Beide gehören zur Schwarz Gruppe mit Sitz in Neckarsulm bei Heilbronn. Schwarz Digits ist die relativ junge IT- und Digitalsparte der Gruppe, sie wurde 2023 gegründet. Neue Partnerschaften sollen das Geschäft beleben, nachdem der Umsatz zuletzt auf der Stelle getreten ist.
Um was geht es also?
Um die Digitalisierung kommt niemand mehr herum. Unternehmen verlagern Daten und Prozesse zunehmend in die Cloud, damit sie flexibler und produktiver werden. So sind sensible Daten deutscher Firmen seit Jahren vor allem auf Servern in den USA gespeichert. Das Problem: Außereuropäische Konzerne agierten „in anderem Rechtsrahmen“ und hätten „trotzdem großen Einfluss auf unsere kritische digitale Infrastruktur“, heißt es bei Schwarz Digits. Tatsächlich steigt die Nachfrage nach US-unabhängigen Angeboten mittlerweile, die Wiederwahl von Donald Trump zum Präsidenten dürfte sie befeuert haben. Schwarz Digits hat sich deshalb den Walldorfer Softwarekonzern SAP und das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha mit ins Boot geholt. „Während Regionen wie die USA mutig Milliarden in Technologie investieren, muss Europa sein Zögern überwinden und seine digitale Zukunft aktiv gestalten“, schreibt SAP-Vorstandsmitglied Thomas Saueressig auf Linkedin.
Wie wichtig ist es den Unternehmen, wer die Cloud-Anbieter sind?
In einer Studie des Branchenverbandes Bitkom geben 99 Prozent der befragten Unternehmen an, dass Vertrauen in IT-Sicherheit, Datenschutz und Compliance beim Cloud-Anbieter entscheidend sind. Direkt danach folgen Leistungsfähigkeit und Stabilität. Absolute „No-Gos“ bei Standorten für Rechenzentren sind übrigens Russland und China. Die USA kommen für immerhin 53 Prozent nicht infrage. Deutschland hingegen würden 99 Prozent der Firmen bevorzugen.
Was genau plant Schwarz Digits?
Schwarz Digits will seine Cloud „Stackit“ zum deutschen Hyperscaler ausbauen. Ein Hyperscaler ist ein Dienstleister, der eine riesige Infrastruktur mit enormen Rechen-, Speicher- und Netzwerkressourcen betreibt. Mit anderen Worten: Schwarz Digits will zu einer Cloud-Macht werden – und dabei garantieren, dass die Daten von Kundinnen und Kunden rechtssicher in Deutschland bleiben. Nach Informationen des SWR will Schwarz Digits in den kommenden Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag investieren.
Welche Rolle spielt SAP dabei?
Das Cloud-Angebot „Rise with SAP“ von SAP, um Geschäftsprozesse zu digitalisieren (große Kunden wie etwa Nestlé nutzen es), war bisher auf Rechnern in den USA und in China „untergebracht“. Künftig soll es auf der Schwarz-Cloud „Stackit“ verfügbar sein. Kunden hätten nun eine Alternative, „die speziell auf die Bedürfnisse des deutschsprachigen Raums zugeschnitten ist“, erklärt SAP-Spitzenmanager Saueressig. Das neue gemeinsame Angebot ermögliche es Unternehmen, „Kerngeschäftsprozesse auf einer Infrastruktur zu modernisieren, die europäische Werte, Autonomie und Vertrauen widerspiegelt“. Und Christian Müller, Co-Chef von Schwarz Digits, ergänzt: „Bisher standen vorwiegend Cloud-Anbieter aus nicht EU-Ländern zur Auswahl. Durch unsere Partnerschaft mit SAP bieten wir eine europäische Alternative.“ Bekannt geworden sind die Pläne kürzlich auf der Technology Experience Convention Heilbronn, im Beisein des neuen Bundesdigitalministers Karsten Wildberger.
Was ist mit Künstlicher Intelligenz?
Künstliche Intelligenz (KI) gilt als wichtiges Werkzeug für Unternehmen in der Digitalisierung. Hier verhält es sich ähnlich wie bei der Cloud-Infrastruktur: Nutzten Unternehmen KI-Modelle außereuropäischer Anbieter, „können sie nicht mit Sicherheit ausschließen, dass ihr Wissen über das Training der KI an Wettbewerber abfließt“, so Schwarz Digits. Deshalb mischt das KI-Start-up Aleph Alpha aus Heidelberg mit. PhariaAI, eine Art Betriebssystem für KI-Anwendungen, wird über die Cloud von Schwarz Digits bereitgestellt – „bei vollständiger Kontrolle über Daten und Modelle“. Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis ist ein Verfechter von souveräner KI, in einer Welt mit Trump erst recht. „Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass wir uns selbst stark aufstellen müssen, wird es nie verstehen“, erklärte Andrulis in einem Interview mit dieser Redaktion.
Was gibt es Neues vom KI-Innovationspark IPAI in Heilbronn?
Inzwischen steht auf der Baustelle das Bauschild. Erdarbeiten laufen. Ende des Jahres sollen laut Stadt Heilbronn die Hochbauarbeiten starten. Das neue KI-Quartier in direkter Nähe des Industrieparks Böllinger Höfe soll eines Tages Platz für bis zu 5000 Menschen bieten, die rund um KI arbeiten. Laut Medienberichten will allein die Dieter Schwarz Stiftung zwei Milliarden Euro investieren. Schon heute dienen die IPAI Spaces als Plattform für Projektpartner. Dazu gehören, man ahnt es schon: SAP und Aleph Alpha.
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