Bensheim. Ilka Fickinger hatte vorübergehend leichte Zweifel, ob der Saisonstart für die HSG Bensheim/Auerbach in der Handball-Bundesliga der Frauen so laufen würde wie erhofft. Angesichts der Gegner Sport-Union Neckarsulm, Frisch Auf Göppingen und VfL Oldenburg schwebte der Flames-Trainerin ein Sechs-Punkte-Einstieg vor. „Wenn man wie wir oben mitspielen will, sollte man diese drei Spiele gewinnen.“
Dass die Flames die Vorgabe tatsächlich erfüllten und nach drei absolvierten Spieltagen mit weißer Weste dastehen, war nach der schwierigen Vorbereitungszeit nicht zu erwarten. Zeitweise nahmen aufgrund einer langen Verletztenliste nur sechs Feldspielerinnen an den Trainingseinheiten während der Vorbereitung teil. „Klar, macht man sich Gedanken in einer so schwierigen personellen Situation.“
Optimistischer wurde die 43-Jährige, nachdem Mareike Thomaier und Lena Degenhardt vom insolventen Deutschen Meister HB Ludwigsburg zur HSG gewechselt waren. Dass Neuverpflichtungen kurz vor dem Saisonauftakt zu Unruhe innerhalb des Teams führen können, räumt Fickinger ein. Diese Bedenken waren allerdings schnell ad acta gelegt. Zum einen, weil Thomaier und Degenhardt sich auf Anhieb in das Ensemble integrierten. „Mareike und Lena sind demütig zu uns gekommen und haben sich eingefügt.“ Zum anderen wurde den beiden kurzfristigen Neuzugängen der Integrationsprozess von ihren Mitspielerinnen leicht gemacht. „Die Mannschaft hat sich professionell verhalten und ist gut damit umgegangen.“
Vor allem Thomaier war nach dem Fehlen von Kim Irion (Mutterschutz) und Lisa Friedberger (verletzt) sofort in zentraler Position als Spielmacherin gefordert. Die Nationalspielerin schlüpfte in die Rolle als Taktgeberin und steigerte sich von Woche zu Woche. Die Fortschritte etwa in der Passgeschwindigkeit waren beim jüngsten 38:32-Erfolg in Oldenburg sichtbar. „Es läuft schon ganz gut“, so Fickinger.
Mit dem Start in die Runde ist die HSG-Coachin insgesamt zufrieden. Vor allem das Angriffsspiel der Flames funktioniert. Das verdeutlichen die drei Partien mit jeweils über erzielten 30 Toren. Aktuell sind die Bensheimerinnen mit 108 Treffern das beste Offensiv-Team der Liga. Einen Beitrag zu dieser Durchschlagskraft leistete Nina Engel. Mit 32 Toren führt die Nationalspielerin die Scorerliste an. Und das, obwohl sie aufgrund einer Fingerverletzung während der Vorbereitung sechs Wochen pausieren musste. „Nina ist sehr ehrgeizig und ist wieder voll da“, lobt Fickinger die Linkshänderin.
Trotz der hohen Torquote sieht die Trainerin weiter Luft nach oben im Spiel nach vorne. „Wir müssen unsere Sachen noch mehr auf den Punkt spielen.“ Dass das hohe Tempo im Angriff (Fickinger: „Das ist meine Philosophie“) zu Fehlern führt, ist bei dieser Spielweise eingepreist. Die Ballverluste sind häufig noch das Produkt von Abstimmungsproblemen. „Das wird im Laufe der Zeit besser.“
In dieser Woche legen die Flames eine Trainingspause ein
Abstimmungsschwierigkeiten sind ebenso in der Deckung sichtbar. Es ist gleichfalls eine Frage der Zeit, bis die Defensive stabiler wird, meint Fickinger. „Eine gute Abwehr ist die Basis für unser Tempospiel.“ In Oldenburg stellte sie nach zwölf Gegentoren nach einer guten Viertelstunde das System von 6:0- auf eine 5:1-Formation um, mit einer starken Lucie Kretzschmar auf vorgezogenem Posten. Mit Erfolg. „Es hat mich sehr gefreut, dass die 5:1-Abwehr so gut funktioniert hat.“
In dieser Woche legen die Flames eine Trainingspause ein. Mareike Thomaier und Nina Engel sind bei der deutschen Nationalmannschaft und bestreiten mit der DHB-Auswahl Testspiele gegen die Niederlande. Die beiden Co-Gastgeber der Weltmeisterschaften (27. November bis 14. Dezember 2025) stehen sich am morgigen Freitag in Eindhoven (19.30 Uhr) und am Sonntag (19 Uhr) in Krefeld gegenüber. Norma Goldmann ist mit der Schweizer „Nati“ unterwegs. Und mit sechs Feldspielerinnen - wie in der Vorbereitung - zu trainieren, möchte Ilka Fickinger diesmal vermeiden. „Ich denke, die Pause tut uns nach den Belastungen der letzten Zeit ganz gut.“
Exemplarisch für die hohe Beanspruchung einzelner Akteurinnen steht Meike Schmelzer, derzeit die einzige einsatzbereite Kreisspielerin im Kader. Entlastung für Schmelzer in den nächsten Wochen ist momentan nicht in Sicht. Eventuell kann Isabell Hurst ihr Trainingspensum in nächster Zeit erhöhen; Nele Wenzel hat erst kürzlich mit ihrem Reha-Training begonnen. Die weiteren Langzeitverletzten wie Lisa Friedberger oder Ndidi Agwunedu stehen weiterhin nicht zur Verfügung.
Nach der Länderspiel- und Pokalpause folgen für die Flames die Begegnungen gegen Borussia Dortmund am 1. Oktober in der Weststadthalle sowie das Auswärtsmatch bei der HSG Blomberg-Lippe am 8. Oktober – zwei Konkurrenten, die wie der Thüringer HC und Bensheim/Auerbach die Hauptrunde unter den ersten Vier abschließen wollen. Die Top-Vier spielen anschließend die Deutsche Meisterschaft aus. „Das werden zwei richtungweisende Spiel für uns“, blickt Ilka Fickinger auf die nächsten Aufgaben.
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