Vor allem der Fichte geht es nicht gut, BA vom 5. Oktober:
Der Titel des Artikels kommt einem schon wie eine Untertreibung vor, wenn man täglich die toten Bäume und kahlen Flächen im Wald von Lautertal sieht. Wie der Artikel nicht so recht beschreibt, sind in Lautertal die Fichten großteils abgestorben und auch viele Kiefern sehr geschädigt. Buchen sind so geschädigt, dass im Frühjahr eiligst im Naturschutzgebiet Buchen gefällt wurden – und an anderen Stellen in Lautertal während der Brutzeit später im Jahr auch.
Es muss also auch bei Buchen schon schlimm sein, wenn Hessen-Forst wegen angeblich gefährdeter Verkehrssicherheit zu solchen Maßnahmen greift oder greifen muss.
In den letzten Jahren war die Bewirtschaftung des Gemeindewalds von Lautertal in der bisherigen Art ein Verlustgeschäft, wie die Gemeinde berichtet hat. Es hat mehr Geld gekostet, den Wald durch Hessen-Forst zu bewirtschaften, als der Holzerlös eingebracht hat. Gleichzeitig hat Hessen-Forst nicht verhindern können, dass es dem Wald schlechter geht als vor fünf oder zehn Jahren. Die alten Vorgaben der Gemeindevertretung, wie Hessen-Forst den Wald (aus-) zu nutzen hat, haben die Lage eher verschlimmert. Weil sie eben nicht mehr zu den heutigen Zeiten passen.
Der im Artikel vorgeschlagene, mehrschichtige Mischwald heißt auch, dass eben die großen, alten Bäume nicht im besten Zustand zur Holzgewinnung abgesägt werden, wie es bisher gemacht wurde. Große Schattenspender sind heutzutage bis über ihren Tod hinaus im Wald wichtig.
Für einen Mischwald finde ich die im Artikel ins Spiel gebrachten mindestens drei Baumarten pro Gebiet noch zu niedrig. Wir haben doch mehr als drei heimische Baumarten. Und müssen es die im Artikel erwähnten Douglasie oder Lärche sein? Diese sind dem Odenwald eher fremd. Holen wir uns dadurch nicht neue Probleme in unseren Wald?
Der Wald muss doch heute schon ganz neue Aufgaben erfüllen: Klimaanlage für die Täler; Schutz vor Überschwemmung und Schlammlawinen bei Starkregen für Orte wie Reichenbach; Erzeuger von Trinkwasser; Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze; Erzeuger von Ökopunkten und Einwerber von Fördermitteln für Naturwald; Touristenmagnet für Städter und Ort der Verschnaufpause für Lautertaler. Kommt dann noch Holz dabei raus, ist das eher ein Bonus. Und selbstverständlich möchte sich kein Gemeindevertreter oder Gemeindevorstand vor Gericht wiederfinden, weil er versehentlich oder absichtlich europäisches Naturschutzrecht verletzt hat. Deutschland ist das ja vor Kurzem schon passiert, also kann es auch weiter unten treffen.
Was ist zu tun? Konkrete, messbare und klare Vorgaben müssen in den Auftrag der Gemeindevertretung an Hessen-Forst. Vorgaben für jeden Hektar Wald, wie diese: Wie viel Wohnbäume für Tiere müssen stehen bleiben, auch wenn das heißt, halb tote und tote Bäume sind im Wald? So und so viele gefällte Stämme verbleiben als Totholz im Wald, um Feuchtigkeit zu speichern, Regen und Schlamm am Abfließen zu hindern und Lebensraum zu sein. Auch: Wie viel Gruben welcher Größe werden angelegt und gepflegt, um das Wasser im Wald zu halten und Trinkwasser zu erzeugen, wie Bürgermeister Andreas Heun sie vorgeschlagen hat. In Nordbayern gibt es dazu gute Erfahrungen. Oder dass zur Verkehrssicherung Bäume nur außerhalb der Brut- und Setzzeit geschlagen werden dürfen – oder eben nicht. Auch in welchem Abstand das schwere Gerät durch den Wald brechen darf. Wenn ich mit diesen großen Maschinen alle zehn Meter durch den Wald fahre, ist nicht mehr viel Natur im Wald übrig. Also nur alle 40 oder 50 Meter?
Hier ist der Umweltausschuss in der Pflicht, einen klaren Auftrag an Hessen-Forst zu geben. Bitte nicht schwammige Floskeln, wie „wir wollen nachhaltigen Wald“ – das würde ja schon fast alles erlauben bis auf sofortigen Kahlschlag.
Der Runde Tisch zum Lautertaler Wald mit allen Fraktionen, Hessen-Forst und weiteren Akteuren hat im Frühjahr einen Kompromiss dazu erreicht. Ein Kompromiss „schmeckt“ nicht nach Sieg, weil jeder etwas abgeben muss, damit es zum Kompromiss kommt. Aber er ist wichtig und richtig für unsere Gemeinde. Ich hoffe, wir erleben im Ausschuss nun keinen Rückfall in die berüchtigten Lautertaler Verhältnisse – dann gäbe es nur einen Verlierer: Wir alle in Lautertal.
Oliver Oswald
Elmshausen
Ein Sterbender wird mit einem Kranken verglichen
Vor allem der Fichte geht es nicht gut, BA vom 5. Oktober, und: Lautertal will 60 Hektar Naturwald ausweisen, BA vom 7. Oktober:
Dem Wald geht es noch gut? Hier wird ein Sterbender mit einem Kranken verglichen. Klar, dass es dem Kranken dann immer noch besser geht. Er wird ja auch nicht seit Jahrzehnten durch Abpumpen der Wasservorräte verdursten gelassen.
Außerdem habe ich von unserem ehemaligen Revierförster ganz andere Aufgabenstellungen für das Lautertal gelesen, die er frei von beruflichen Zwängen vor Kurzem geäußert hat.
Nun am Samstag durch eine Pressemitteilung der Grünen der Versuch, die Partner vom Runden Tisch an ihre gemachten Absprachen und Versprechen zu erinnern, den nächsten Waldwirtschaftsplan nachhaltiger und ressourcenschonend aufzusetzen. Man darf gespannt sein, was uns aufgetischt wird und, ob die während der Windkraftdebatte selbsterklärten Waldschützer wirklich Waldschützer sind. Ein Weiter-so gemäß dem Motto: Nach mir die Sintflut, geht nicht. Die jungen Leute glauben sowieso nicht mehr an uns und kleben sich auf die Straße.
Carmen Maus-Gebauer
Reichenbach
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