Einhausen. Vor gut einem Jahr übernahm Thomas Süß das Traineramt bei der SSG Einhausen und erweckte den „schlafenden Riesen“ binnen weniger Wochen aus der Winterruhe.
Schon in der Rückrunde der Saison 2021/22 entwickelte sich der Fußball-Kreisoberligist zu einem Top-Team und ging für viele zumindest als Geheimfavorit in die aktuelle Spielzeit. Dieser Rolle wurde der Fusionsclub zunächst gerecht, führte sechs Spieltage in Folge die Liga an, bis es im Oktober zu einem Bruch kam. Die Sport- und Spielgemeinschaft blieb aus den unterschiedlichsten Gründen sieglos, ließ leichtfertig Punkte liegen und musste Platz wieder räumen.
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Zur Winterpause belegt die SSG mit 30 Punkten und einem Torverhältnis von 43:19 den dritten Platz. Der Rückstand auf Tabellenführer SG Odin Wald-Michelbach beträgt zwar neun Punkte, der folgende Wintercheck zeigt jedoch, dass man in Einhausen das Rennen um die Meisterschaft noch nicht abgeschrieben hat.
Ist die SSG den eigenen Erwartungen gerecht geworden?
Bis in den Oktober definitiv. Da dominierten die Einhäuser die Liga und blieben zehn Spiele in Serie ungeschlagen. Der Lohn dafür war die Tabellenführung, die SSG war bis zu diesem Zeitpunkt das Maß aller Dinge. „Wir stellten uns schon die Frage, wer soll uns denn überhaupt schlagen?“, blickt Thomas Süß zurück, erinnert aber gleichzeitig an die 0:1-Niederlage bei Eintracht Wald-Michelbach II.
„Da schlug das Pendel in die andere Richtung“, so der Einhäuser Trainer, der den Hauptgrund für die folgende Negativserie benennt. „Mit Marcel Mackemul und Marvin Knaup haben uns von Beginn an zwei sehr wichtige Spieler gefehlt. Diese Ausfälle konnten wir bis in den Oktober kompensieren, dann kam es aber zu weiteren Ausfällen und die konnten wir nicht mehr ausgleichen. Phasenweise war ja nicht mal mehr ein echtes Mannschaftstraining möglich, so viele Spieler haben gefehlt. Das hat sich dann in den Ergebnissen bemerkbar gemacht.“
Was ist bisher gut gelaufen?
Die ersten zehn Spiele der Saison sind hervorragend gelaufen. Da spielten die Einhäuser schnellen und kombinationsfreudigen Ballbesitzfußball und beherrschten ihre Gegner fast nach Belieben. In der Defensive stand man extrem sicher und in der Offensive war man torgefährlich. Hier ließ Max Gebhardt, der mit 19 Saisontreffern zu den Toptorjägern der Liga zählt, alte Vollstreckerqualitäten aufblitzen. Er ist für fast die Hälfte der bisher erzielten 43 Einhäuser Tore verantwortlich.
Die Abwehr ist trotz des „Hängers“ vor der Winterpause mit 19 Gegentreffern die stärkste der Liga und auf diese Defensivstärke setzt Thomas Süß. „Wir wollen nach der Pause da anknüpfen, wo wir im Oktober aufgehört haben. Hinten soll wieder die Null stehen und vorne gilt es dann, die Chancen effektiver zu nutzen“, so der Einhäuser Coach.
Wo müssen sich die Einhäuser noch steigern?
Im bisherigen Saisonverlauf hat es der Mannschaft an der nötigen Konstanz gefehlt. Einem überragenden Saisonstart folgte ein deutlicher Dämpfer. In dieser Phase ließen die Einhäuser den letzten Biss und die nötige Einstellung vermissen. „Da haben wir leichtfertig sechs bis sieben Punkte verschenkt“, bemängelt Süß. „Die personellen Voraussetzungen waren in dieser Phase nicht optimal, dennoch war das auch eine Willensfrage.“
Wie haben die Neuzugänge eingeschlagen?
