Magdeburg. Maik Machulla rang ein wenig mit seinen Gefühlen. Natürlich war der Trainer der Rhein-Neckar Löwen enttäuscht. Denn seine Mannschaft verlor am Sonntag in der Handball-Bundesliga beim Champions-League-Sieger SC Magdeburg mit 24:28 (14:11). Andererseits zeigten die Mannheimer lange Zeit eine überragende Leistung.
„Wir haben 50 Minuten lang ein nahezu perfektes Auswärtsspiel gemacht und es erfüllt mich mit Stolz, dass wir für Punkte infrage gekommen sind“, sagte Machulla, dessen Mannschaft nach einer 20:17-Führung (40.) einen 0:7-Lauf kassierte und plötzlich 20:24 (50.) zurücklag. Nicht clever genug sei sein Team gewesen, ärgerte sich der Trainer und hatte einige vergebene Möglichkeiten im Kopf. Zu oft scheiterten die Badener in dieser entscheidenden Phase an SCM-Keeper Sergey Hernandéz. „Das ist ja Wahnsinn, was der für Paraden gezeigt hat“, staunte Machulla.
Fans sehen eine Partie mit 18 Strafwürfen
Bei den Löwen startete der Ex-Magdeburger Mike Jensen im Tor. Den Mittelblock bildeten Robert Timmermeister und Steven Plucnar – und dieses Duo verrichtete insbesondere in der ersten Halbzeit einen exzellenten, ja geradezu herausragenden Job.
Nach dem 2:2 (6.) kassierten die Mannheimer einen 0:3-Lauf zum 2:5 (9.). Allerdings blieben sie stabil, weil die Badener im Angriff sehr geduldig und diszipliniert agierten. Um jeden Preis wollten sie verhindern, dass der SCM nach Ballgewinnen als weltbeste Kontermannschaft ins Tempospiel kommt. Nachdem Haukur Thrastarson noch die große Chance zum Ausgleich vergeben hatte (13.), kam der zweifache Meister und Pokalsieger schließlich im Gegenstoß durch Timmermeister zum 7:7 (15.).
Es folgte eine wilde Phase mit Strafwürfen in Serie. Meistens für den SCM. Die Löwen wechselten Torwart David Späth ein – und der parierte den Siebenmeter von Omar Ingi Magnusson (16.). Jannik Kohlbacher brachte die Badener in Führung (7:8/16.), Teilzeitarbeiter Späth kam wieder zweimal aufs Feld. Erst schnappte sich der Nationalkeeper den Siebenmeter von Sebastian Barthold (17.), dann den Strafwurf von Tim Hornke (19.). Anschließend scheiterte aber auch Löwe Thrastarson zum zweiten Mal mit einem Siebenmeter an SCM-Keeper Hernández (20.).
Nur zwei technische Fehler in der ersten Halbzeit bei den Löwen
Magnusson nahm sich den nächsten Strafwurf für Magdeburg, diesmal blieb Jensen im Löwen-Tor – und parierte (24.). Nach dem zwischenzeitlichen 10:10 (23.) legten die Mannheimer einen 3:0-Lauf hin und erspielten sich eine 13:10-Führung (29.). Keine Frage: Die Mannschaft von Trainer Machulla agierte nahezu am Optimum – und zwar auf beiden Seiten des Feldes. Nach 30 Minuten stand der zweifache Meister und Pokalsieger bei einer Angriffseffektivität von 78 Prozent, er hatte sich außerdem nur zwei technische Fehler erlaubt. Der verdiente Lohn war eine 14:11-Pausenführung.
Die zweite Halbzeit startete mit einem – ausnahmsweise verwandelten – Siebenmeter der Magdeburger. Der Beginn einer Aufholjagd? Erst einmal nicht. Denn den nächsten Strafwurf von Barthold wehrte Jensen erneut ab (33.). Fünf Minuten später pfiffen die Schiedsrichter Julian Köppl und Denis Regner den 14. Siebenmeter in dieser Partie, Tim Nothdurft besorgte das 18:16 für die Löwen (38.) und Kohlbacher ließ das 19:16 (39.) folgen. Allerdings mussten die Mannheimer fortan ohne ihren angeschlagenen Kapitän Patrick Groetzki spielen. „Er hat einen Schlag abbekommen. Ich hoffe nicht, dass er uns längerfristig ausfällt“, sagte Sportchef Uwe Gensheimer.
Der SCM blieb dran und hatte nun mit Hornke einen sicheren Siebenmeterschützen gefunden. Beim 20:19 (43.) für sein Team nahm Löwen-Trainer Machulla eine Auszeit. Er spürte, dass die Partie nun kippen kann. Und das tat sie dann auch. Kohlbacher vergab freistehend vom Kreis und kassierte wenig später eine Zeitstrafe. Magdeburg legte einen 4:0-Lauf zum 21:20 (46.) hin, während Edwin Aspenbäck den nächsten Hochkaräter vergab. Der SCM packte zwei weitere Tore zum 23:21 (48.) drauf.
Zehn Minuten bleiben die Löwen ohne Tor
Machulla nahm die nächste Auszeit, seine Mannschaft erzielte aber auch im nächsten Angriff kein Tor und blieb zehn Minuten ohne eigenen Treffer. Magdeburg nutzte das, um aus einem 17:20 (40.) ein 24:20 (50.) zu machen. „Dieser 0:7-Lauf darf natürlich nicht passieren“, sagte Machulla.
Doch die Badener zeigten Nehmerqualitäten und hatten beim 24:22 (51.) die Chance auf den Anschlusstreffer. Aber Dani Baijens vergab und im Gegenstoß fingen sich die Löwen das nächste Tor (25:22/52.).
„Diese Niederlage tut extrem weh, weil wir ein bisschen an uns selbst gescheitert sind“, sagte der niedergeschlagene Späth nach einer Partie, in der es 18 Siebenmeter gab. Machulla gab zu, das „noch nie“ erlebt zu haben: „Aber das war eben auch der Spielweise beider Teams geschuldet.“
SCM – Löwen 28:24 (11:14)
SCM: Hernández (1 Tor), Mandic (bei einem Siebenmeter und ab 48. Minute) – Claar (6), Zechel, Kristjansson (3), Pettersson (3), Magnusson (5/1), Hornke (3/3), Jonsson (1), Weber, Lagergren, Mertens (4), Saugstrup, O‘Sullivan, Barthold (2/2), Bergendahl.
RNL: Jensen, Späth (bei sechs Siebenmetern) – Nothdurft (7/4), Kohlbacher (3), Groetzki (2) – Baijens (2), Thrastarson (6), Sandell – Timmermeister (1), Jaganjac (n.e.), Aspenbäck (3), Larson, Heymann (n.e.), Móré (n.e.), Steenaerts, Plucnar.
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