Augsburg. Mit gemischten Gefühlen war für den FC Augsburg die vergangene Saison in der Fußball-Bundesliga zu Ende gegangen. Einerseits hatte der Club interne Rekorde aufgestellt und vorzeitig den Ligaverbleib gesichert, andererseits hatte er sich mit fünf Niederlagen in Serie und einem zweistelligen Tabellenplatz in die Sommerpause verabschiedet. Die neue Saison wird in vielerlei Hinsicht spannend.
Ist Marinko Jurendic eher Verwalter oder Gestalter?
Zunächst arbeitete sich der smarte Sportdirektor aus der Schweiz an den Altlasten seines Vorgängers ab. Beginnend beim Trainerteam, endend bei Veränderungen in der Nachwuchsarbeit und im Scouting. Gegenüber Stefan Reuter, der auch Geschäftsführer war, geht Jurendic seine Arbeit analytischer an, lässt sich weniger von Bauchgefühlen leiten. In dieser Transferperiode wird der 46-Jährige nun vom Verwalter zum Gestalter und muss sich nun an der Entwicklung messen lassen.
Warum hat der Demirovic-Verkauf Signalwirkung?
Sportlich wird der Abgang von Ermedin Demirovic zum VfB Stuttgart schmerzen: 15 Tore und zehn Vorlagen sind kaum zu ersetzen. Letztlich war der Transfer aber unausweichlich. Demirovic hatte seinen Marktwert zuletzt extrem gesteigert und wollte wechseln. Der FCA bewies, als Sprungbrett dienen zu können. Der Transfer dient also dem Image eines attraktiven Arbeitgebers. Nicht zu vergessen: der wirtschaftliche Wert. Der FCA ist auf Transfereinnahmen angewiesen und erhält für Demirovic bis zu 26 Millionen Euro.
Sind bereits alle Baustellen im Kader geschlossen?
Die Umbauten sind immens. Rund die Hälfte der Stammelf wird neu besetzt. Teils ging der Club ins Risiko und holte Spieler, ohne Transfererlöse generiert zu haben. Demirovic wird nicht der letzte Abgang sein. Mit Ruben Vargas und Felix Uduokhai sollen weitere 15 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Noch fehlen ein Rechtsverteidiger und ein offensiver Mittelfeldspieler.
Welche Rolle nimmt Trainer Jess Thorup ein?
Die größte Stärke des sympathischen Dänen ist seine unaufgeregte, besonnene Art. Stoisch reagiert er auf Widerstände, Probleme lächelt der 54-Jährige weg. Die Vorbereitung kann ihm bislang aber nicht gefallen. Während der Südafrika-Reise musste er wegen Einreiseproblemen auf Torhüter Nediljko Labrovic und Kristijan Jakic - den Fixpunkt im defensiven Mittelfeld - verzichten. Nicht überzeugend waren zudem die bisherigen Testspiele, in denen Grundlegendes in Sachen Taktik und Spielidee fehlte. Jüngere Trainer würden wohl unruhig werden, Thorup strahlt Ruhe aus.
Wohin geht es für den FCA im 14. Bundesliga-Jahr?
Gleich das Auftaktprogramm birgt Chancen und Risiken. In den ersten vier Partien spielt der FCA dreimal zu Hause, trifft auf Werder Bremen, den 1. FC Heidenheim, den FC St. Pauli und Mainz 05. Schon nach diesen Partien könnte sich eine Richtung abzeichnen. Ein Ausreißer nach oben scheint ebenso möglich wie Bangen bis zum Saisonende. Wirklich schwierig einzuschätzen ist die Leistungsstärke der Mannschaft nach den umfangreichen Veränderungen. Augsburg hat etliche Neuzugänge verpflichtet, die zuletzt in ausländischen Ligen spielten. Entscheidend wird sein, wie schnell sie sich akklimatisieren und ins Mannschaftsgefüge einpassen.
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