Mannheim. Die Welt ist seit dem Amtsantritt Donald Trumps noch ein bisschen verrückter geworden. Der US-Präsident hat nur Dollarzeichen in den Augen und will die Handelspartner zur Kasse bitten. Doch so einfach funktioniert das nicht. Achim Wambach, der Spitzenökonom am ZEW Mannheim, bringt es auf den Punkt: „Trump schadet mit seinen Hin und Her bei den Zöllen den USA, deshalb ist er zurückgerudert. Und in der Tat. Während in den USA die Zinsen steigen, weil sich die Spekulanten aus dem Dollar zurückziehen und die Leitwährung deshalb unter Druck geraten ist, können sich die Europäer zurücklehnen und zuschauen, wie die USA sich kaputtmachen“, sagt Wambach beim Talk „Wer regiert die Welt?“ in der Mannheimer Zentrale der PTA-Gruppe.
Partner von „Wer regiert die Welt?“ sind die Schwesterfirmen PTA und Datis des IT-Unternehmens. Der Talk gehört zur Veranstaltungsreihe „Business Club“ der HAAS Mediengruppe. Moderator ist Karsten Kammholz, Chefredakteur des „Mannheimer Morgen“.
Klar ist für Wambach also, dass zumindest die USA die Welt nicht regieren. Trump hat sich aber auch nicht von Europa oder China in die Knie zwingen lassen. „Es waren die Finanzmärkte. Trump hat schnell reagiert, weil die Börsen schnell reagiert haben“, so der ZEW-Präsident. Die Achterbahnfahrten an der Wall Street haben Trump zum Umdenken gezwungen. Und darauf reagieren natürlich auch die Finanzmärkte weltweit. Am Montag schloss zum Beispiel der Dax zum Börsenschluss mit einem Rekordhoch. Am Dienstag hat er zum ersten Mal die Marke von 24.000 Punkten gerissen.
Die meisten Cloud-Anbieter stammen aus den USA
Also alles nicht so schlimm? Es gibt da schon ein Thema, das die Experten bei der Gesprächsrunde umtreibt. Ironischerweise hat die PTA-Gruppe ihren Firmensitz in der Schwetzingerstadt im früheren Postamt Nr. 9. In der alten analogen Welt wurden dort die Daten per Brief oder Telegramm verschickt, jetzt steht in der früheren Remise das Rechenzentrum und die Daten stecken in der Cloud.
„98 Prozent der Unternehmen sind bereits in der Cloud, 54 Prozent planen weitere Investitionen in Cloud-Lösungen“, sagt Maximilian Münch, der im DATIS-Management sitzt. Dass die meisten Anbieter wie Microsoft oder Google aus den USA stammen, bereitet nicht nur ihm Sorge. „Trump will den Cloud-Nutzern den Stecker ziehen, indem er die Zölle für Cloud-Anbieter, die auf dem europäischen Markt tätig sind, drastisch erhöht.“ Die Unternehmen müssen sich also auf höhere Kosten einstellen.
Es geht aber nicht nur ums Geld. Datensicherheit wird immer mehr ein Thema. Das Misstrauen, dass die Daten in den US-Clouds nicht mehr in sicheren Händen sein könnten, ist gewachsen. „Der Trend geht zur hybriden Architektur. Dass die Daten nicht alle zusammen in einer Cloud liegen dürfen – das haben viele begriffen. Das Know-how ist vorhanden, vielen Unternehmen fehlt aber im Tagesgeschäft die Zeit“, sagt Münch. Mit guten IT-Systemen verdient ein CEO natürlich kein Geld. Wenn aber das ganze System down ist – dann ist Katastrophe da.
PTA-Geschäftsführer Tim Walleyo betont deshalb, wie sehr die Zeit drängt. „Wir haben in Deutschland einen gewissen Rückstand und müssen Gas geben, sonst wird es ziemlich eng. Wir brauchen ein europäisches Selbstbewusstsein und müssen bei den Themen Cloud und KI eine europäische Souveränität entwickeln“, sagt er.
Der Weg dahin wird aber womöglich ein weiter sein. „Wir haben diese Datensouveränität nicht, das liegt natürlich auch daran, dass solche strategische Fragen vor ein paar Jahren gar nicht auf der Tagesordnung standen. Mit Blick auf Trump hat die Bedeutung der Datensicherheit jetzt eine ganz neue Dimension angenommen“, sagt Florian Padberg, Geschäftsführer des bayerischen IT-Unternehmens ituso.
Aber klar ist auch: „Wir machen es nicht gut“, weiß Wambach und verweist auf den Datenschutzrahmen zwischen der EU und den USA, der seit Trumps Amtsantritt erst recht auf dem Spiel steht. Dabei geht es – vereinfacht ausgedrückt – um den sicheren Datentransfer zwischen der EU und Drittstaaten wie den USA. Zwei Abkommen hat der Europäische Gerichtshof bereits außer Kraft gesetzt. Auch das dritte geplante steht nach Wambachs Einschätzung auf dem Spiel.
„Wer regiert die Welt?“
Partner von „Wer regiert die Welt?“ sind die Schwesterfirmen PTA und DATIS der PTA-Gruppe . Das IT-Unternehmen hat seine Zentrale in Mannheim.
Der Talk gehört zur Veranstaltungsreihe „Business Club“ der HAAS Mediengruppe. Moderator ist Karsten Kammholz, Chefredakteur des „Mannheimer Morgen“.
Stargast bei dem Talk am Montag in der Mannheimer Zentrale des IT-Unternehmens PTA war Achim Wambach . Er ist Präsident des renommierten Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
Der Ökonom leitet das ZEW seit 2016. Er ist außerdem Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim . Das ergibt Sinn, weil das ZEW und die Uni öfter gemeinsam an Studien arbeiten.
Vor seinem Wechsel war Wambach Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg , danach Direktor des Instituts für Wirtschaftspolitik (iwp) an der Universität zu Köln .
Während Wambach in seinem Impulsvortrag die nicht nur durch den zweiten Wahlsieg Donald Trumps unberechenbarer gewordene Welt beleuchtete, beschäftigte sich der Praktiker Maximilian Münch (DATIS ) auch mit der Frage, welche Maßnahmen Unternehmen treffen müssen, um ihre Daten vor dem Zugriff von Kriminellen oder feindlichen Staaten sichern zu können.
Unterstützung bekamen Wambach und Münch bei der Diskussion auf dem Podium von den Geschäftsführern Tim Walleyo , (PTA) und Florian Padberg , (ituso). Das bayerische Unternehmen hat sich unter anderem auf Datenschutz und IT-Sicherheit spezialisiert. was
Das Misstrauen, dass Microsoft & Co. mit unseren Daten Schindluder betreiben, ist seit Trumps Machtantritt gewachsen. „Wir müssen nicht nur aus Gründen der Datensicherheit technologisch souverän werden. Wir wollen die europäische Cloud nicht deshalb, weil wir die USA abhängen wollen, sondern weil wir unser Know-how behalten wollen“, sagt Wambach. Und er schiebt gleich nach: „Eine Daten-Autarkie wird es aber nicht geben.“
Klar ist aber auch: „Niemand hat mit einem so absurden Theater in den USA gerechnet. In gewisser Weise waren aber nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Regierungen zu naiv“, sagt PTA-Geschäftsführer Tim Walleyo.
Deshalb schauen wir jetzt jeden Morgen in einer Mischung aus Entsetzen und Neugierde auf unserem Handy, was Trump schon wieder getrieben hat.
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