Technologie

Wird Schwarz Digits mithilfe von SAP zur Cloud-Macht?

Um die Abhängigkeit von US-Anbietern in der Cloud zu verringern, hat Schwarz Digits einen Plan ausgeheckt. Auch zwei bekannte Firmen aus der Region spielen dabei eine Rolle.

Von 
Alexander Jungert
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LEDs leuchten in einem Serverschrank in einem Rechenzentrum. © picture alliance/dpa

Neckarsulm/Walldorf. Schwarz Digits positioniert „Stackit“, eine eigene Cloud-Infrastruktur – quasi als europäischen Gegenentwurf zu US-Anbietern wie Amazon und Microsoft. Fragen und Antworten dazu.

Wer steckt hinter Schwarz Digits?

Tatsächlich hat Schwarz Digits etwas mit den bekannten Lebensmitteleinzelhändlern Lidl und Kaufland zu tun: Beide gehören zur Schwarz Gruppe mit Sitz in Neckarsulm bei Heilbronn. Schwarz Digits ist die relativ junge IT- und Digitalsparte der Gruppe, sie wurde 2023 gegründet. Neue Partnerschaften sollen das Geschäft beleben, nachdem der Umsatz zuletzt auf der Stelle getreten ist.

Um was geht es also?

Um die Digitalisierung kommt niemand mehr herum. Unternehmen verlagern Daten und Prozesse zunehmend in die Cloud, damit sie flexibler und produktiver werden. So sind sensible Daten deutscher Firmen seit Jahren vor allem auf Servern in den USA gespeichert. Das Problem: Außereuropäische Konzerne agierten „in anderem Rechtsrahmen“ und hätten „trotzdem großen Einfluss auf unsere kritische digitale Infrastruktur“, heißt es bei Schwarz Digits. Tatsächlich steigt die Nachfrage nach US-unabhängigen Angeboten mittlerweile, die Wiederwahl von Donald Trump zum Präsidenten dürfte sie befeuert haben. Schwarz Digits hat sich deshalb den Walldorfer Softwarekonzern SAP und das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha mit ins Boot geholt. „Während Regionen wie die USA mutig Milliarden in Technologie investieren, muss Europa sein Zögern überwinden und seine digitale Zukunft aktiv gestalten“, schreibt SAP-Vorstandsmitglied Thomas Saueressig auf Linkedin.

Die Co-Chefs von Schwarz Digits, Rolf Schumann (l.) und Christian Müller (r.), mit dem neuen Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (2.v.r.). © Oliver Fofana/Schwarz Digits

Wie wichtig ist es den Unternehmen, wer die Cloud-Anbieter sind?

In einer Studie des Branchenverbandes Bitkom geben 99 Prozent der befragten Unternehmen an, dass Vertrauen in IT-Sicherheit, Datenschutz und Compliance beim Cloud-Anbieter entscheidend sind. Direkt danach folgen Leistungsfähigkeit und Stabilität. Absolute „No-Gos“ bei Standorten für Rechenzentren sind übrigens Russland und China. Die USA kommen für immerhin 53 Prozent nicht infrage. Deutschland hingegen würden 99 Prozent der Firmen bevorzugen.

Was genau plant Schwarz Digits?

Schwarz Digits will seine Cloud „Stackit“ zum deutschen Hyperscaler ausbauen. Ein Hyperscaler ist ein Dienstleister, der eine riesige Infrastruktur mit enormen Rechen-, Speicher- und Netzwerkressourcen betreibt. Mit anderen Worten: Schwarz Digits will zu einer Cloud-Macht werden – und dabei garantieren, dass die Daten von Kundinnen und Kunden rechtssicher in Deutschland bleiben. Nach Informationen des SWR will Schwarz Digits in den kommenden Jahren einen zweistelligen Milliardenbetrag investieren.

Vorstandsmitglied Thomas Saueressig ist bei SAP für das Cloud-Geschäft verantwortlich. © SAP SE

Welche Rolle spielt SAP dabei?

Das Cloud-Angebot „Rise with SAP“ von SAP, um Geschäftsprozesse zu digitalisieren (große Kunden wie etwa Nestlé nutzen es), war bisher auf Rechnern in den USA und in China „untergebracht“. Künftig soll es auf der Schwarz-Cloud „Stackit“ verfügbar sein. Kunden hätten nun eine Alternative, „die speziell auf die Bedürfnisse des deutschsprachigen Raums zugeschnitten ist“, erklärt SAP-Spitzenmanager Saueressig. Das neue gemeinsame Angebot ermögliche es Unternehmen, „Kerngeschäftsprozesse auf einer Infrastruktur zu modernisieren, die europäische Werte, Autonomie und Vertrauen widerspiegelt“. Und Christian Müller, Co-Chef von Schwarz Digits, ergänzt: „Bisher standen vorwiegend Cloud-Anbieter aus nicht EU-Ländern zur Auswahl. Durch unsere Partnerschaft mit SAP bieten wir eine europäische Alternative.“ Bekannt geworden sind die Pläne kürzlich auf der Technology Experience Convention Heilbronn, im Beisein des neuen Bundesdigitalministers Karsten Wildberger.

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Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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