Forstwirtschaft

Lautertal will 60 Hektar Naturwald ausweisen

Die Lautertaler Grünen begrüßen den fraktionsübergreifenden Kompromiss, der am Dienstag im Umweltausschuss beraten werden soll.

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tm/red
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Lautertal. „Der Naturschutz im Lautertal bekommt durch eine fraktionsübergreifende Absprache spürbaren Aufwind“, stellen die Lautertaler Grünen fest. Nachdem eine Petition für mehr Schutz im Naturschutzgebiet Felsberg bundesweites Echo erzeugt habe, sei schließlich ein fraktionsübergreifender Runder Tisch entstanden, dessen erste Ergebnisse am Dienstag, 10. Oktober im Umweltausschuss der Gemeindevertretung beschlossen werden sollen. Das Gremium tagt ab 19 Uhr im Rathaus in Reichenbach.

Vereinbart wurde nach Angaben der Grünen unter anderem, dass 15 Prozent des Gemeindewaldes – rund 60 Hektar – in Naturwald umgewandelt werden sollen sowie ein besserer Schutz für Naturschutzgebiete.

„Alle Lautertaler Fraktionen haben sich mit Hessen-Forst und Naturschützern verständigt, dass wir den Wald zukünftig klimastabiler und naturnäher entwickeln wollen“, sagte Fraktionsvorsitzender Frank Maus. „Es ist ein überfälliger, aber sehr guter Schritt, dass Lautertal bald 15 Prozent Naturwald ausweisen wird, wie von Bürgermeister Andreas Heun vorgeschlagen.

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Wir betonen unsere besondere Freude darüber, dass auch CDU und LBL dies fest zugesagt haben. Die neueren Erkenntnisse zu den klimawandelbedingten Anforderungen an den Wald sind mittlerweile weit verbreitet. Unsere Nachbarkommunen haben in Sachen Naturwald allerdings die Nase vorn – etwa Lindenfels, wo kürzlich 30 Hektar Naturwald an einem Stück ausgewiesen wurden“, so Maus.

Hessen-Forst habe die Entscheidung unterstützt und auch für weitere Schritte zu einer rücksichtsvolleren und naturnäheren Waldbewirtschaftung Unterstützung zugesagt.

Viele ehrenamtliche Akteure hätten gezeigt, wo der Wald strukturell leide. Insbesondere am Südhang des Felsbergs ließen heißere und längere Trockenphasen Bäume absterben. Diese Probleme würden durch forstliche Eingriffe verstärkt. Ein weiterer Grund seien ungebrochen hohe Touristenströme. Die Besucher genössen den Wald und das Felsenmeer, verdichteten jedoch den Boden großflächig, so dass Sämlinge und junge Bäume kaum eine Überlebenschance hätten, wenn sie nicht geschützt würden. „Da der Felsberg ein europäisches Naturschutzgebiet ist, muss dort effektiver gegengesteuert werden, um Besucher und Naturschutz unter einen Hut zu bringen“, schreiben die Grünen.

Waldakademie ist aus dem Rennen

Gemeindevertreter Jörg Gebauer, der mit am Runden Tisch saß, gibt sich hoffnungsvoll: „Mit CDU, LBL und SPD haben wir vereinbart, dass wir uns besser um die Erhaltung und Pflege unserer Naturschutzgebiete kümmern und besondere Ziele festlegen wollen. Hier sind CDU und LBL auf der einen Seite sowie SPD und Grüne in einem Kompromiss aufeinander zugegangen. Am Runden Tisch wurde zugesichert, dass wir gemeinsam effektivere und konkretere Maßnahmen entwickeln. Im Gegenzug sagten SPD und Grüne zu, nicht weiter auf den Abschluss eines Pachtvertrages mit Wohllebens Waldakademie zu drängen, die CDU und LBL ohnehin kritisch sehen“, erläuterte Gebauer.

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Dass Naturschutzgebiete wie das am Felsberg- in Deutschland eine wesentlich bessere Beachtung brauchen, zeige das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 21. September. Hier wurde die Bundesrepublik schuldig gesprochen, ihre Naturschutzgebiete zu vernachlässigen und Pflegepläne nicht konkret genug umzusetzen. „Wir erinnern in diesem Zusammenhang an die vielen Baumfällungen im Naturschutzgebiet Felsberg in diesem sowie den letzten Jahren“, schreiben die Grünen. Hier sei meist der Verkehrssicherung wegen der Touristen ein größerer Wert beigemessen worden, als dem Naturschutz.

Das Aktionsbündnis Lautertaler Wald habe darauf hingewiesen, dass einige Ziele aus dem Bewirtschaftungsplan von 2011 bis heute nur bruchstückhaft umgesetzt worden seien. Die Grünen erwarten, dass FFH-Gebiete wie der Felsberg und das Schannenbacher Moor, die bereits deutlich beeinträchtigt seien, künftig ebenfalls kritischerer Prüfungen unterzogen würden. Hier könne die Gemeinde aktiv werden, bevor sie „sehenden Auges ins Unglück läuft und gar strafrechtlich belangt wird“, heißt es von den Grünen abschließend. . tm/red

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