Mannheim. Sebastian Hinze weiß das alles einzuordnen. „Es ist erst ein Spieltag vorbei“, sagt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, die momentan in der Handball-Bundesliga auf dem zweiten Tabellenplatz stehen und vom Spitzenreiter THW Kiel nur zwei Tore getrennt sind. So wie 2014 - da allerdings nach Rundenende. Entsprechend hatte die Tabelle damals wesentlich mehr Aussagekraft, die Laune war vor acht Jahren nach der knapp verpassten Meisterschaft dafür logischerweise nicht so prächtig wie jetzt.
„Wenn man es sich hätte wünschen dürfen, dann hätte ich mir solch einen Start gewünscht“, sagt Hinze, dessen Mannschaft am Samstag die hoch eingeschätzte MT Melsungen überraschend deutlich mit 36:25 deklassierte und nun eine Aufgabe vor sich hat, die nicht nur anders, sondern auch „schwieriger“ ist, wie der Trainer meint. Vor allem für den Kopf: Denn beim Aufsteiger ASV Hamm-Westfalen gehen die Löwen am Donnerstag (19.05 Uhr) als Favorit in die Partie.
„Es kann etwas entstehen“
Die Hammer - und das ist unter keinen Umständen in irgendeiner Form despektierlich gemeint - stiegen in der vergangenen Runde fast schon zufällig auf. Der ASV und seine Rivalen lieferten sich nämlich hinter Zweitligameister VfL Gummersbach im Saisonfinale ein echtes Schneckenrennen um Rang zwei. Mit Dani Baijens verlor der Aufsteiger nun auch noch seinen besten Spieler an den HSV Hamburg, prominentester Profi im ASV-Kader ist ein Ex-Löwe: Mait Patrail, der in der vergangenen Runde noch das Trikot der Badener trug und 295 Erstligapartien bestritten hat. Eine Garantie für den Klassenerhalt ist aber auch er nicht. Im Gegenteil: Nur wenige glauben an einen Ligaverbleib der Westfalen.
Hinze gibt trotzdem den Mahner, auch wenn er einräumt, dass „Melsungen mehr individuelle Qualität als Hamm hat. Aber im Gesamtpaket wird es schwieriger. Wir treten bei einer Mannschaft an, die nichts zu verlieren hat und nun ihr erstes Heimspiel nach dem Aufstieg bestreitet.“
Dass genau dieser Umstand ungeahnte Kräfte freisetzen kann, hat der Löwen-Coach selbst schon einmal erlebt. Als Trainer des damaligen Liganeulings Bergischer HC feierte er 2013 im ersten Spiel vor eigenem Publikum einen Erfolg über den HSV Hamburg, der wenige Wochen zuvor erst die Champions League gewonnen hatte. Es könne also in Hamm am Donnerstag etwas „entstehen, bei dem wir dagegenhalten und zu 100 Prozent unseren Job machen müssen“. Auch wenn Hinze zugibt, dass seine Mannschaft rein nominell besser sei: „Wir müssen unser Paket auf die Platte bringen.“ Und einfach klar im Kopf sein.
Wie geht es mit verletztem Nilsson weiter?
Sollte es den Badenern in Hamm gelingen, ähnlich stabil wie gegen Melsungen in der Abwehr zu stehen und zu Toren im Gegenstoß oder in der zweiten Welle zu kommen, spricht zweifelsohne alles für die Löwen. „Vom Tempospiel und der Organisation her hatten wir das Niveau, das wir uns vorstellen“, sagt Hinze, der im Positionsangriff zwar noch Steigerungspotenzial sieht, mit der Spielsteuerung durch die Mittelmänner Juri Knorr und Olle Forsell Schefvert aber sehr zufrieden war. „Juri hat ein gutes Spiel gemacht. Er kann das zwar noch besser, aber wir wünschen uns eine Basis - und die hat er abgeliefert“, sagt Hinze über einen der zwei Nachfolger von Legende Andy Schmid. Und auch die Leistung von Knorrs Positionskollegen überzeugte ihn: „Olle hat sehr gute Entscheidungen getroffen. Wir wissen, dass wir uns steigern können. Aber Juri und er haben das abgeliefert, was wir uns vorstellen.“
Gegenüber der Auftaktpartie wird der Kader laut Hinze unverändert bleiben. Sprich: Niclas Kirkeløkke gehört nach überstandenen Schulterproblemen erneut zum Aufgebot, soll am Donnerstag nach Möglichkeit aber deutlich mehr helfen als gegen Melsungen. „Ich hoffe, ihn nun auch vermehrt in der Offensive einsetzen zu können“, sagt Hinze, der jedoch weiterhin auf Lukas Nilsson verzichten muss. Eine Prognose für eine Rückkehr des Schweden, dem seit Monaten die Achillessehne zu schaffen macht, mochte der Trainer nicht abgeben: „Er hat das Lauftraining aufgenommen. Jetzt müssen wir schauen, wie der Fuß auf Belastung reagiert.“
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-warum-die-rhein-neckar-loewen-einen-klaren-kopf-brauchen-_arid,1992520.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-traumstart-in-neue-saison-rhein-neckar-loewen-gewinnen-deutlich-gegen-melsungen-_arid,1991653.html