Handball

Flames begeistern und setzen Favoriten nervenstark matt

Nach tollem Zwischenspurt zur 22:14-Führung wird es für Bensheim/Auerbach gegen Thüringer HC noch einmal eng.

Von 
Helmut Seip
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Jubel-Potpourri der Flames beim und nach dem mitreißenden Spiel gegen den THC: Heike Ahlgrimm (li.) ballt die Siegerfaust. Die Torhüterinnen Helen van Beurden (itte li. mit Amelie Berger und Kim Naidzinavicius) und Vanessa Fehr (16), die mit Lisa Friedberger zum Freudentanz animiert, hatten großen Anteil am Überraschungssieg. © Müller

Bensheim. Was für ein Spektakel und Saisoneinstand vor eigenem Publikum für die Flames! Die Heimspielstätte der Bundesliga-Handballerinnen der HSG Bensheim/Auerbach verwandelte sich am frühen Samstagabend mal wieder in eine „Weststadthölle“. In begeisternder Weise zwang die Mannschaft von Trainerin Heike Ahlgrimm den von ihr zum absoluten Titelfavoriten erkorenen Thüringer HC mit 30:29 (12:11) und machte den Rundentraumauftakt mit nunmehr 4:0 Punkten perfekt.

Dabei wurden die Flames von den meisten der 700 Zuschauer in der Weststadthalle, unter den auch viele mitgereiste THC-Anhänger waren, bereits zuvor mit Standing Ovations lautstark gefeiert. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte auf Augenhöhe (12:11) mit wechselnden Führungen kam Bensheim/Auerbach wildentschlossen zum Wiederanpfiff aus der Kabine und spielte sich zwölf Minuten lang wie entfesselt regelrecht in einen Rausch.

Flames HSG Bensheim/Auerbach Jubel bei Helen van Beurden, Amelie Berger und Kim Naidzinavicius nach Sieg gegen Thüringer HC © ANdrea Müller

Mit einem 6:1-Lauf stellten die Flames zunächst auf 18:12 (37.) und setzten sich dann sogar auf 22:14 ab (42.). Diese Phase hätte den Gästen „das Genick gebrochen“, analysierte THC-Coach Herbert Müller, der sportlich fair letztlich den Bensheimer Erfolg als „völlig verdient in einer tollen Hallenatmospäre“ einstufte.

Dass es dann noch einmal eine enge Angelegenheit wurde und sich die Begegnung zu einem Handballkrimi entwickelte, lag vor allem an der Klasse des Favoriten aus Thüringen. Müller: „Als wir volles Risiko gingen, hatten wir sogar noch die Möglichkeit, das Ding zu drehen. Aber wir haben heute zu viele Chancen liegengelassen. Da hat Bensheim einfach besser getroffen.“

Zahlen, Daten, Fakten

  • HSG Bensheim/Auerbach: van Beurden (1), Fehr – Berger (2), Hurst (7), Kockel, Dekker, Soffel (4), Agwunedu (3), Friedberger (7/4), Naidzinavicius (4/2), Kretzschmar (2), Ziercke, Ewald.
  • Beste THC-Torschützinnen: Lott (7), Pichlmeier (5/2), Stockschläger und Matthijs Holmberg (je 4).
  • Schiedsrichter:Schmack/Dinges (Stutensee/Stuttgart). - Zeitstrafen: Hurst, Friedberger / Niederwieser, Huber. - Siebenmeter: 7:4 (verwandelt: 6:2). – Zuschauer: 700.
  • Der „Spielfilm“: 2:2 (6:6.), 5:5 (12.), 5:7 (18.), 9:9 (22.), 10:11 (26.), 12:11-Pausenstand. - 16:11 (35.), 18:12 (37.), 22:14 (42.), 22:17 (45.), 24:20 (48.), 24:23 (50.), 25:24 (52.), 27:24 (54.), 27:26 (58.), 29:26 (59.), 30:27 (60.), 30:29-Endstand.
  • So geht’s weiter; DHB-Pokal: BuxtehudeFlames (30. Sept., 16 Uhr); Liga: FlamesNeckarsulm (7. Okt., 18 Uhr). hs

