Handball

Topspiel der Rhein-Neckar Löwen endet ernüchternd

Die Rhein-Neckar Löwen sind im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga bei den Füchsen Berlin hart gelandet. Bei der 27:34-Niederlage bekamen die Mannheimer deutlich die Grenzen aufgezeigt. Vor allem ein Löwen-Profi fehlte

Von 
Thorsten Hof
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Vor allem die Ausnahmespieler Lasse Andersson (Nummer 11) und Mathias Gidsel (Nummer 19) machten den Löwen bei den Füchsen Berlin zu schaffen. © Michael Ruffler

Berlin. Fast war es so, als wäre er nie weg gewesen. Beim traditionellen kleinen Kick vor dem Handball-Tor reihte sich weit über eine Stunde vor dem Anpfiff plötzlich Tobias Reichmann bei den Rhein-Neckar Löwen ein. Es wurde geplaudert, geflachst und der Linkshänder durfte sogar die obligatorische Strafe für einen technischen Fehler im beliebten Kick-Spiel an einem Löwen-Profi vollstrecken und ihm den Ball per Fuß auf den Allerwertesten brennen. Das „Opfer“: David Móré.

Bis zum Sommer hatte der erfahrene Rechtsaußen bei den Löwen gespielt, danach wollte oder konnte sich der Mannheimer Bundesligist Reichmann aber nicht mehr leisten. Die Füchse Berlin griffen zu und verpflichteten den 36-Jährigen. Das Verhältnis zu den Ex-Teamkollegen beeinträchtigte das - wie in der Berliner Max-Schmeling-Halle zu beobachten war - aber keinesfalls. Die Laune war bestens und nach dem Abpfiff blieb sie das auch - zumindest bei Reichmann.

Löwen-Trainer Hinze lässt keine Zweifel an verdienter Niederlage

Schließlich gewannen die Füchse das Verfolgerduell klar mit 34:27 (18:13) und verdrängten damit die MT Melsungen von der Bundesliga-Tabellenspitze, während sich die Löwen nach der zweiten Saisonniederlage in der Spitzengruppe erst einmal wieder etwas weiter hinten anstellen müssen.

Füchse Berlin – Rhein-Neckar Löwen 34:27 (18:13)

  • Füchse Berlin: Milosavljev, Ludwig (ab 50.) – Freihöfer (2/1), Marsenic, West av Teigum (2) – Andersson (10), Lichtlein (3), Gidsel (10) – Darj (2), Langhoff, Herburger, Wiede (1), Beneke (4), Reichmann, Tollbring.
  • Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Späth (15. bis 44.) – Móré (3), Kohlbacher (5), Groetzki (3) – Heymann (3), Davidsson (3), Martinovic (5/2) – Forsell Schefvert (2), Plucnar, Lindenchrone (2), Nothdurft (1), Oskarsson (n.e.).
  • Strafminuten: Gidsel (2) – Kohlbacher (2).
  • Beste Spieler: Andersson, Gidsel, Milosavljev – Martinovic.
  • Schiedsrichter: Robert Schulte/Tobias Tönnies (Magdeburg/Magdeburg).
  • Zuschauer: 8740.

„Das war ein völlig verdienter Sieg der Füchse“, räumte Löwen-Trainer Sebastian Hinze ein, der vor allem monierte, dass seine Mannschaft nicht „ihr Prunkstück“ mit dem Paket Abwehr-/Torhüterleistung aufs Parkett bringen konnten. „Das ist ein sehr ernüchternder Abend für uns“, so Hinze weiter, der sein Team nur in der ersten Viertelstunde der Partie auf Augenhöhe sah. „Da sind wir durch Tempospiel und Offensivleistung im Spiel geblieben. Danach haben wir es aber nicht mehr geschafft, die Berliner Rückraumschützen auf Distanz zu halten.“

Allein Mathias Gidsel und Lasse Andersson trafen jeweils zehnmal. Auch das Torhüterduell ging klar an Berlin.

Spielmacher Knorr fehlt den Löwen an allen Ecken und Enden

Die Löwen mussten in Berlin erwartungsgemäß ohne ihren Spielmacher Juri Knorr auskommen, der mit einem Tape um den verletzten linken Daumen hinter der Bank Platz nahm. Damit fehlte den Mannheimern ein Ausnahmespieler, von denen die Berliner bekanntermaßen gleich mehrere aufbieten können. Und so prägten vor allem Welthandballer Gidsel und Andersson auf den Halbpositionen das Spiel der Füchse. Besonders den Dänen Andersson, der bis zur Halbzeit bereits siebenmal den Ball ins Löwen-Tor wuchtete, bekamen die Löwen zu keiner Zeit in den Griff.

Die Rhein-Neckar-Löwen hatten beim Spiel gegen die Füchse Berlin einen eher schwachen Auftritt: Das Bild zeigt Löwen-Spieler Jannik Kohlbacher. © Voigt / PIX-Sportfotos

Bis zum 6:5 der Berliner (11.) hatten die Löwen Tuchfühlung. Über 8:5 (13.) und dann vor allem mit einem 3:0-Lauf vom 11:8 zum 14:8 (22.) setzte sich Berlin erstmals ab und Hinze musste schon zum zweiten Mal die Grüne Karte für eine Auszeit legen.

Berlin lässt Partie kurzzeitig wieder offener werden

Bis dahin war auch schon ein Torwartwechsel von Mikael Appelgren zu David Späth verpufft und mit der 3:2:1-Abwehr, in der Tim Nothdurft auf der Spitze die Kreise des Füchse-Rückraums stören sollte, war in der Folge keine wesentliche Wende herzustellen. Die Füchse hatten meistens eine Antwort parat, legten die bessere Abschlussquote aufs Parkett und hielten die Löwen bis zum 18:13-Halbzeitstand weiter auf Distanz. Kämpferisch war den Löwen kein Vorwurf zu machen, die Hauptstädter waren einfach in der Spitze wie auch in der Breite besser besetzt. So konnte Berlin etwa den 21-jährigen Max Beneke von der Bank bringen, der sich gleich mit drei Treffern einführte.

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Nach dem Wechsel gestalteten die Löwen die Partie wieder etwas offener, was aber auch daran lag, dass Berlin zeitweise etwas schlampig spielte und die Klarheit vermissen ließ. Zählbares Kapital konnten die Löwen allerdings nicht aus dieser Phase schlagen, weil sie nun immer wieder an Füchse-Keeper Dejan Milosavljev scheiterten. Sebastian Heymann zog völlig freistehend sogar zweimal kurz hintereinander den Kürzeren gegen den Schlussmann der Berliner. Statt 20:17 stand es deshalb 22:16 (38.), weil die Füchse nach einer Auszeit wieder zielstrebiger agierten. „Da hat mir der Biss und Fokus gefehlt“, begründete Füchse-Trainer Jaron Siewert die Unterbrechung.

Diese Phase war dann auch die entscheidende. Mit einem 3:0-Lauf erhöhte Berlin vorentscheidend auf 25:17 (43.). In der Folge nahm die Partie Züge wie in der vergangenen Saison an, als die Löwen gegen Berlin regelmäßig unter die Räder gekommen waren. Beim 29:19 (48.) wurde erstmals ein Zehn-Tore-Rückstand notiert. Danach ging es nach dem 34:22 nur noch um Schadensbegrenzung, was bis zum Schlusspfiff immerhin gelang.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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