Berlin. Die Anreise nach Berlin mit dem ICE hatte sich bereits am Samstag wegen der Riedbahnsperrung etwas zäh angelassen. Aber auch die Rückfahrt mit dem Bus am Sonntagabend war nicht nur wegen der 650 Kilometer Richtung Kurpfalz ein Schlauch für die Rhein-Neckar Löwen.
Einen „ernüchternden Abend“ erwartete deshalb Löwen-Trainer Sebastian Hinze vor der Heimfahrt, was keinesfalls am durchaus komfortablen Gefährt des Handball-Bundesligisten, sondern eher am Ergebnis lag, das der Mannheimer Handball-Bundesligist aus der Hauptstadt mitbrachte.
In Berlin wurde den Rhein-Neckar Löwen die Grenzen aufgezeigt
Beim 27:34 (13:18) wurden den gut in die Saison gestarteten Löwen vom neuen Tabellenführer erstmals so richtig die Grenzen aufgezeigt. Nach dem zwischenzeitlichen 22:34 (55.) ging der Auftritt mit Blick auf das reine Ergebnis am Ende sogar fast noch etwas glimpflich ab.
Über die Gründe der Niederlage musste am Sonntagabend in der Max-Schmeling-Halle dann auch nicht lange diskutiert werden. So war die Löwen-Abwehr keine große Hilfe für ihre Torhüter, die mit ihren sechs Paraden – zwei für David Späth, vier für Mikael Appelgren – klar im Schatten ihres Gegenübers Dejan Milosavljev (12 Paraden, 37 Prozent Fangquote) standen.
Zudem fehlte den Löwen die Durchschlagskraft im Rückraum, während auf Berliner Seite das „Danish Dynamite“ in den Armen von Lasse Andersson und Welthandballer Mathias Gidsel je zehn Mal (!) explodierte und die Löwen-Abwehr in Trümmer schoss. „Das war eine Lehrstunde, wie man unsere Abwehr auseinandernehmen kann“, räumte Hinze nach der klaren Angelegenheit ein und zollte den Füchsen Respekt für ihren Auftritt.
Neben der mentalen kamen dann auch noch die körperliche Müdigkeit und die Anzahl von technischen Fehlern dazu, die am Ende hier nicht passieren dürfen
„Da haben wir ihnen einfach zu viele Räume gelassen und auch nicht den richtigen Abstand hinbekommen“, sagte der Löwen-Coach, der seinen Spielern zwar den nötigen Einsatzwillen attestierte, aber auch klare Defizite sah. „Neben der mentalen kamen dann auch noch die körperliche Müdigkeit und die Anzahl von technischen Fehlern dazu, die am Ende hier nicht passieren dürfen. Das kommt dann alles noch obendrauf, so dass wir sehr, sehr unzufrieden nach Hause fahren“, ordnete der 49-Jährigen den ersten großen Rückschlag der Saison ein.
Nur kurz im zweiten Durchgang hatten die Löwen gleich zwei Mal die Chance, auf drei Treffer heranzurücken (37.), doch in den entscheidenden Momenten war dann Füchse-Keeper Milosavljev zur Stelle und die Berliner zogen wieder auf und davon.
Einer der Leidtragenden an diesem Abend war nicht zuletzt Löwen-Keeper Appelgren, der mit nur einer Parade nach 15 Minuten Platz für den nicht glücklicher agierenden David Späth machte. „Wir sind mit viel zu viel Respekt in diese Partie, die Berliner durften machen, was sie wollen“, meinte der Schlussmann. „Natürlich kannst du Gidsel und Andersson nicht immer verteidigen und wir Torhüter hätten sicher auch ein paar mehr Bälle halten können. Aber das war natürlich viel zu wenig von uns. Wenn wir uns zu einer Top-Mannschaft entwickeln wollen, hat es uns einfach an Härte und Cleverness gefehlt“, fand der Schwede klare Worte.
Löwen-Profis wollen sich nicht mit dem Konjunktiv beschäftigen
Und dann war da natürlich noch der Faktor Juri Knorr, der bei den Löwen eben keiner war, weil der Spielmacher wegen seiner Verletzung am linken Daumen passen musste. „Der Ausfall von Juri hat sie mit Sicherheit geschwächt“, meinte Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar. Ob die Löwen aber mit Knorr im Fuchsbau ein Sieganwärter gewesen wären, darf bezweifelt werden. Schließlich lagen die Defizite gar nicht so sehr in der Offensive.
„Die Löwen machen in diesem Jahr ein herausragendes Torwart-Duo und attraktiver Tempo-Handball aus. Das konnten wir ihnen nehmen“, sah Kretzschmar den eigenen Druck auf die Abwehr der Badener als den wesentlichen Unterschied und die Löwen-Profis wollten sich ebenfalls nicht mit „Was wäre, wenn“-Szenarien befassen.
„Das hätte vielleicht gar nicht den Unterschied ausgemacht, weil wir überhaupt nicht das abrufen, was wir wollten“, war für Keeper Appelgren diese Diskussion ebenso müßig wie für Kapitän Patrick Groetzki. „Das hat sicher eine Rolle gespielt, weil Juri im Angriff nochmal mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber wir haben eben schon in der ersten Halbzeit 18 Tore bekommen. Das ist in jedem Spiel zu viel, aber in Berlin ganz besonders“, konstatierte der Rechtsaußen, der sich mit seinem Teamkollegen nun auf die nächste Aufgabe am Donnerstag (19 Uhr, SAP Arena) gegen den HC Erlangen vorbereiten muss.
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