Fußball-EM

Warum Spaniens Stärke zu großen Teilen auf Rodri fußt

Die spanische Mannschaft zeigt bei der EM beeindruckende Leistungen. Stabilisator und Impulsgeber ist Mittelfeldmann Rodri. Der warnt vor dem deutschen Team, doch die Spanier tragen ihr Selbstvertrauen auch offen nach außen

Von 
Andreas Öhlschläger
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Da war er endlich drin: Erst in der 39. Minute durften die Spanier erstmals gegen Georgien jubeln. Der Torschütze: Rodri (rechts). © David Inderlied/dpa

Klischees sind langlebig. Auch Luis de la Fuente hat eines parat, das unkaputtbar der Realität getrotzt hat. Der spanische Nationaltrainer sagt vor dem EM-Viertelfinale am Freitag (18 Uhr/live in der ARD und bei Magenta-TV) in Stuttgart gegen das DFB-Team, nun treffe man auf „ein Kraftpaket mit großartigen Spielern. Es ist die bekannte deutsche Maschine.“

In den vergangenen Jahren war es allerdings ein ganz schlecht geöltes, ratterndes Maschinchen mit stetigen Leistungsabfällen. Die Maschinenführer Joachim Löw und Hansi Flick bekamen diese Kraftverluste einfach nicht in den Griff. Erst seit ein paar Monaten läuft der deutsche Motor wieder, ohne dass dunkler Qualm aus dem Auspuff kommt.

Auch der spanische Trainer hält sein Team für das beste bei dieser EM

De la Fuente hat sich den Julian-Nagelsmann-Fußball bei dieser EM gut angeschaut. Aber er trägt natürlich auch das Selbstvertrauen in sich, das der bislang besten Mannschaft bei dieser EM gebührt. Vier Spiele, vier Siege - die Ergebnisse stimmen. Und mehr noch: die Leistungen.

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Es war oft brillanter Fußball, den die Spanier geboten haben. Der Trainer kann sagen, ohne arrogant zu wirken: „Wir haben das beste Team und die besten Spieler.“

Im Achtelfinalduell mit dem Überraschungsteam aus Georgien gab es einen 4:1-Sieg. 35:4 Torschüsse wurden gezählt, 25:2 Flanken, 75 Prozent Ballbesitz. „Das Spiel hätte 8:1 oder 9:1 ausgehen müssen“, sagte de la Fuente. „Das Gegentor hat uns ein wenig zögern lassen, aber wir haben schnell wieder die Kontrolle übernommen.“

Georgiens Mamardaschwili wächst erneut über sich hinaus

Das 0:1 fiel aus dem Nichts. Es war ein frühes Eigentor von Verteidiger Robin Le Normand (18.). Aber der große Favorit ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Rodri (39.), Fabián Ruiz (51.), Nico Williams (75.) und Dani Olmo (83.) trafen im verregneten Köln zum 4:1-Sieg.

Rodri, der zentrale Mittelfeldmann vor der Abwehr, und Linksaußen Williams ragten aus der spanischen Mannschaft heraus. Der für Manchester City spielende Rodri, haderte ein bisschen - aber wirklich nur ein bisschen - mit den Tücken des Toreschießens: „Am Anfang ging der Ball einfach nicht rein.“

Für Deutschland fordert Rodri das höchste spanische Niveau ein

Auch die allerbesten Chancen wurden vergeben. Georgiens Torwart Giorgi Mamardaschwili zeigt einmal mehr bei dieser EM famose Paraden. „Wir müssen effizienter werden“, meinte Rodri.

Aber es ist ja alles gut gegangen. Außenseiter Georgen war spätestens in der zweiten Halbzeit völlig überfordert. „Wir haben Reife gezeigt und sind ruhig geblieben“, sagte Rodri, um dann gleich zur nächsten, deutlich größeren Herausforderung umzuschalten - dem Viertelfinale gegen Deutschland. „Da werden wir uns noch mehr anstrengen müssen.“ Am Freitag müsse man „auf höchstem Niveau“ spielen.

In der Defensive gibt es durchaus auch bei Spanien Schwachstellen

Ein paar Schwächen hatten die Spanier gegen Georgien tatsächlich. Die Defensive ist verwundbar, wenn der Gegner im Umschaltspiel Gas gibt. Rodri kann sich im Zentrum nicht um alles kümmern. Der 28-Jährige ist fraglos der Schlüsselspieler. „Er ist die Achse von allem, was wir tun“, lobt de la Fuente.

Der ballsichere Passgeber wurde nach dem 4:1 als „Man of the Match“ ausgezeichnet. Er sorgt für Ordnung, gibt den Takt vor, strukturiert das Spiel. Rodri weiß aber, dass die Deutschen viel Respekt vor den Spaniern haben. „Ich bin überzeugt, dass sie nicht so glücklich sind, dass sie uns als Gegner haben.“

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