Bensheim. Gibt es schon bald die „Südhessen-Flames“? Das wäre eine „Marke“, mit der die HSG Bensheim/Auerbach die erhöhten Anforderungen in der Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) erfüllen könnte. Wegen der fehlenden Gegentribüne dürfen ab der Runde 2029/30 in der Bensheimer Weststadthalle keine Bundesligaspiele mehr stattfinden, bis dahin sind sie unter Auflagen zum Teil geduldet.
Eine mögliche neue Spielstätte befindet sich in Rüsselsheim, dazu wird aber noch ein Kooperationspartner für den Leistungshandball im Frauenbereich in Südhessen (oder Mainz/Wiesbaden) gesucht. Eine Alternative wäre eine Zusammenarbeit mit den Rhein-Neckar Löwen und dem SNP-Dome in Heidelberg als Heimspielstätte. Entsprechende erste Kontakte wurden bereits geknüpft.
Die Flames sind nicht die einzige Mannschaft, die in der Bundesliga von der Hallen-Problematik betroffen ist. Ähnlich wie in Bensheim darf in Halle/Saale und Blomberg vorübergehend weitergespielt werden, weil zwar die Gegentribüne fehlt, aber mindestens 1.200 Zuschauer in die Halle passen (als Ausnahmegenehmigung für die erforderliche Kapazität von 1.500 Zuschauern). Das ist in Dortmund nicht der Fall - dort plant man vorerst mit einer Behelfstribüne, mittelfristig aber mit einem Hallen-Neubau.
Besonders hart trifft es Metzingen. Dort war im Vorfeld der jüngsten HBF-Tagung eine Petition gestartet worden, die zwar zu dem Aufschub, aber zu keiner grundlegenden Kehrtwende bei den Verantwortlichen führte. TuS Metzingen muss ab der neuen Saison für seine Heimspiele nach Tübingen ausweichen.
„In vier Jahren eine neue Halle zu bauen, wäre utopisch“, erteilt Flames-Geschäftsführer Michael Geil dahingehenden „Gedankenspielen“ eine Absage. Zusammen mit der neuen Geschäftsführerin Romina Heßler informierte er bei einem Gespräch im BA-Medienhaus über den organisatorischen Stand der Saisonplanung und über die sportliche Situation.
Heimspiele kosten 5.000 bis 10.000 Euro „Strafe“
Um weiter in der Weststadthalle spielen zu dürfen, müssen die Flames ab 2026 eine Strafgebühr bezahlen, die in der ersten Phase 5.000 Euro pro Punktspiel in der Hauptrunde und 7.500 Euro bzw. 10.000 Euro in den Play-offs beträgt. Laut HBF sind dies „Kompensationszahlungen, welche den Vereinen zugutekommen, die bereits die geforderten Voraussetzungen mit ihren Hallen erfüllen“. Ab 2027 sind keine Play-off-Spiele mehr in Bensheim möglich und es muss in eine andere Halle ausgewichen werden. Geil rechnet mit einem finanziellen Mehraufwand von knapp 100.000 Euro pro Saison rund zehn Prozent des derzeitigen Gesamtetats der Flames).
Mit dem Ausweichen in eine andere Halle haben die Flames ja bereits Erfahrung bei ihren zwei Teilnahmen an der Europaleague gesammelt. „Die Kosten sind überschaubar. In Bensheim die gleichen Voraussetzungen zu schaffen, würde sich finanziell nicht lohnen“, sagt Geil. „Aber wir verlieren Zuschauer und unseren Heimvorteil in der ,Weststadthölle‘.“ Insgesamt ist er „froh, dass wir weitere vier Jahre in Bensheim spielen können, aber das wird eine wirtschaftliche Herausforderung“.
Mit dem fünften Platz in der vergangenen Saison war man bei den Flames vollauf zufrieden, auch wenn es im Umfeld andere Stimmen gab. „Die haben uns an der Vizemeisterschaft der überragenden Saison 2023/24 gemessen. Platz fünf ist das zweitbeste Ergebnis, seit wir wieder in die Bundesliga aufgestiegen sind“, betont die überwiegend für den sportlichen und organisatorischen Teil zuständige Romina Heßler.
Das erneute Erreichen des Play-offs gibt sie als erneutes Ziel aus. Das wird allerdings in einem anderen Modus ausgespielt als in diesem Jahr bei der Einführung. Die Mannschaften auf den Plätzen eins bis vier spielen in einer K.o.-Runde den deutschen Meister aus, die Teams auf den Plätzen fünf bis acht bestreiten eine erneute Doppelrunde. Dabei geht es um einen Startplatz in der Europaleague und einen „Bonus“ im DHB-Pokal, beides konnte sich in diesem Jahr die HSG Bensheim/Auerbach sichern.
Agwunedu fällt noch lange aus
In der European League streben den Flames erneut den Einzug in die Gruppenphase an. Dabei sind sie ebenso wie Blomberg und Oldenburg für die dritte (und letzte) Qualifikationsrunde gesetzt - und haben bereits die Garantie, dass es bei der Auslosung am kommenden Dienstag zu keinem deutsch-deutschen Duell kommen wird.
Den Kader 2025/26 bezeichnet Heßler als „breiter aufgestellt“, auch wenn derzeit drei Verletzte zu beklagen sind. Mit der Rückkehr von Ndidi Agwunedu ist frühestens im Februar zu rechnen, Lisa Friedberger und Isabell Hurst könnten im Lauf der Hinrunde wieder dazustoßen. Große Hoffnung setzt die HSG in Neuzugang Meike Schmelzer. „Sie wird uns in Angriff und Abwehr guttun“, sagt die Geschäftsführerin. Sie ist außerdem froh, „dass sich Nina Engel entschieden hat, bei uns zu bleiben“. Angebote aus anderen Vereinen waren durchaus vorhanden.
Zusammen mit den „bewährten Kräften“ ist Heßler überzeugt, eine schlagkräftige Truppe ins Rennen zu schicken, die eine erneut erfolgreiche Saison spielen kann. Dafür verantwortlich ist die neue Trainerin Ilka Fickinger mit ihrem Team. „Wir sind gespannt, wie sie die Mannschaft mit ihrer Handschrift und ihrem Stil weiterentwickelt“, sagen Heßler und Geil übereinstimmend.
Die ersten Testspiele am Wochenende
Am heutigen Samstag tritt die HSG Bensheim/Auerbach um 17.30 Uhr im Sportzentrum der TSG Friesenheim beim Drittligisten Eulen Ludwigshafen an. Für die neue Flames-Geschäftsführerin Romina Heßler ist es ein besonderer Auftritt bei ihrem Heimatverein.
Am Sonntag (13.) führen die Flames in der Birkenauer Langenberghalle ein gemeinsames Training mit der TG Nürtingen durch, anschließend stehen sich beide Mannschaften gegen 13 Uhr in einem Testspiel gegenüber.
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