Und die Flames behielten diesmal, angeführt von der erfahrenen Rückkehrerin und Ex-Nationalteam-Kapitänin Kim Naidzinavicius, die Ruhe, um das Heft nicht völlig aus der Hand zu geben. Der THC kam dadurch dreimal „nur“ bis auf ein Tor heran (24:23/50., 25:24/52.) und nach dem 27:24 auf 27:26 (57.), doch die HSG blieb mit Entschlossenheit und Nervenstärke stets vorne; stellte schließlich auf 29:26 und dann 58 Sekunden vor Schluss auf 30:27; jeweils durch Isabell Hurst, die daraufhin siegessicher eine Faust in die Höhe reckte. Die Gäste konnten schließlich nur noch Ergebniskosmetik betreiben.

„Gekämpft wie die Löwen“

Heike Ahlgrimm wollte direkt nach dem Spielende gar nicht in die genaue Analyse gehen, warum ihre phasenweise so furiose und starke Mannschaft fast noch einen klaren Vorsprung aus der Hand gegeben hätte. Sie stellte einfach nur überglücklichfest: „Wir haben die zwei Punkte, das zählt!“ Die Mädels haben gekämpft wie die Löwen und in der Abwehr alles reingeworfen. Zudem haben die Zuschauer uns geholfen und zum Sieg getragen.“

Flames HSG Bensheim/Auerbach Jubeltanz nach dem Sieg gegen Thüringer HC © ANdrea Müller

In der Dramaturgie spielten die Flames-Torhüterinnen durchaus eine tragende Rolle, denn die bis auf die Schlussviertelstunde agierende Helen van Beurden erwischte einen Glanztag mit Paraden am Fließband und stellte mit einer Quote von 32 Prozent gehaltenen Würfen sogar ihrem prominenten Gegenpart, die 75-fache Nationalkeeperin Dina Eckerle (28 Prozent), in den Schatten.

Dazwischen heizte Vanessa Fehr zwischen den HSG-Pfosten die Stimmung an, denn bei zwei Siebenmetern war sie nicht zu überwinden. Und als sie für van Beurden dauerhaft zum Einsatz kam, ihr zunächst nur die Bälle um die Ohren ins Netz folgen und den Flames die Felle davonzuschwimmen drohten, war auch sie wieder zur Stelle und machte zwei THC-Großchancen zunichte.

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Damit stärkten van Beurden und Fehr ihrem Team entscheidend den Rücken, denn die Abwehr fand nach nur 14 Gegentreffer in 42 Minuten plötzlich nicht mehr den nötigen Zugriff und kassierte in den letzten 18 Minuten noch 15 Tore. Doch es gab natürlich noch einen Erfolgsfaktor bei den Flames: Im Angriff kam es diesmal zu keiner längeren Durststrecke. Die HSG fand immer wieder Lösungen, um zu den nötigen Torerfolgen zu kommen. Das zeigt die Tatsache, dass Kreisläuferin Hurst, oft nach „Zuckerpässen“ aus dem Rückraum, sieben Mal erfolgreich war.

Auch auf Soffel und Friedberger war Verlass, als es eng wurde. Und immer wieder stimmte die spielerische Note. So war zum Beispiel das 15:11 (34.) durch Rechtsaußen Amelie Berger toll und kombinationssicher herausgespielt oder das 27:24 (54.) wurde auf Zuspiel von Naidzinavicius von Lucie Kretzschmar per Kempatrick erzielt. Aber auch das 14:11 (32.) von van Beurden ins leere Tor, da der THC eine siebte Feldspielerin brachte, zählte zu den umjubelten Glanzpunkten.

Redaktion

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