Handball - Zuschauer-Rückkehr sorgt für besondere Stimmung in der Weststadthalle / Mit Fan-Unterstützung soll auch in Bad Wildungen gewonnen werden

Versöhnliches Saison-Finale für die Flames

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eh
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Bensheim. Es war dann doch ein entspanntes letztes Saisonheimspiel für die Bundesliga-Handballerinnen der HSG Bensheim/Auerbach am frühen Samstagabend in der Weststadthalle. Die sportliche Situation hatte sich für die Flames durch die Niederlage des BSV Sachsen Zwickau in einem Nachholspiel bereits Tage vor der eigenen Partie gegen die Handball-Luchse Buchholz-Rosengarten entkrampft, die Gefahr der Abstiegsrelegation war auf ein Minimum geschrumpft. Die letzten Zweifel beseitigten die Bensheimerinnen mit dem 28:24-Sieg über die Luchse.

Nach den weiteren Ergebnissen von diesem vorletzten Spieltag steht fest, dass die Norddeutschen und Zwickau in einem Fernduell Abstieg und Relegation unter sich ausmachen. Für die Flames folgt am kommenden Samstag zum Rundenfinale die Auswärtspartie bei der HSG Bad Wildungen.

17er-Kader mit Dekker, die lange ausfällt

Die Flames gehen mit einem personellen Handicap in die nächste Saison: Sarah Dekker wird voraussichtlich verletzungsbedingt die komplette Spielzeit 2022/23 verpassen. Die Linkshänderin wurde Ende April am Knie operiert. Eine Neuverpflichtung wird die HSG wegen des langfristigen Ausfalls der 21-jährigen Außen nicht vornehmen.

„Unsere Personalplanungen sind abgeschlossen. Wir gehen mit Lotta (Heider) und Jana (Haas) für die rechte Außenposition in die Saison“, sagte Trainerin Heike Ahlgrimm.

Gute Nachrichten gibt es von den beiden weiteren Langzeitausfällen der Flames. Leonie Kockel und Alicia Soffel werden nach ihren langwierigen Knieverletzungen im Juli mit dem Team in die Vorbereitung starten können. „Es sieht bei beiden sehr gut aus“, so Ahlgrimm.

In die kommende Runde gehen die Flames inklusive Sarah Dekker mit einem 17er-Kader. Als Neuzugänge stehen seit längerem Lucie-Marie Kretzschmar (Sport-Union Neckarsulm), Ndidi-Silvia Agwunedu (HSG Blomberg-Lippe) und Lilli Holste (TSV Bayer 04 Leverkusen) fest. eh

„Wir sind Sportler, wir wollen jedes Spiel gewinnen“, verkündete Flames-Trainerin Heike Ahlgrimm die Vorgabe für das Hessenderby, zu dem die Mannschaft von einem Fan-Bus begleitet wird. Ziel ist es, in Nordhessen den aktuellen neunten Tabellenplatz zu verteidigen. Man wolle nach einer vor allem „mental schwierigen Saison“ einen versöhnlichen Abschluss schaffen, so Ahlgrimm bei der Pressekonferenz im Anschluss an das Luchse-Match.

Den letzten Auftritt vor eigenem Publikum nutzte Michael Geil nach der Schlusssirene für einen Rückblick auf die Spielzeit. „Ich könnte heulen“, sagte der Flames-Geschäftsführer. Bewegt hatte ihn weniger der Sieg der Mannschaft, sondern vielmehr der Anblick einer mit 500 Zuschauern gut gefüllten Weststadthalle.

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Derartig gut besucht und stimmungsvoll war die Arena in dieser Saison coronabedingt selten. Nach durchschnittlich 1200 Besuchern in Vor-Coronazeiten, verfolgten 2021/22 durchschnittlich 400 Zuschauer die Heimspiele der HSG. Die durch diesen Rückgang entstandenen wirtschaftlichen Einbußen wurden dank der Treue der Sponsoren und durch Hilfen des Bundes abgefedert, berichtete Geil.

In erster Linie habe die Abnahme der Zuschauerzahlen eine „emotionale Schwächung“ für das Team bedeutet. „Ihr seid der achte Mann“, sagte Geil gerichtet an das Publikum.

„Ein bisschen wie Robin Hood“

Der Mannschaft sprach der Geschäftsführer angesichts der allgemein wie personell schwierigen Bedingungen ein Gesamtlob aus. „Die Mädels haben einen super Job gemacht.“

Im Namen der Mannschaft ließ Lisa Friedberger die fünfte Saison der Flames in Liga eins nach dem Wiederaufstieg 2017 Revue passieren. „Wir haben ein bisschen gespielt wie Robin Hood“, überschrieb die Kapitänin die sportliche Performance der Truppe. Man habe Punkte von den oberen Mannschaften genommen und Punkte an die unteren gegeben. Wie zuvor Michael Geil dankte Friedberger allen Fans, Sponsoren, Helfern und Betreuern für die große Unterstützung während der vergangenen Monate.

Verabschiedet wurden nach der Partie Ines Ivancok, Saskia Fackel und Christin Kühlborn, die den Club im Sommer verlassen. Traditionell richten bei dieser Gelegenheit Mitspielerinnen einige Worte an die Abgänge. Saskia Fackel wechselt nach einem Jahr in Bensheim zum Zweitligisten 1. FSV Mainz 05. „Wir werden dein ansteckendes Lachen vermissen“, sagte Myrthe Schoenaker.

Nach drei Jahren an der Bergstraße zieht es Ines Ivancok nach Ungarn zu Mosonmagyarovari. „Du hast dich sportlich und persönlich weiterentwickelt“, blickte Sarah van Gulik auf die gemeinsame Zeit mit der österreichischen Nationalspielerin bei den Flames zurück. Ivancoks Teilnahme mit Österreich bei der WM in Spanien im Vorjahr war für das HSG-Team etwas Besonderes. „Du hast uns alle stolz gemacht.“

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Christin Kühlborn, die sich nach drei Jahren im Flames-Trikot ebenfalls dem 1. FSV Mainz 05 anschließt, wurde von Lotta Heider und Dionne Visser gewürdigt. Heider hob neben den technischen Fähigkeiten der Außenspielerin („Bester Dreher der Liga“) deren besondere Eigenschaften als „Seelsorgerin“ hervor. Mit tränenerstickter Stimme verabschiedete Dionne Visser ihre Mitbewohnerin. Sechs Jahre waren Kühlborn und Visser sportlich gemeinsam unterwegs. Drei Jahre beim Zweitligisten SG Kirchhof, anschließend drei Spielzeiten bei der HSG. „Christin, du bist meine beste Freundin und meine Familie.“

Jörg Hirte für die Auerbacher Handball Sport und Marketing GmbH sowie Jens Herbecke für den Förderkreis und die Flames-Fans dankten den Spielerinnen mit Blumensträußen für ihren Einsatz bei der HSG.

Auch für Andre Schumacher endet nach drei Jahren die Tätigkeit bei der HSG Bensheim/Auerbach. Er war in dieser Zeit in unterschiedlichen Funktionen auf sportlicher und administrativer Ebene tätig. In Pandemie-Zeiten managte er als Hygienebeauftragter und Verantwortlicher für den Bundesliga-Spielbetrieb ein forderndes Aufgabengebiet professionell, wie Michael Geil betonte. Andre Schumacher begibt sich auf eine einjährige Weltreise – mit drei Bergsträßer Weinen im Gepäck. „Einen für Afrika, einen für Asien, einen für Südamerika“, erklärte Geil zum Weinpräsent. eh

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