Walldorf. Die Ankündigung von SAP-Chef Christian Klein, auch künftig beim Personal zu sparen, stößt bei der Arbeitnehmervertretung auf wenig Begeisterung. „Wenn man jährlich ein bis zwei Prozent der Belegschaft austauschen will, dann zeigt das einen Kulturwandel bei SAP“, erklärt Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, auf Anfrage. Er vermute auch einen Zusammenhang mit dem neuen „Performance Management“.
Damit meint Schick das System zur Leistungsbewertung, das der Walldorfer Softwarekonzern eingeführt hat. Es teilt die Belegschaft in verschiedene Kategorien ein: oben in der „Exceptional Zone“ die Leistungsträger - unten jene in der „Improvement Zone“, die sich unbedingt verbessern sollten.
Christian Klein: SAP wird mitarbeiterseitig insgesamt weiter wachsen
Anstelle großer Streichrunden wie im vergangenen Jahr will SAP künftig kontinuierlicher vorgehen. „In einem Jahr können es dann mal ein, manchmal auch zwei Prozent der Stellen sein, die wegfallen“, hat Klein der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX kürzlich gesagt. „Die SAP wird mitarbeiterseitig aber insgesamt weiter wachsen, nur eben weniger schnell als der Umsatz - weil wir in Wachstumsbereichen auch neue Stellen schaffen.“
Dank der Beschäftigungssicherung erwartet Arbeitnehmervertreter Schick in Deutschland nur freiwillige Abgänge. „Statt Geld für Abfindungen zu verwenden, sollte in die Weiterbildung der Beschäftigten investiert werden, besonders im Bereich Künstlicher Intelligenz“, kritisiert er.
Anfang 2024 hatte SAP den Abbau von 10.000 Stellen eingeleitet, der mittlerweile abgeschlossen ist. Die Mitarbeiterzahl liegt mit aktuell knapp 109.000 durch Neueinstellungen aber trotzdem etwas höher als Anfang 2024, als es weniger als 108.000 waren. Großes Potenzial zum Sparen sieht das Management durch Künstliche Intelligenz (KI) im Vertrieb, aber auch in der Entwicklung von Software.
„KI stellt zweifellos die größte wirtschaftliche Chance seit dem Aufkommen des Internets dar und ist bereits ein wichtiger Treiber für die Produktivität in Unternehmen aller Branchen“, schreibt Klein auf Linkedin. Und zu dpa-AFX sagt er: „Klar ist, dass sich praktisch jede Jobfunktion in der SAP durch KI verändern wird.“
Die Investitionen in Deutschland will SAP ausweiten. In den vergangenen fünf Jahren seien hierzulande rund zehn Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung geflossen. Bis 2027 sollen die Investitionen um zwei Milliarden ausgebaut werden.
Der Konzern ist Teil der Investitionsinitiative der deutschen Wirtschaft, die ihre Vorhaben bei Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vorgestellt hat. Klein: „In Deutschland investieren wir weiter am meisten, obwohl es nicht unser größter Markt ist und wir mittlerweile in Indien den größten Entwicklungsstandort besitzen.“ Der Konzernchef warnt bei KI vor überbordender Regulierung. „Wenn Datenschützer uns Offenlegungspflichten für Algorithmen auferlegen, die wir in 400.000 Kundenverträge aufnehmen sollen - dann ist das hochgradig schädlich fürs Geschäft.“ (mit dpa)
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