Das Jugendzentrum verkauft und gegen einen „Unort“ ohne Garten getauscht, die Musikschule, die seit über 20 Jahren in viel zu engen, dunklen Räumlichkeiten nahezu unverändert vor sich hindümpelt und jetzt noch die Stadtbücherei ausgehebelt aus der Kernstadt und an den Rand des Vergessens gesetzt.
Wie geht die Schulstadt Bensheim denn mit ihren Kindern und Jugendlichen um? Die Stadtbibliothek ist/war ein sozialer Dreh- und Angelpunkt im Zentrum der Stadt, sehr wichtig für Familien mit Kindern auch mit nicht so dickem Geldbeutel, aber auch für Seniorinnen und Senioren, die sich dort trafen zum Zeitschriften lesen in Gesellschaft und entspannter Atmosphäre. Die Mitarbeiterinnen sind seit Jahren ein engagiertes Dreamteam, welches zurecht auch schon Preise für seine hervorragende Arbeit bekommen hat.
Wenn ich Kinder oder Jugendliche für Lesen und Bücher interessieren will, dann muss man sie sehen und anfassen können, sich auf ein Sofa setzen und reinschmökern, genauso wie es bisher war. Der Ort dafür muss so liegen, dass es ein Leichtes ist für Eltern und Senioren dort vorbeizuschauen. Online oder am Rand der Stadt geht das nicht.
Die Auslagerung ist eine Katastrophe und das haben weder die Mitarbeiterinnen noch die Nutzer verdient. Man muss kein Hellseher sein um, wie eine weitere Leserbriefschreiberin bereits mahnte, zu ahnen, dass, wenn erst die vielen schweren Bücher mit digitalem Ausleihesystem einmal umgezogen sind, eine Rückkehr sehr, sehr unwahrscheinlich wird. Nichts hält länger als ein Provisorium.
Der Trend, soziales Leben in Bensheim an wichtigen Eckpfeilern nicht genug zu stützen, hat Folgen für die ganze Stadt, es findet eine Entmischung statt. Es gibt kaum mehr bezahlbare Wohnungen für Menschen mit mittlerem oder geringem Einkommen, Kinder und Jugendliche haben nahezu keine unkommerziellen Räume in der Stadt für sich (die Stadtmühle soll damit nicht gekränkt werden!) – außer die guten Vereinsangebote der Sportvereine. Und die Innenstadt ist hauptsächlich attraktiv für Touristen und Oldies, zu denen ich auch gehöre.
Das tut Bensheim und dem sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt nicht gut! Vielleicht reichen ein paar Container am Marktplatz aus, um ein kleines Interimsangebot der Bücherei anzubieten und gleichzeitig den Druck zu erhalten, eine vorübergehende oder dauerhafte Lösung, aber ausschließlich in der Innenstadt zu finden.
Ich appelliere an die Beteiligten, alles zu geben, damit die Stadtbücherei im Zentrum von Bensheim bleiben kann. Auch, wenn es sicher nicht leicht zu lösen ist, aber dieses Problem ist eine gute Gelegenheit der Bürgerschaft zu zeigen, wofür sich eine engagierte Bürgermeisterin einsetzt und kämpft! Vielfältiges, lebendiges Leben in unserer kleinen Stadt wird die Belohnung dafür sein – und die ist doch wirklich attraktiv und wertvoll.
Annette Hennemann,
Bensheim