Bensheim. Sechs Siege aus sieben Spielen: Für die Flames hätte der Start in die Handball-Bundesliga der Frauen kaum besser laufen können. Mit 12:2 Punkten steht die HSG Bensheim/Auerbach auf Tabellenplatz zwei und ist damit auf einem guten Weg, sich für die Play-offs zu qualifizieren. Die besten vier Mannschaften der Hauptrunde spielen bekanntlich am Ende um die Meisterschaft.
Trotz des guten Auftaktes sieht Trainerin Ilka Fickinger noch Potenzial. „Mit den Resultaten bin ich zufrieden, aber mit der Entwicklung nicht“, sagt sie. Der Grund: Weil die Flames seit Wochen mit Verletzungen kämpfen und häufig nur eine einstellige Zahl an Feldspielerinnen zur Verfügung haben, können sie viele Spielsituationen des klassischen „Sechs gegen Sechs“ kaum trainieren. „Ich kann nur erhalten, aber im mannschaftstaktischen Bereich kaum entwickeln“, sagt Fickinger.
Beim 43:38-Heimsieg am Samstag gegen Zwickau in Elsenfeld vergaben die Flames zu Beginn der zweiten Halbzeit sogar in doppelter Überzahl die Chance auf ein Tor. „In den letzten Wochen kamen manche Trainingsinhalte zu kurz“, sagt Fickinger. Dazu kommt, dass das besagte Spiel zu Hause keines war: „Es ist schon merkwürdig, wenn man eine Stunde zu einem Heimspiel fahren muss.“
Weststadthalle bleibt Lieblingsstandort der Flames
Zu Erinnerung: Weil die Bensheimer Weststadthalle keine Gegentribüne hat, müssen die Flames nach den Vorgaben der Liga ein Heimspiel in der Untermainhalle in Elsenfeld bestreiten, die den Regularien entspricht. Bensheim/Auerbach ist nicht die einzige Mannschaft, die schon in einer anderen Halle gespielt hat. Am Mittwoch gewann die HSG 37:30 bei TuS Metzingen. Gespielt wurde allerdings in der Tübinger Paul-Horn-Arena, da die Öschhalle in Metzingen den Liga-Anforderungen ebenfalls nicht entspricht.
Fickinger plädiert in dieser Sache für einen differenzierten Blick: „Wenn die Nachfrage nach Karten höher ist, kann ein Umzug sogar Sinn machen“, sagt sie über die gute Stimmung vom Mittwochabend. In der Paul-Horn-Arena waren fast 1300 Zuschauer vor Ort, die Öschhalle in Metzingen hat nur eine Kapazität von etwa 1000 Zuschauern.
Anders ist es bei den Flames. Am Samstag gegen Zwickau waren knapp 500 Zuschauer in Elsenfeld. „In Bensheim wären bestimmt über 1000 gekommen“, sagt Fickinger. Für die HSG Bensheim/Auerbach ist daher die Weststadthalle nach wie vor der liebste Standort. Denn größere Hallen erhöhen nicht automatisch die Strahlkraft, wie das Beispiel zeigt.
Mit der starken Offensive gehen gleichzeitig auch einige Gegentore einher
Wofür die Flames derzeit aber fast immer sorgen: Begeisterung. Im Schnitt werfen sie 37 Tore je Spiel – und sind dabei sowohl auf den Außenbahnen als auch im Rückraum gut aufgestellt. In den ersten beiden Spielen stach Mia Ziercke auf Linksaußen mit insgesamt 16 Toren hervor. Dass Ziercke, die nach sieben Spielen bei 28 Toren steht, die hohe Zahl an Toren nicht ganz halten konnte, liegt aber kaum an ihr. „Es kommt immer darauf an, was der Gegner zulässt“, sagt Fickinger und verweist auf Zierckes Wurfquote aus der vergangenen Saison, die „nicht so prall“ gewesen sei. Dass die Linksaußen-Spielerin nun nicht mehr unterschätzt und stattdessen häufiger zugestellt wird, schwächt die Flames aber nicht.
Dafür ist der Rückraum umso stärker. Nina Engel ist kurz vor der Heim-Weltmeisterschaft Ende November in Bestform und steht mit 60 Toren aus sechs Spielen auf Platz zwei der Torjägerliste, nur knapp hinter Johanna Reichert vom Thüringer HC (63 Tore). Lucie Kretzschmar ist mit 41 Toren aus sieben Spielen die viertbeste Werferin der Liga.
Zum Unmut Fickingers gehen mit der starken Offensive aber rund 33 Gegentore je Spiel einher. „Es wäre gut, wenn wir erst mal unter 30 kommen und dann 27 oder 28 anpeilen“, sagt die HSG-Trainerin. Noch besser wäre die 25-Tore-Marke. „Damit steigt die Wahrscheinlichkeit stark, dass man gewinnt“, erläutert Fickinger.
Als zusätzlicher Anreiz winkt die Qualifikation für das Pokal-Final-Four
Am Mittwoch mussten die Flames anfangs zu viele Gegentore hinnehmen und lagen in der achten Spielminute 1:5 hinten. „Wir haben vorne zu schnell eine Lösung gesucht.“ Alsbald fing sich Bensheim/Auerbach jedoch, wurde geduldiger im Angriff und ging in der 23. Minute das erste Mal in Führung (13:12). Nach der Halbzeitpause zeigten die Bergsträßerinnen zudem, was sie derzeit auszeichnet: Sie hielten die Geschwindigkeit hoch. „Das war bisher unser großes Plus, dass wir das hohe Tempo über 60 Minuten gehen können“, sagt Fickinger. Einziges Manko: Nach dem komfortablen Acht-Tore-Vorsprung (31:23/46.) schlichen sich „ein paar Dödel-Dinger“ ein, wie die Coachin die Nachlässigkeiten ihrer Mannschaft nennt. „Wir hätten unter 30 Gegentoren bleiben können.“
Am Mittwoch (19 Uhr in der Weststadthalle) will Bensheim/Auerbach im Pokal-Viertelfinale gegen die Sportunion Neckarsulm diese Marke endlich wieder knacken. Das ist in dieser Saison erst einmal gelungen. Ende August gewannen die Flames das Auftaktspiel in der Liga 33:27. Der Gegner an diesem Abend: Neckarsulm. Und diesmal winkt als zusätzlicher Anreiz die erneute Qualifikation für das Pokal-Final-Four.
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