Handball

Rhein-Neckar Löwen scheitern an sich selbst

Der Mannheimer Handball-Bundesligist kann den Schwung aus dem Flensburg-Spiel nicht mitnehmen und unterliegt dem VfL Gummersbach mit 32:34. Der VfL gewinnt dabei nicht nur das Torhüter-Duell.

Von 
Thorsten Hof
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Olle Forsell Schefvert wird in dieser Szene von Nationalspieler Julian Köster gestoppt. © Photo: Max Krause/Speedshot.net

Mannheim. Die Ziele bei den Rhein-Neckar Löwen sind inzwischen überschaubar geworden. Die 40-Punkte-Marke, vielleicht noch auf Platz sieben klettern – das war die Maßgabe vor der Partie gegen den VfL Gummersbach. Doch nach dem 32:34 (13:15) gegen den Altmeister müssen die Löwen in den noch ausstehenden drei Spielen sogar noch darauf achten, dass sie nicht noch auf Platz neun abrutschen. Der VfL rückte mit dem Auswärtssieg in der Mannheimer SAP Arena vor 9676 Zuschauern schließlich bis auf einen Punkt auf die Gelbhemden heran.

„Klar, sind wir traurig und enttäuscht. Aber die Leistung ging eigentlich in Ordnung“, meinte Löwen-Trainer Sebastian Hinze nach der Partie. „Ich finde, wir haben alles investiert und immer wieder versucht, zurückzukommen. Scheitern dann aber zu oft mit freien Würfen und haben auch in der zweiten Halbzeit noch zu viele Bälle liegen lassen. Agieren wir da anders, hätten wir noch ein ganz enges Spiel bekommen“, sagte Hinze. Richtig zu fassen bekamen die Löwen den Altmeister aber nicht mehr.

Coach Hinze startete erwartungsgemäß mit dem Kader aus Flensburg in die Partie und sah eine durchaus kuriose erste Halbzeit, die klar in zwei Phasen zerfiel. Zunächst taten sich beide Teams schwer, Wege durch die gegnerische Abwehr zu finden und wenn das doch einmal passierte, waren die beiden stark startenden Torhüter Mikael Appelgren und Dominik Kuzmanovic zur Stelle. Die Löwen hatten in der Offensive dabei noch die klareren Möglichkeiten und zwangen den VfL ihrerseits zu Abschlüssen, die für Appelgren gut lösbar waren oder gleich ganz ihr Ziel verfehlten. Für Handball-Feinschmecker war das allerdings nicht, nach 14 Minuten stand es in einem von den Defensivreihen geprägten Spiel nur 4:2.

Lautstarke Gummersbacher Auszeit zeigt Wirkung

Vor allem VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson hatte dann genug gesehen und stauchte seine Mannschaft in der anstehenden Auszeit ordentlich zusammen. „Das ist ein Witz, wie wir uns hier präsentieren. Null Anspannung, null Disziplin“, brach es aus dem ehemaligen Löwen-Profi heraus. Der in der Liga auch als „Eiskrieger“ bekannte Isländer glich eher einem Vulkan auf dem Siedepunkt. Und die lautstarke 60-Sekunden-Ansprache verfehlte nicht ihre Wirkung.

Die Gummersbacher kamen plötzlich in einen richtigen Flow, in den nächsten elf Minuten erzielten sie elf Tore und drehten die Partie, in der die Löwen bis zum 10:9 stets vorlegen konnten (22.). Weil dann aber auch der taktische Kniff mit dem siebten Feldspieler daneben ging und die Mannheimer gleich zwei Treffer ins leere Tor kassierten, kippte die Begegnung in Richtung der Gäste. Die Löwen fingen sich einen 1:4-Lauf zum 11:13 (25.), den sie bis zum 13:15-Pausenstand dann auch nicht mehr begradigen konnten.

Rhein-Neckar Löwen - VfL Gummersbach 32:34 (13:15)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Späth (31. bis 51.) – Nothdurft (5), Kohlbacher (3), Groetzki (5) – Forsell Schefvert (5), Knorr (5), Lindenchrone (7/2) – Jaganjac, Davidsson (2), Plucnar, Michalski, Willner (n.e.), Karrenbauer (n.e.), Móré (n.e.)

VfL Gummersbach: Kuzmanovic, Obling (n.e.) – Kodrin (4), Vidarsson (5), Häseler – Schluroff (7), Köster (6), Tskhovrebadze (3) – Zeman, Vujovic (4/4), Pregler (1), Einarsson (2), Blohme (2), Mahé (n.e.).

Strafminuten: Forsell Schefvert (6/Disqualifikation), Kohlbacher (2) – Horzen (2), Vidarsson (4), Köster (2), Zeman (2). – Beste Spieler: Nothdurft – Kuzmanovic, Schluroff. – Schiedsrichter: Linker/Schmidt. – Zuschauer: 9676.

Nach dem Seitenwechsel versuchten es die Löwen mit David Späth im Tor, doch auch der Nationalmannschaftstorwart konnte der gelben Defensive nicht die nötigen Impulse geben. Vor allem Miro Schluroff drehte aufseiten der Gummersbacher nun richtig auf und schweißte einen Wurf nach dem anderen ins Löwen-Gehäuse. Sein Treffer zum 17:21 (38.) war bereits der fünfte Treffer beim sechsten Versuch, immer wieder zischte die Kugel mit 125 Sachen an Späth vorbei ins Netz. Im Angriff bekamen die Löwen vor allem den Rückzug nicht geregelt. Als Olle Forsell Schefvert eine Zeitstrafe abbrummte, und die Löwen deshalb das Tor blank ließen, kassierten sie in dieser Phase erneut zwei Treffer in Folge ins leere Netz.

Zu viele Gegentreffer ins leere Tor

Im Angriff lief der Ball teilweise ganz passabel, die Gummersbacher hatten aber weiter den besseren Keeper zwischen den Pfosten und auch über die Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns konnten sich die Oberbergischen sicher nicht beschweren. Zu oft legten Frederic Linker und Sascha Schmidt zweierlei Maß an, doch ursächlich war das natürlich nicht. Die Löwen scheiterten letztlich zu oft an sich selbst oder an VfL-Keeper Kuzmanovic, der am Ende auf 14 Paraden kam. Nach sechzig Minuten standen 24 Fehlwürfe bei den Löwen, nur elf bei Gummersbach.

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So blieb Gummersbach ständig in Führung und versetzte den Löwen den nächsten Tiefschlag: Wieder war der Ball im leeren Tor zum 21:26 (44.), Keeper Kuzmanovic hatte Ellidi Vidarsson mit einem Pass über fast 30 Meter zu einem kuriosen Kempa-Tor gefunden. Dieser Treffer setzte den Löwen zu, auch nach der folgenden Auszeit kassierten sie sofort wieder einen Gegenstoß zum 21:27, der fast schon vorentscheidenden Charakter hatte.

Beim 28:30 (53.) bestand letztmals noch eine echte Chance, doch da der nächste Versuch mit dem siebten Feldspieler ebenso nach hinten los ging wie im ersten Durchgang ging die Partie endgültig weg. Zwei weitere Treffer ins leere Tor bedeuteten das 28:33 (56.). Damit war das Spiel endgültig entschieden.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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