Wiesloch. Jürgen Otto ist erst seit Juli 2024 Frontmann bei Heidelberger Druckmaschinen - er will das Unternehmen aber schnell wieder in die Spur bringen. Dabei fährt der Vorstandschef einen Kurs, der den Konzern für die nächsten Jahre im weltweiten Wettbewerb rüsten soll. Otto hat das Unternehmen auf eine Wachstumsstrategie eingeschworen, die Heidelberger Druckmaschinen mittelfristig höhere Umsätze im Bereich von 300 Millionen Euro sichern soll.
Geschäft mit Verpackungen der Wachstumstreiber
Das Unternehmen will seine Marktposition im Kerngeschäft ausbauen, dazu gehört der Verpackungs- und Digitaldruck sowie das Software- und Lifecycle-Geschäft. Die ersten Digitaldruckmaschinen aus der Kooperation mit Canon gehen nach Ottos Angaben bereits an Kunden in der Schweiz und in Deutschland. Dadurch soll der Umsatz deutlich steigen. „Wir versprechen uns viel von der Partnerschaft mit Canon. Je komplexer und anspruchsvoller die Aufträge werden, desto besser sind für uns die Chancen“, sagt Otto bei der Vorlage der Bilanzzahlen zum dritten Quartal.
„Das Packaging ist inzwischen der größte Bereich und hat das Drucksegment überholt. Wir erwarten einen Zuwachs von nachhaltigen Papier-Verpackungen und gleichzeitig hochwertigen Verpackungen“, benennt Otto das Potenzial dieses Segments.
Doch damit allein lassen sich die angepeilten Umsätze mittelfristig nicht realisieren. Heidelberger Druckmaschinen will sein Angebot im wachsenden Markt der „Green Technologies“ weiter ausbauen und verfolgt dabei ehrgeizige Ziele: Der Konzern möchte in Schlüsselbereiche wie den hochpräzisen Anlagenbau, die Automobilindustrie, Ladeinfrastruktur und Software oder auch die Wasserstofftechnologie eindringen. Der erste Prototyp eines Elektrolyseurs im Bereich Wasserstoff wird nach Ottos Angaben im Sommer fertiggestellt.
Personalkosten sollen von 800 auf 700 Millionen sinken
„Wir werden unsere Wachstumsstrategie bis 2028 umsetzen“, verspricht der Konzernchef. Es wird also noch dauern, bis Heidelberger Druckmaschinen die angepeilten 300 Millionen Euro an Umsätzen verbuchen kann. Ganz schnell muss es dagegen bei der Umsetzung des Zukunftsprogramms gehen. Die Personalkosten sollen von 800 auf 700 Millionen Euro sinken. „Über 50 Prozent der Personalkosten fallen in Deutschland an, ein Großteil am Standort Wiesloch-Walldorf“, sagt Otto. Rund 450 der knapp 4.000 Arbeitsplätze sollen an dem Standort sozialverträglich abgebaut werden. Und zwar ohne Leistungseinbußen. „Die Beschäftigten in Wiesloch müssen jetzt ranklotzen, wir wollen zwar Personal abbauen, gehen aber mit der Leistung nicht runter, sondern rauf. Wir müssen wieder lernen, mehr zu arbeiten und können nicht nur im Homeoffice sitzen“, umschreibt Otto, welch anderer Wind jetzt im Betrieb weht.
Rückstellungen drücken Ergebnis ins Minus
Der Personalabbau kostet allerdings kurzfristig erst einmal einen Haufen Geld. Die dafür notwendigen Rückstellungen in Höhe von 29 Millionen Euro schlagen im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs 2024/2025 voll ins Kontor. Statt eines fetten Gewinns steht jetzt ein Minus von sieben Millionen Euro nach Steuern in den Büchern. Dass die Entwicklung insgesamt positiv ist, zeigt der Blick auf das bereinigte EBITDA, das im dritten Quartal von 34 auf 54 Millionen gesteigert wurde. Die EBITDA-Marge verbesserte sich von 5,7 auf 9,2 Prozent. „Wir erwarten dank des hohen Auftragsbestands ein starkes viertes Quartal mit einer kräftigen Umsatzsteigerung“, sagt Otto.
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