Winterkasten. Es kam für den SV Winterkasten so, wie es im Sommer des vergangenen Jahres zu befürchten war. Die Kicker aus dem Lindenfelser Stadtteil kämpfen in der Fußball-Kreisliga A gegen den Abstieg und werden von erheblichen Personalproblemen geplagt. Der Sportverein überwintert mit zwölf Punkten und einem Torverhältnis von 22:38 auf Relegationsplatz 14. Eine Platzierung, die am Ende der Saison zwar keine große Bedeutung haben wird, denn der SVW will in der kommenden Spielzeit mit dem SV Lindenfels eine Spielgemeinschaft bilden.
Der folgende Wintercheck macht jedoch deutlich, dass sich die Winterkastener mit Anstand aus der Liga verabschieden und bis zum Saisonende alles geben möchten, damit im Meisterschaftsrennen wie auch im Abstiegskampf alles mit ordentlichen Dingen zugeht.
Wie fällt das Fazit beim SV Winterkasten zur Winterpause aus?
Ernüchternd. Der Sportverein konnte den Aderlass der vergangenen Jahre einfach nicht mehr kompensieren. Man kämpfte von Beginn an gegen den Abstieg und hatte große Personalsorgen, so dass sich die Mannschaft an vielen Spieltagen von selbst stellte. „In den letzten Jahren haben wir einfach zu viele wichtige Spieler verloren und das macht sich jetzt bemerkbar.
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Manchmal musste man sich sogar schon die Frage stellen, ob man die Runde überhaupt zu Ende spielen kann. Die Einstellung meiner Jungs stimmt, wenn du aber immer wieder improvisieren musst und Spieler auf ungewohnten Positionen antreten müssen, dann hast du es einfach schwer“, beschreibt SV-Trainer Uwe Reibold die Situation.
Gibt es dennoch Dinge, die gut gelaufen sind?
Die Moral stimmt beim SVW und die Mannschaft ist an jedem Spieltag bereit, alles zu geben. Zudem hebt Uwe Reibold den Zusammenhalt in der Mannschaft hervor. Er hat in den letzten zwei Jahren trotz zahlreicher Abgänge eine Verbesserung im Bereich der Kameradschaft festgestellt. „Wir sind in den letzten zwei Jahren enger zusammengerückt, und wenn es sportlich nicht nach Wunsch gelaufen ist, die Jungs haben sich nie aufgegeben und halten zusammen. Das ist nicht selbstverständlich.“
Bestes Beispiel für die enge Verbundenheit zur Mannschaft und zum Verein ist Marcel Wendel. Der lebt in Konstanz, nimmt aber an fast jedem Spieltag die Anfahrt vom Bodensee auf sich, um sein Team zu unterstützen. „Solche Jungs musst du erst einmal finden“, lobt Reibold den Charakter Wendels.
Wo gilt es, sich nach der Winterpause zu steigern?
Nimmt man die Tabelle, dann müssen mehr Tore geschossen werden, denn man stellt mit 22 erzielten Treffern die schwächste Offensive der Liga. Mit Christian Daum (10 Tore) hat ein Mittelfeldspieler fast die Hälfte aller Treffer des Sportvereins erzielt, über einen echten Stürmer verfügt man nicht und das wird auch nach der Winterpause der Fall sein. „Unser großes Problem ist die Kadergröße und die Tatsache, dass wir über keinen gelernten Stürmer und auch keine Reservemannschaft verfügen. Das macht sich dann gerade im Offensivbereich bemerkbar, wo es uns oftmals an der nötigen Durchschlagskraft fehlt. Dennoch geben die Jungs alles und es macht Spaß, das Ganze hier als Trainer begleiten zu dürfen“, findet Uwe Reibold trotz der sportlichen und personellen Misere immer wieder positive Aspekte.
Gab es während der Winterpause personelle Änderungen?
Das Personalkarussell hat sich im Lindenfelser Stadtteil durchaus gedreht, an der Kadergröße hat sich jedoch nichts geändert. Luca Strzoda (SC Rodau) und Johannes Aaras (KSV Reichelsheim) haben den Sportverein verlassen, dafür tragen Dustin Weißensteiner (SG Überau) und Marcel Bersch (SV Groß-Bieberau) ab sofort das Trikot des SVW. Fehlen wird definitiv Max Pfeifer, mit dem nach seinem Kreuzbandriss in dieser Saison nicht mehr zu rechnen ist.
Was sind die Ziele des SVW bis zum Saisonende?
Da alles im Sommer auf eine Spielgemeinschaft mit dem SV Lindenfels hinausläuft, geht es für die Winterkastener Fußballer eigentlich um nichts mehr, die SG wird in der kommenden Saison in der A-Liga am Ball sein. Uwe Reibold nimmt seine Mannschaft dennoch in die Pflicht und fordert von ihr vollste Leistungsbereitschaft bis zum letzten Spieltag. „Es ist in der Liga noch keine Entscheidung gefallen und es geht für einige Teams noch um die Meisterschaft wie auch den Abstieg. Da wollen wir uns dann nicht nachsagen lassen, dass wir leichtfertig Punkte verschenkt hätten. Wir wollen und müssen bis zum Saisonende alles geben und ich bin mir sicher, dass das meine Jungs auch tun werden“, hat der Übungsleiter vollstes Vertrauen in die Leistungsbereitschaft und auch die Einstellung seiner Kicker.
Wie sehen die Perspektiven beim SV Winterkasten aus?
Man war sich im Lindenfelser Stadtteil der Tatsache bewusst, dass es in den kommenden Jahren immer schwerer werden wird, einen angemessen Kader zusammenstellen und ein schlagkräftiges Team ins Rennen schicken zu können. Die Abgänge der Brüder Max und Tim Katzenmeier, Vanja Serdar oder Ilir Gashi – alles wichtige Leistungsträger aus erfolgreicheren Spielzeiten des SVW – waren einfach nicht mehr zu kompensieren und dazu fehlt jetzt der eigene Nachwuchs, auf den man in früheren Jahren immer wieder bauen konnte.
Nun wird die Mannschaft des Sportvereins auch nicht jünger, einige Akteure haben zudem signalisiert, in der kommenden Saison die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, so dass beim SVW die Pläne reiften, beim Nachbarverein in Lindenfels anzufragen, ob denn nicht das Interesse an einer Spielgemeinschaft bestehe. Dies war der Fall, dass man wohl schon in der kommenden Spielzeit als Spielgemeinschaft auflaufen will, kam für die Verantwortlichen des SV Lindenfels dann doch ein wenig überraschend. „Die Idee ist nicht neu, wir hätten aber wohl noch ein Jahr gewartet“, äußerte sich der Lindenfelser Vereinsvorsitzende Peter Schneider jüngst in einer Pressemitteilung.
Die Planungen der SG befinden sich aktuell auf der Zielgeraden, es stehen wohl noch einige Genehmigungen aus, Uwe Reibold freut sich aber, dass diese sportliche Fusion klappt. „Dann wird in Winterkasten weiterhin Fußball gespielt und das ist sehr erfreulich. Ich traue einigen meiner Spieler den Sprung in die Startelf der neuen Spielgemeinschaft zu und werde den Weg der Mannschaft natürlich weiterhin verfolgen“, so der Trainer, dessen Engagement beim SV Winterkasten ohnehin zeitlich befristet sein sollte, so dass er sich wieder in den Hintergrund zurückziehen kann. net
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