Handball

Das sagt Halil Jaganjac von den Rhein-Neckar Löwen zu seinen Comeback-Plänen

Vor zwei Jahren verletzte sich Halil Jaganjac von den Rhein-Neckar Löwen schwer an der Schulter. Nun gibt es Hoffnung auf ein baldiges Comeback. Wird der Handballer wieder der Alte?

Von 
Marc Stevermüer
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Rhein Neckar Loewen - MT Melsungen © Michael Ruffler

Mannheim. Der Wunsch ist unendlich groß. Und die Sehnsucht auch. Bei Halil Jaganjac sowieso, weil hinter ihm eine zweijährige Leidenszeit liegt. Aber eben auch bei allen anderen. Bei den Mitspielern und bei den Fans der Rhein-Neckar Löwen. Und auch bei jedem, der den Handball liebt und kein Herz aus Stein hat. Alle wollen den Kroaten wieder auf dem Feld sehen.

Möglicherweise - man mag das fast gar nicht schreiben, weil man es selbst kaum glauben kann - naht tatsächlich in absehbarer Zeit das Comeback des Rückraumspielers, dem nach mehreren Schulteroperationen die Sportinvalidität drohte.

„Ich habe eine anstrengende Zeit hinter mir. Aber jetzt fühlt es sich besser an“, gibt sich der 26-Jährige gewohnt optimistisch. Mit einer anderen Herangehensweise wäre es vermutlich aber auch schwierig bis unmöglich gewesen, sich nach diesen schlimmen zwei Jahren, den ständigen Rückschlägen und der langen Zwangspause wieder heranzuarbeiten.

Rhein Neckar Loewen - MT Melsungen © AS Sportfoto/ Binder

Mittlerweile absolviert der Rechtshänder kleine Teile des Mannschaftstrainings. Beim Aufwärmen und bei Passübungen ist er seit der vergangenen Woche dabei, zuletzt musste der Kroate aber wegen einer Grippe aussetzen. Doch Jaganjac ist gewillt, noch in diesem Jahr wieder voll ins Training einzusteigen. Das Kraftpaket glaubt an dieses Vorhaben. Ganz fest. Und sollte er irgendwann sogar wieder in der Bundesliga auf dem Feld stehen, dürfte dieser Moment gewiss auch zu manch einer Freudenträne führen. Das ahnt nicht nur jeder, das weiß und spürt auch jeder. „Das wird für alle brutal emotional, wenn er wieder spielen kann“, ist sich Kapitän Patrick Groetzki sicher.

Wann es so weit sein wird, vermag niemand zu prognostizieren. Vorsicht ist weiterhin geboten. Mal ganz abgesehen davon: Nach zwei Jahren spielt der Faktor Zeit ohnehin keine große Rolle mehr. Und doch könnte es gut sein, dass in diesem Winter ein Ausnahmemoment ansteht, nachdem ein Ausnahmekämpfer eine Ausnahmesituation klaglos angenommen und sich seinem Schicksal mit all der Ungewissheit und den ständigen Hiobsbotschaften tapfer gestellt hat.

Aufgeben ist zu keiner Zeit eine Option

Rückblick: Am 19. November 2022 kugelt sich Jaganjac in der Bundesligapartie beim HC Erlangen die Schulter aus. Von einer Pause bis Sommer 2023 ist zunächst die Rede. Doch aus mehreren Monaten wird eine viel längere Leidenszeit. Auf eine Operation folgen weitere Eingriffe. „Hart“ sei das gewesen, sagt der Kroate, der zu Beginn der Saison 23/24 ein kurzes Comeback feiert.

In der Abwehr steht der Zwei-Meter-Hüne für einige Wochen auf dem Feld, verstärkt mit seiner Physis und seiner Präsenz das Deckungszentrum. Doch es folgt wenig später der nächste Eingriff, denn für den Angriff ist er einfach keine Option, weil die Schulter immer wieder schmerzt und einen Torwurf unmöglich macht.

Wenn man so will, ist Jaganjac in der Zeit seines Mini-Comebacks einfach nur noch ein Abwehrspezialist - und damit plötzlich nicht mehr der Spieler, der er einmal war. Nämlich ein Mann, der in Defensive und Offensive den Unterschied machen kann. Der ein Rundum-sorglos-Paket mitbringt. Und den die Löwen genau deshalb verpflichteten. Seine zweifelsohne herausragenden Qualitäten auf beiden Seiten des Feldes brachte er dann aber nur 13 Spieltage ein. Nämlich bis zu jenem verhängnisvollen Abend in der Nürnberger Arena, der alles veränderte.

HC Erlangen - Rhein Neckar Loewen © Pix (2)/Binder

Mehr als 24 Monate liegt der dunkelste Tag in der Karriere von Jagangac nun zurück. Die Verletzung trifft ihn damals hart. Aber seitdem steht beim Rückraum-Rechtshänder immer die Zuversicht über den Zweifeln. Trotz der ständigen Rückschläge - der 26-Jährige bleibt ein Optimist, lässt sich nicht hängen, fällt auch in kein riesiges mentales Loch. Rückblickend ist er davon überzeugt, dass das zwischenzeitliche Comeback durchaus eine Hilfe war, eine Art emotionales Mini-Hoch - auch wenn er dann doch feststellen musste, dass immer noch nicht alles in Ordnung ist.