Alle vier Neuzugänge haben sich gut integriert, sind aber noch nicht bei voller Leistungsstärke angekommen. Juan „Fran“ Maroqqui Cases kam angeschlagen von Eintracht Bürstadt zur SSG und hatte lange mit seiner Verletzung zu kämpfen. „Fran kann definitiv mehr. Er ist ein ballsicherer und ruhiger Spieler, der die gefährlichen Bälle in die Tiefe spielen und einen Gegner beschäftigen kann. Darauf setzen wir nach der Winterpause“, sagt Süß zu den Qualitäten des Mittelfeldspielers.
Johannes Gundolf, der von der eigenen Reserve hochgezogen wurde, fehlte ein wenig die Unbekümmertheit, die ihn in der vergangenen Saison noch ausgezeichnet hat. „In der letzten Saison konnte Johannes als Zweitmannschaftsspieler bei uns ohne Druck aufspielen, nun gehört er fest zum Kader, das bremst ihn ein wenig.
Den Druck muss er sich aber nicht machen, er kann ein ganz wichtiger Spieler sein und muss sich einfach auf seine fußballerischen Qualitäten besinnen“, hat Süß weiterhin vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten des Eigengewächses. Florian Stiepel und Artur Knaub sind erst im Laufe der Vorrunde nach Einhausen gewechselt und haben sich allein durch ihre Erfahrung als wichtige Verstärkungen erwiesen.
Hat es in der Winterpause Änderungen im Personal gegeben?
Mit Thorben Knaup hat ein Spieler die Einhäuser verlassen, der beim SC Rodau Spielpraxis sammeln möchte. „Thorben ist mit dem Wunsch an uns herangetreten, nach Rodau wechseln zu dürfen. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen“, so Süß. Neuzugänge gibt es bei der SSG keine zu vermelden, man setzt eher auf Spieler aus der Reserve, deren Entwicklung man beobachtet.
Was ist für den Tabellendritten noch drin?
Auch wenn der Vorsprung des Tabellenführers SG Odin Wad-Michelbach stolze neun Punkte beträgt, hat Thomas Süß das Meisterschaftsrennen noch nicht abgehakt. „Der Tabellenführer muss noch gegen Olympia Lorsch, die SG Unter-Abtsteinach und uns ran. Diese neun Punkte haben die Wald-Michelbacher noch lange nicht auf ihrem Konto. Sollte die SG Odin da Federn lassen, dann werden die Karten im Meisterschaftsrennen neu gemischt. Der Tabellenführer hat natürlich die beste Ausgangsposition, wir haben uns aber lange noch nicht abgeschrieben. Auch der zweite Platz und die damit verbundene Teilnahme an der Relegation ist für uns ein erstrebenswertes Ziel“, zeigt sich der Coach erfolgsorientiert.
Wie sehen die mittelfristigen Perspektiven bei der SSG aus?
Die Einhäuser stehen wie viele der erfolgreichen Teams in der Kreisoberliga an einem Scheideweg. Sportlich wäre der Aufstieg in die Gruppenliga ein reizvolles Ziel, die Kreisoberliga mit ihren zahlreichen Derbys hat aber auch ihren Reiz.
Sollte der Aufstieg in dieser Saison noch möglich sein, dann sollte man diesen mitnehmen, zumal es in der kommenden Saison bei aktuell drei möglichen Absteigern aus der Gruppenliga in die Kreisoberliga nicht einfacher werden dürfte. „Klar will man mit so einer Mannschaft oben mitspielen und wenn möglich auch einen Aufstieg feiern“, unterstreicht Thomas Süß diese Ambitionen.
Der SSG-Coach fühlt sich nach einem Jahr in Einhausen pudelwohl und kann sich eine Fortsetzung seiner Arbeit in der kommenden Saison sehr gut vorstellen. „Es gab erste lose Gespräche und grundsätzlich würde ich meinen Trainerjob in Einhausen auch gerne fortführen.“ net
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