Handball

So gehen die Rhein-Neckar Löwen das wichtigste Spiel des Jahres an

Die Rhein-Neckar Löwen kämpfen in Lissabon um den Einzug ins Final Four der European League. Dabei geht es für die Badener auch um Schadensbegrenzung für eine verpatzte Saison

Von 
Marc Stevermüer
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„Wir werden mehr Widerstände als im Hinspiel überwinden müssen“, sagt Löwen-Trainer Sebastian Hinze vor dem Rückspiel bei Sporting Lissabon. © Oliver Zimmermann/Pix

Lissabon. Das warme Licht dieser Stadt hat nicht nur etwas Magisches. Es bestimmt auch die Atmosphäre in Lissabon, wo es am Montagmorgen ganz entspannt zugeht. Die Sonne scheint, vom Atlantik weht ein frischer Wind in Richtung Zentrum. Hier im Herzen der Metropole kann man auf jeden Fall verstehen, warum dieses einmalige Licht schon Schriftstellern und Malern als Inspiration diente.

Ein paar Stunden später treffen auch die Rhein-Neckar Löwen in der portugiesischen Hauptstadt ein. Und es wäre für den Handball-Bundesligisten zweifelsohne ganz gut, wenn auch er sich von diesem besonderen Flair und dem speziellen Ambiente ein wenig animieren und begeistern lässt. Denn mit einer gewissen Lockerheit spielt es sich immer ein wenig leichter. So wie vor einer Woche, als die Mannheimer das Viertelfinal-Hinspiel in der European League mit 32:29 gegen Sporting Lissabon gewannen.

Rhein-Neckar Löwen gegen Sporting Lissabon: Es geht um Geduld und gute Nerven

Am Dienstag (20.45 Uhr/live bei Dyn) steht nun das zweite Duell an. Die Partie ist für die Löwen nach enttäuschender Saison das bislang wichtigste Spiel des Jahres. Es geht um den Einzug ins Final Four. Und auch ein wenig um Schadensbegrenzung. Denn richtig zu retten sind die vergangenen Monate selbst mit einem Titelgewinn nicht mehr. Das wissen auch die Löwen. Doch nun zählt erst einmal nur Lissabon.

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„Wir werden mehr Widerstände als im Hinspiel überwinden müssen“, erwartet Trainer Sebastian Hinze eine komplizierte Begegnung, in die seine Mannschaft mit einem Drei-Tore-Vorsprung geht: „Diese Ausgangssituation ist nicht schlecht.“ Sie hätte aber auch besser sein können, wenn die Löwen nicht beim ersten Duell in den letzten 90 Sekunden vor dem Abpfiff so viele Fehler gemacht hätten. „Aber so ist jetzt nun einmal die Situation“, sagt Hinze, dem eine selbstbewusste Herangehensweise seiner Mannschaft extrem wichtig ist. Entsprechend gehe es auch nicht darum, „irgendetwas zu verteidigen“, also die Drei-Tore-Führung. Sondern die Löwen spielen in Lissabon auf Sieg. Ohne dabei überdrehen zu wollen. Es ist eben alles eine Kopfsache. Und eine Frage der Balance.

Im Hinspiel phasenweise acht Tore Vorsprung für die Rhein-Neckar Löwen

Abwehrstratege Olle Forsell Schefvert fordert „Geduld“ ein, um nicht für leichtsinnige Ballverluste bestraft zu werden. So wie es im Hinspiel mehrfach passierte. Gleichzeitig rät der Schwede aber, „nicht zu sehr auf die Uhr“ zu schauen. Zumindest nicht von Anfang an. Sondern die Löwen sollen ihr Ding durchziehen, den Druck auf Lissabon hochhalten. „Mit einer sehr guten Angriffsleistung und einer hohen Effektivität, um Stress aus unserem Spiel zu nehmen“, sagt Hinze. Auch er weiß: Jedes einzelne Tor ist ein kleiner Nadelstich für die Portugiesen, die mit dem Anpfiff erst einmal hintenliegen. „Sporting muss uns jagen“, sieht Forsell Schefvert den Druck zunächst bei Lissabon: „Wenn wir die Kontrolle über das Spiel bekommen, wird der Gegner mehr auf die Anzeigetafel schauen als wir.“ Und das wäre für die Löwen ein gutes Zeichen.

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Zuversicht nehmen die Mannheimer aus dem Hinspiel mit, als sie phasenweise sogar mit acht Toren Vorsprung führten. „Wir sind im Europapokal einfach eine andere Mannschaft. Das ist irgendwie ein anderer Handball für uns“, sagt Spielmacher Juri Knorr. Erklären kann er dieses Phänomen nicht. Es bleibt also die Frage nach dem Warum? Denn es steht tatsächlich außer Frage, dass die Badener in der European League in dieser Saison ganz anders auftreten als in der Liga.

Die Löwen setzten sich zunächst in der stärksten aller Vorrundengruppen durch, ließen IFK Kristianstad und Benfica Lissabon hinter sich und sicherten sich gemeinsam mit Titelanwärter HBC Nantes das Weiterkommen. Gegen die Franzosen gelang sogar ein Sieg, in der Hauptrunde wiederum wurde Ligarivale TSV Hannover-Burgdorf gleich zweimal bezwungen. Und in den beiden Play-off-Partien besiegten die Löwen den kroatischen Erstligisten RK Nexe Nasice ebenfalls zweimal. Es folgte der Hinspiel-Erfolg über Sporting Lissabon. Kurzum: Was der zweifache Pokalsieger bislang auf internationaler Bühne leistet, kann sich sehen lassen.

Sporting verliert plötzlich auch in der Liga

Seit dem Hinspiel vor einer Woche waren die Mannheimer in der Bundesliga nicht mehr im Einsatz, der komplette Fokus im Training galt dem zweiten Duell mit dem portugiesischen Spitzenclub. Sporting wiederum war noch am Samstagabend gefordert. Und zwar richtig. Nämlich im Spitzenspiel der nationalen Liga. Der Tabellenführer aus der Hauptstadt verlor beim Verfolger FC Porto nach 19:17-Pausenführung noch mit 35:37, muss nun wieder um den Titelgewinn bangen und ging vor allem binnen weniger Tage schon zum zweiten Mal als Verlierer vom Feld. Zuvor hatte Sporting 22 Siege in Serie gefeiert, in der European League sogar zweimal gegen Bundesliga-Spitzenclub Füchse Berlin gewonnen.

Dann aber setzte es die Niederlage bei den Löwen, es folgte der Nackenschlag in Porto. Was für die Mannheimer zumindest kein Nachteil ist, wenn Lissabon nach all den Siegen mal ein wenig ins Nachdenken gerät. Auch hier gilt wie für die Badener: Es ist alles eine Frage des Kopfes. Oder wie Hinze es ausdrückt: „Wir brauchen die Hoheit über unser eigenes Spiel, müssen Seriosität und Reife ausstrahlen.“ Und sich notfalls inspirieren lassen. Denn Licht steht immer auch für Hoffnung.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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