Handball

Seriöse Arbeit bringt den Rhein-Neckar Löwen zwei Punkte

Auf dem Papier waren die Handballer der Rhein-Neckar Löwen beim Bundesliga-Schlusslicht VfL Potsdam klarer Favorit. Nach 60 Minuten erfüllten die Mannheimer dann auch diese Rolle, am Ende stand ein 25:18 (11:8)-Erfolg

Von 
Thorsten Hof
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Gustav Davidsson unterstrich in der Spielmacher-Rolle auch in Potsdam seine ansteigende Form. © Voigt/Pix

Potsdam. Wenn das Wort „Pflichtaufgabe“ fällt, reagieren die Profis in der Handball-Bundesliga oft allergisch. Zu ausgeglichen ist die wohl beste Liga der Welt. Und dass die vermeintlich „Kleinen“ den erklärten Favoriten ein Bein stellen können, mussten vor allem die Rhein-Neckar Löwen in der Vergangenheit immer wieder erfahren. „Pflichtsieg würde ich nicht sagen“, kommentierte deshalb auch Löwen-Torwart David Späth den 25:18 (11:8)-Erfolg beim damit weiter punktlosen Aufsteiger VfL Potsdam vom Sonntagnachmittag. „In dieser Liga ist jedes Spiel eine Aufgabe - und die haben wir heute eben gemeistert“, brachte es der Nationalspieler etwas präziser auf den Punkt.

Und dieser Ansicht konnte sich wohl jeder anschließen, denn auch wenn die Löwen über die 60 Minuten im Angriff kleinere Probleme hatten, lösten sie ihre Aufgabe in Potsdam am Ende ungefährdet über eine starke Abwehr und dem noch stärkeren Späth dahinter, der am Ende auf 16 Paraden kam und die jungen VfL-Werfer vor allem im ersten Durchgang fast zur Verzweiflung brachte. Die Potsdamer unterboten mit ihren 18 Treffern dabei noch den eigenen Liga-Negativrekord in dieser Saison von nur 19 Toren gegen den TVB Stuttgart. Mit dieser Offensivleistung dürfte es für das Farm-Team der Füchse Berlin schwer werden, die Klasse zu halten.

Bei Potsdam fällt im Rückraum nur Ex-Eule Jannek Klein positiv auf

Vom Anpfiff weg stellte sich vor allem die Frage, ob die Löwen wie vorgesehen nochmals die Leidenschaft und die Emotionen vom jüngsten Pokalsieg gegen die Füchse Berlin aufs Parkett bekommen würden, um dem Aufsteiger früh den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das gelang den Mannheimern auf jeden Fall in der Abwehr, wo sie - vom Ex-Ludwigshafener Jannek Klein abgesehen - angesichts der überschaubaren Durchschlagskraft der Potsdamer Rückraumspieler etwas defensiver, aber durchaus solide verteidigten. Großer Rückhalt war zudem Späth im Löwen-Tor, der schon im ersten Durchgang auf neun Paraden kam und bei einer Weltklasse-Quote von 53 Prozent gehaltenen Bällen stand.

Potsdam – Rhein-Neckar Löwen 18:25 (8:11)

  • VfL Potsdam: Ferjan, Höler (bei zwei Siebenmetern) – Fuhrmann (2), Simic (3), Akakpo – Kix (1), Kofler, Klein (4) – Kraus, Günther (3/3), Paulnsteiner (3), Gorpishin (1), Schley (1), Geweiler(n.e.), Schramm (n.e.), Hansson (n.e.).
  • Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (n.e.) – Nothdurft (1), Kohlbacher (4), Groetzki (3) – Heymann (3), Davidsson (1), Martinovic (7/3) – Forsell Schefvert (1), Knorr (4), Lindenchrone, Móré (1/1), Plucnar, Oskarsson (n.e.).
  • Strafminuten: Akakpo (4), Simic (2) – Martinovic (2).
  • Beste Spieler: Ferjan, Klein – Späth, Groetzki
  • Schiedsrichter: Riedel/Hermann (Leipzig/Zschorlau).
  • Zuschauer: 2250

 

Allerdings verpassten es die Löwen im Angriff, entsprechend Kapital aus diesem Vorteil zu schlagen. Erst nach der 7:6-Führung (18.) zogen die Kurpfälzer mit einem 4:0-Lauf die Zügel erstmals so richtig an und setzten sich mit dem 11:6 (28.) entsprechend ab. Potsdam nahm sich in dieser Phase die in dieser Saison fast schon gewohnten zehn Minuten „Auszeit“, in denen nichts mehr zusammenlief. Erst beim 7:11 brachte Nicolas Paulnsteiner die Potsdamer wieder auf die Anzeigetafel, die sich dann mit dem 8:11-Pausenstand immerhin mit Blick auf den Drei-Tore-Rückstand halbwegs passabel gestaltete.

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„Drei Tore sind so gut wie nichts“, betonte Löwen-Kapitän Patrick Groetzki in der Halbzeit am Dyn-Mikrofon, dass noch lange nichts gewonnen ist, und verwies darauf, was vor allem im Angriff besser laufen sollte. „Wir rennen uns zu oft fest und lassen den Ball nach den Eins-gegen-Eins-Situationen zu wenig laufen“, analysierte Groetzki, der angesichts von nur acht mickrigen Gegentoren nach 30 Minuten an der Abwehr entsprechend wenig auszusetzen hatte: „Mit der Deckung können wir zufrieden sein, und David ist ein starker Rückhalt.“

David Späths Fangquote zwischenzeitlich bei 55 Prozent

Auf Späth konnten sich die Löwen auch in der zweiten Halbzeit verlassen, der seine Fangquote zwischenzeitlich auf sagenhafte 55 Prozent schraubte und die VfL-Werfer allein schon mit seiner Präsenz einschüchterte. Es dauerte bis in die 41. Minute, bis Potsdam den zweiten Treffer in Durchgang zwei setzte. Und weil die Löwen nun auch mit ihren Möglichkeiten besser umgingen, setzten sie sich über 16:9 (40.) und 18:10 (45.) vorentscheidend ab.

Starke Abwehrleistung: Die Löwen-Spieler um Olle Forsell Schefvert und Ivan Martinovic (r.) packen zu. © PIX-Sportfotos

Dabei spielten die Löwen nicht gerade die Sterne vom Himmel, doch die in den Südwesten Berlins mitgereisten Löwen-Fans mussten nicht gänzlich auf Glanzpunkte verzichten: So bediente Juri Knorr den sechsfachen Torschützen Ivan Martinovic mit einem zirkusreifen Kempa-Anspiel zum 22:14-Zwischenstand (56.), und der Löwen-Spielmacher setzte auch Kreisläufer Jannik Kohlbacher (4 Tore) durchaus sehenswert in Szene. Das Siegertänzchen nach dem 25:18-Endstand fiel dann aber relativ kurz aus, weil die zwei Punkte im Vordergrund standen. „Das war harte Arbeit“, betonte nochmals Keeper Späth.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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