Musik und Audio

Radio Host Reece: „Der Refrain ist entscheidend“

BAnane-Mitarbeiter Frederik im Gespräch mit bigFM Radio Host Reece über aktuelle Einflüsse von Social Media und KI.

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Im Studio von bigFM in Mannheim: Frederik Koch (rechts) im Interview mit Reece (links). © Frederik Koch

Mannheim. Seit über einem Jahrzehnt prägt Reece, bürgerlich Maurice Moore, die Nachmittage bei bigFM. Täglich ab 14.45 Uhr begleitet er seine Hörer bis in den Abend hinein. Im Interview spricht der Radio Host über aktuelle Musiktrends, die Rolle von Social Media, KI im Programm und warum Radio trotz aller Streamingdienste noch immer unverzichtbar ist.

Reece, wie nimmst du den Musikgeschmack der jungen Hörer heute wahr, und welchen Einfluss hat Social Media dabei?

Der Musikgeschmack ist viel durchmischter geworden. Früher gab es Nischenhörer, heute hört kaum jemand nur eine Richtung. Social Media hat daran großen Anteil, auch wenn es nicht allein den Ton angibt. Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich den Einfluss bei einer Sieben einordnen. Es gibt Songs, die durch TikTok oder Instagram einen Peak haben und unvermeidbar sind. Aber insgesamt ist Social Media nicht so stark bestimmend, wie man vielleicht denkt. Fürs Radio bleibt der Refrain entscheidend – das ist das, was hängen bleibt und was die Leute aus Snippets kennen, auch wenn sie oft gar nicht wissen, wie der gesamte Song klingt.

Welche Rückmeldungen bekommst du von jungen Hörern, und wie wichtig ist ihnen Radio trotz Streamingdiensten?

Sehr wichtig. Besonders merke ich das bei „Deutschrap rasiert“, einer Sendung, die wir 2016 gestartet haben. Damals war das noch ein Risiko, heute ist es fester Bestandteil im Programm und wird auch durch einen Podcast ergänzt. Die Interaktion ist groß, und viele junge Künstler wollen nach wie vor nicht nur bei Streamingdiensten stattfinden, sondern auch im Radio laufen. Das zeigt, dass Radio für sie immer noch eine wichtige Bühne ist.

Was rätst du jungen Menschen, die selbst ins Radio wollen, und wie sieht dein eigener Arbeitsalltag aus?

Ein Praktikum ist der beste Einstieg – am besten direkt in der Redaktion, wenn man das Medium wirklich kennenlernen möchte. Radio ist ein Massenmedium, fast wie ein riesengroßer Club.

Nur weißt du nicht, in welchem Club du gerade stehst, weil du nicht in jedes Auto oder jede Küche schauen kannst. Deshalb versucht man, die Mitte zu finden. Einen typischen Tag habe ich selbst eigentlich nicht. Meistens beginnt es mit Vorbereitung, Recherche und etwas Arbeit an der Musik, bevor ich dann in die Sendung gehe.

Wie blickst du auf Trends wie Autotune und den Einfluss von TikTok-Künstlern?

Automatische Tonhöhenkorrektur, auch Autotune genannt, ist mittlerweile so gut, dass man es nicht immer hört. Gleichzeitig zeigt sich bei vielen Acts aus der TikTok-Fraktion, dass sie es nicht schaffen, live aufzutreten. Da merkt man dann, dass ihre Musik eigentlich nur online funktioniert.

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Wie gelingt es, politische Inhalte im Programm zu platzieren, und welche Rolle spielt KI bei euch?

Politische Themen funktionieren nur, wenn man auf Augenhöhe spricht. Seit August setzen wir außerdem Künstliche Intelligenz ein: Verkehr und Wetter kommen in acht Regionen komplett per KI, inklusive Stimme, bevor das Ganze von uns gegengecheckt wird. Das ist eine der größten Veränderungen überhaupt.

Was unterscheidet Radio für dich von Social Media, und warum ist es trotz allem wichtig?

Radio ist schneller und direkter bei den Leuten, vor allem aber menschlicher. Social Media fühlt sich oft an wie alle gegen einen, während im Radio ein Gemeinschaftsgefühl entsteht. Selbstironie ist dabei wichtig – das Ego muss man vor der Studiotür lassen. Genau dieses Gefühl von Nähe und Zusammengehörigkeit ist der Grund, warum junge Menschen trotz aller digitalen Möglichkeiten auch heute noch das Radio brauchen. Frederik Koch

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