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Rhein-Neckar Löwen: Entscheidung in der Trainerfrage naht

Der Vertrag von Trainer Sebastian Hinze endet bei den Rhein-Neckar Löwen im Sommer 2025. Nun kommt Bewegung in die Sache. Und auch bei der Geschäftsführerfrage tut sich etwas. So ist der Stand der Dinge

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Marc Stevermüer
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Der Neuaufbau der Rhein-Neckar Löwen gestaltet sich für Trainer Sebastian Hinze schwierig. © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Sebastian Heymann versuchte, das Unerklärliche zu erklären. Was so wenige Minuten nach dem Abpfiff gar nicht so einfach war. Denn nach der ernüchternden 32:36-Niederlage der Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga gegen Außenseiter ThSV Eisenach stand auch der Rückraumspieler ein wenig unter Schock. Das Entsetzen und der Frust ließen sich in seinem Gesicht ablesen.

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Große Ernüchterung bei den Rhein-Neckar Löwen

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„Wir hatten uns das ganz anders vorgestellt. Es ist unser Anspruch, ein Heimspiel gegen Eisenach zu gewinnen. Aber wir bekommen zu viele Tore, verwerfen selbst zu viele Bälle“, fasste der Rechtshänder in Kurzform ein Spiel zusammen, das natürlich noch ein paar Facetten mehr hatte. Doch ganz oberflächlich betrachtet lag Heymann komplett richtig - und freute sich nach der zweiten Niederlage in Folge erst einmal auf ein anderes Umfeld: „Vielleicht kommt die Länderspielpause genau richtig, um den Kopf freizubekommen.“

Ausgang offen - denn die jüngsten Niederlagen wirken nach

Während viele Löwen mit ihren Nationalteams auf Reisen sind, stehen in Mannheim ein paar wichtige Gespräche und dann auch Entscheidungen an. Traditionell ist die Länderspielwoche im November nämlich genau der Zeitraum, in der bei den Vereinen intensiv über die Zukunft nachgedacht wird. Und nichts anderes wird nun auch bei den Löwen gemacht. Zumal die wichtigste aller Personalien zeitnah geklärt werden muss: die Trainerfrage. Der Vertrag von Sebastian Hinze endet im Juni 2025. Nach Informationen dieser Redaktion stehen nun erste Gespräche an. Wie diese allerdings ausgehen, lässt sich nicht vorhersagen.

Hinze startete 2022 beim zweifachen deutschen Meister einen Neuaufbau. Gleich in seiner ersten Saison führte der gebürtige Wuppertaler die Badener auf Platz fünf in der Bundesliga und sensationell zum Pokalsieg. Damals waren die Löwen zweifelsohne ihrem Plan voraus, wieder in die nationale Spitze vorzudringen. Nun hinken sie aber dem eigenen Vorhaben hinterher. Die vergangene Runde endete - auch wegen großer Verletzungssorgen, aber eben nicht nur deswegen - auf Rang zwölf. Es war die schlechteste Platzierung seit dem Aufstieg 2005. Und der gute Start in dieser Saison mit Siegen über den THW Kiel und die MT Melsungen ist nach den Niederlagen in Lemgo und gegen Eisenach auch schon wieder verblasst. Zumal sich manch ein Betrachter bei diesen Partien zurück in die vergangene Saison, also in eine längst vergessen geglaubte Zeit, zurückversetzt fühlte.

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In Lemgo fielen die Löwen unter Stress komplett auseinander und verloren in wenigen Minuten das Spiel. Und gegen Eisenach unterlagen die Mannheimer nun schon zum dritten Mal in Folge. Dabei war die unkonventionelle Spielweise der Thüringer hinlänglich bekannt. Doch wieder wirkten die Badener recht hilflos und dem Außenseiter nur selten gewachsen.

Aufsichtsratschef Lars Lamadé möchte sich zu den anstehenden Gesprächen mit Trainer Hinze vorerst nicht äußern. Im Sommer machte er aber im Interview mit dieser Redaktion deutlich, was seine Gremiumskollegen und er sehen wollen: „Es muss nach oben gehen. Wir erwarten in der Tabelle einen Schritt nach vorne. Platz zwölf können wir uns nicht noch einmal erlauben.“

Momentan hängen die Löwen im Tabellenmittelfeld fest. Der eine oder andere im Sommer 2023 verpflichtete Perspektivspieler hat sich auch verbessert und entwickelt. Es sieht also nicht ganz so schlimm wie in der vergangenen Saison aus. Doch ist das genau der Fortschritt, den die Verantwortlichen einfordern? Es ist eine Frage der Betrachtung, bei der gewiss auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Vereins betrachtet werden müssen. Zur Erinnerung: Im Frühjahr machten die Löwen selbst einen „Finanzskandal“ öffentlich. Zahlen nannten sie keine, Lamadé sprach aber damals auf einer Pressekonferenz von einer „finanziell nicht einfachen Situation“.

Dieses Problem ist allerdings mittlerweile gelöst - und völlig unabhängig davon gilt: Eine Niederlage wie gegen Eisenach ist ein schwerer Schlag. Sie hinterlässt Spuren. Und zwar nicht nur innerhalb des Teams. Mehr als 11 000 Zuschauer kamen am Freitag in die SAP Arena und sorgten für einen Saisonrekord - um dann nach einem ernüchternden Abend schwer enttäuscht nach Hause zu gehen und vor allem auch das Ende der Euphorie zu erleben. „Wir haben schon gezeigt, was wir können. Und dahin wollen wir wieder hinkommen“, gab sich Heymann kämpferisch.

Die Worte seines Kollegen Ivan Martinovic ließen allerdings tief blicken: „Man hat von Anfang an gesehen, dass die Eisenacher mehr wollten, dass sie mehr gekämpft haben. Wir waren nicht bereit genug. Jeder muss zehn bis 20 Prozent mehr geben, wenn wir solche Spiele gewinnen wollen.“

Interimsgeschäftführer Bachert erhält Lob vom Aufsichtsrat

Nach der Länderspielpause steht für die Löwen das wichtige Pokalmatch gegen die Füchse Berlin an. Zur Erinnerung: Mitte Oktober kamen die Badener beim Hauptstadtclub komplett unter die Räder. Nach zwischenzeitlichem Zwölf-Tore-Rückstand war das 27:34-Endresultat noch schmeichelhaft.

Es folgen die Auswärtspartie beim punktlosen Schlusslicht VfL Potsdam und das Derby in Göppingen, ehe nacheinander die Duelle mit den Spitzenteams VfL Gummersbach, TSV Hannover-Burgdorf, SG Flensburg-Handewitt und SC Magdeburg anstehen.

Keine Frage: Den Mannheimern steht in sportlicher Hinsicht ein spannendender Jahresendspurt ins Haus. Und es nahen gleichermaßen schwierige wie wegweisende Personalentscheidungen. In der Trainer- und auch in der Geschäftsführerfrage.

Seit der Trennung von Jennifer Kettemann im Juni hat Holger Bachert die Geschäftsführung interimsweise übernommen. Bislang überzeugt er den Aufsichtsrat, wie Lamadé betont: „Wir sind nach wie vor sehr froh und dankbar, dass Holger uns in der schwierigen Situation geholfen hat. Wir sind bisher sehr zufrieden, mit welchem Engagement er insbesondere im Sponsoring an die Aufgaben gegangen ist. Wir werden mit ihm in den nächsten Wochen das Gespräch bezüglich seiner Zukunft führen.“

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Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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