Tischtennis - Corona-Pandemie lässt die Mannschaftszahl im Kreis Bergstraße schrumpfen

Schwierige Zeit - nicht nur für den TTC Lorsch

Von 
Helmut Seip
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Bergstraße. Der Lorscher Werner Kober ist schon sehr lange an den Tischtennis-Platten aktiv und ist als Ersatzmann noch für die TTV-Topspin-Vierte in der 2. Kreisklasse gemeldet. Zudem ist er seit fast 50 Jahren ehrenamtlich als Verbandsmitarbeiter engagiert. „Angefangen habe ich als Klassenleiter; etwa seit 1980 bin ich Sportwart, der ja früher Mannschaftsspielleiter hieß“, so der Routinier, der bis 2020 auch dem Topspin-Vorstand angehörte. Aber solch eine schwierige Situation wie in der anhaltenden Corona-Pandemie hat er in seiner Sportart noch nicht erlebt, die sich mit der geltenden 3G-Regelung bei nun kostenpflichtigen PCR-Tests für nicht impfwillige Spieler weiter verschärfen könnte.

„Wir können nur hoffen, dass es nicht noch mehr Mannschaftsabmeldungen nach der derzeitigen Herbstferien-Spielpause geben wird“, so Kober. In den Klassen auf Kreisebene haben sich mit TTC Gadernheim, SG Gronau IV, TTC Groß-Rohrheim II, SG Nordheim/Wattenheim und SV Mörlenbach III schon fünf Teams aufgrund Personalmangels zurückgezogen – hinzu kommen BSC Einhausen und TV Ober-Laudenbach in der Bezirksklasse.

Der Sportwart hofft bei derzeit steigenden Inzidenzzahlen, „dass wir die Saison regulär – inklusive Doppel – durchspielen können, nachdem wir die Runde im Vorjahr im März ja corona-bedingt ad acta legen mussten“.

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Dass sich die Tischtennisspieler mit dem Re-Start nach langer Zwangspause schwertaten, zeigte sich nach Ansicht von Werner Kober auch Anfang Oktober bei den Kreismeisterschaften in Lorsch, denn die übliche Teilnehmerzahl von über 100 wurde mit 70 bei weitem nicht erreicht. Dafür stimmen die 314 Meldungen für die Bezirksmeisterschaften an diesem Wochenende in Einhausen zuversichtlich.

Die pandemische Lage wirkte sich insbesondere auf den Nachwuchs an den Grünen Platten aus. Zwar sind die fünf Bergsträßer Klassen (U 18, U 15, U 13) mit acht bis zehn Teams noch verhältnismäßig gut bestückt, doch viele Vereine tun sich schwer mit der Jugendarbeit. Das hatte beim BSC Einhausen und TSV Hambach zur Folge, dass diese Clubs in der laufenden Saison gar kein Nachwuchsteam mehr für den Spielbetrieb melden konnten, obwohl sie sich in der Vor-Corona-Zeit intensiv um Talente bemühten.

Talentförderung mit Folgen

Der TTC 2010 Lorsch ist zum Beispiel einer der Vereine, die froh sind, dass sie weiterhin sehr junge Spieler in ihren Reihen haben und auch ein Jugendteam aufbieten konnten, das um Liga-Punkte spielt. Im Herrenbereich konnte man indes mangels Aktiver nur noch zwei statt bislang drei Mannschaften melden – und von Spieltag zu Spieltag müssen große Bemühungen angestellt werden, um überhaupt vollzählige Kader aufbieten zu können.

Das Kreisliga-Team, bei dem zu allem Überfluss Mannschaftsführer Alexander Fehr nach einem Armbruch noch längere Zeit ausfallen wird, muss regelmäßig Ersatzspielern nominieren, „aber wir haben es bislang immer geschafft, dass wir vollzählig, also zu sechst, antreten konnten“, so Vereinsvorsitzender Thomas Gutschalk ( BA-Archivbild). In der Heimpartie gegen den TTC Lampertheim V (8. Oktober) wollte man einem Jugendspieler die (motivierende) Möglichkeit einräumen, einmal bei den ersten Herren aufzuschlagen. Da man sich in den Lorscher Reihen „aufgrund des Paragrafen-Dschungels“ (Gutschalk) aber nicht sicher war, ob man diesen auch einsetzen durfte, fragte man durch Gerhard Grieser, den Mannschaftsführer der zweiten Herren, bei denen das betreffende Talent auch gemeldet ist, beim Sportwart und Klassenleiter Werner Kober drei Tage vor dem Spieltermin telefonisch nach.

„Werner Kober wurde der Name des Spielers genannt und er hatte keine Einwände“, so Thomas Gutschalk, der allerdings nicht nachvollziehen kann, „warum dieser die Anfrage nicht in aller Ruhe geprüft hat – da steht der Klassenleiter eigentlich in der Verantwortung“. Mittlerweile folgte nämlich die böse Überraschung für den TTC 2010. Der 9:7-Überraschungssieg gegen den verlustpunktfreien Tabellenführer aus Lampertheim wurde per Rechtsurteil in eine 0:9-Niederlage umgewandelt, „weil es die Wettkampfordnung so vorsieht“, erläutert hierzu Werner Kober: „Es handelte sich nämlich um einen JES, also einen Jugendersatzspieler, der laut Wettkampfordnung nur in den Mannschaften eingesetzt werden darf, bei denen er auch auf dem Saison-Meldebogen steht. Das Verwaltungsprogramm des Verbandes akzeptiert solch einen fehlerhaften Einsatz nicht und meldet ihn sofort; da bleibt mir als Klassenleiter gar keine andere Wahl, als die Spielwertung entsprechend zu korrigieren.“

Der Frust beim Lorscher Club war natürlich riesengroß; es wurde sogar diskutiert, die Mannschaft aus Protest vom Kreisliga-Spielbetrieb abzumelden. „Da bemühen wir uns Woche für Woche, um ein vollständiges Team zu stellen und hätten bei einer rechtzeitigen Aufklärung durch den Klassenleiter auch einen anderen Spieler als den Jugendlichen einsetzen können – und dann so etwas. Das macht natürlich gar keinen Spaß“, ist der TTC-2010-Vorsitzende fassungslos – vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die (personelle) Situation derzeit allgemein in der Tischtennis-Szene nicht einfach ist.

„Es steht natürlich Aussage gegen Aussage, aber wir überlegen, eine eidesstattliche Erklärung von Gerhard Grieser beim Landesverband einzureichen“, will Thomas Gutschalk die Sache keineswegs abhaken: „Warum kann man als spielleitende Stelle nicht einfach mal Fehler eingestehen und nach einer anderen Lösung suchen, eventuell an eine sportliche Neuauflage?“ Der TTC 2010 will trotz dieser Niederlage am Grünen Tisch sowie anhaltender Spielerknappheit und mit derzeit 4:6 Punkten „weiter um die Aufrechterhaltung des eigenen Spielbetriebs und den Verbleib in der Kreisliga kämpfen“, so der Vorsitzende, für den aber nun auch klar ist: „Zukünftig werden solche Angelegenheiten nur noch schriftlich erledigt.“

Redaktion

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