„Aber die paar Spiele waren gut für meinen Kopf“, sagt Jaganjac und bestätigt damit wieder einmal, dass im Sport dem Gefühl eine wichtige Bedeutung zukommt. Selbst wenn es am Ende lediglich um einen Hoffnungsschimmer, einen kurzen Moment der Freude oder nur darum geht, neue Kraft für die nächste Energieleistung zu sammeln.

„Halil ist ein Kämpfer, der täglich rackert. Mit seiner Art und Weise bereichert er jede Mannschaft. Er ist ein Typ“, sagt Sebastian Heymann, der erst in diesem Sommer zu den Löwen wechselte und den Kroaten noch nicht allzu lang kennt. Doch die wenige gemeinsame Zeit hat ausgereicht, um Jaganjac treffend zu beschreiben.

Rechtsaußen Groetzki verfolgt den verbissenen und unermüdlichen Comeback-Plan des Kroaten seit jenem November-Abend 2022: „Ich sehe jeden Tag, was er reinsteckt, was er im Kraftraum investiert, wie er sich auf dem Laufband fit hält. Halil macht Übungen für die Schulter, stemmt Gewichte. Er hat seine Schulter praktisch neu aufgebaut.“ Durch eiserne Disziplin. Unglaublichen Arbeitseifer. Und die Bereitschaft, sich richtig zu quälen. Auch wenn das reichlich Überstunden bedeutet.

„Wenn ich zum Training komme, ist Halil da. Wenn ich gehe, bleibt er noch. Halil ist sehr fleißig und sehr geduldig - was extrem wichtig bei einer solch schweren Verletzung ist. Das weiß ich aus eigener Erfahrung“, spricht Torwart Mikael Appelgren mit großer Bewunderung über den Rechtshänder, der „stark im Kopf“ sei: „Und wenn wir daran denken, wie er hier angefangen hat zu spielen, spüre ich einfach nur eine riesige Vorfreude, genau das wieder zu sehen.“

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Doch wird Jaganjac wieder der Alte? Und wenn ja: Wie lange wird das dauern? Jeder verbindet seine Erinnerungen an den Traumstart des Kroaten bei den Löwen im Spätsommer und Herbst 2022 mit dessen Glanzleistungen. Es sind Bilder, auf denen Jaganjac in der Abwehr ab- und aufräumt. Auf denen er sich mit hohem Tempo furchtlos in die gegnerische Deckung stürzt. Und auf denen er Tore aus großer Distanz erzielt. Man hat ganz einfach den bestmöglichen Jaganjac vor Augen. Also den Handballer, der Spiele entscheiden kann. Und der mit seiner Dynamik und seinen Emotionen das Publikum mitreißt.

Der Spieler selbst will natürlich all das wieder zeigen. Er sprüht nur so vor Tatendrang, lässt aber ebenso Vorsicht walten. Seine Worte ähneln seinem Spielstil. Der 26-Jährige kann einfach beides. Offensive und Defensive. Weshalb der Zwei-Meter-Mann zwar so schnell wie möglich wieder auf der Platte stehen, aber eben auch nicht zu viel erwarten möchte. Zumindest vorerst.

„Wir müssen schauen, wie die Schulter reagiert. Nach solch einer langen Pause kann ich logischerweise nicht bei 100 Prozent sein“, übt sich der Rückraumspieler in Geduld. Erst nach und nach, verrät Trainer Sebastian Hinze, werde man in den nächsten Wochen die Belastung steigern. Bislang sei Jaganjac aber „voll im Plan“, betont der Coach: „Und das ist schön.“

Behutsamkeit und Risiko-Minimierung stehen über allem. Möglicherweise ist Ende des Monats eine genauere Vorhersage möglich, wie es mit dem 26-jährigen Kroaten weitergeht und wann der Spieler vielleicht wieder eingesetzt werden kann.

Vorsicht bleibt die Maxime, denn es geht um die Karriere

„Jeder drückt natürlich die Daumen, weil wir alle wissen, welch großes Handballverständnis Halil mitbringt. Aber wir müssen ihm Zeit geben, er war zwei Jahre raus. Jetzt geht es um seine Karriere. Da ist es egal, ob er jetzt einen Monat früher oder später wieder einsatzfähig ist“, weiß Groetzki ganz genau, was auf dem Spiel steht.

Klar ist: Sollte Jaganjac beschwerdefrei bleiben und zu alter Form finden, würden die Löwen alles dafür tun, den Kroaten langfristig an den Club zu binden. Momentan ist der Rechtshänder nur vom polnischen Erstligisten KS Kielce ausgeliehen, das Geschäft endet im Sommer 2025. Normalerweise müsste der Rückraumspieler dann nach Polen. Doch er selbst hat andere Pläne. Und positioniert sich eindeutig: „Ich will hierbleiben.“ Doch er weiß auch: „Dafür muss die Schulter halten -und ich gut spielen.“ Damit aus dem Wunsch tatsächlich Wirklichkeit wird.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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