Handball

Final Four hat Alicia Soffel den nötigen Rückenwind gegeben

Sie war die beste Flames-Torschützin bei der Niederlage gegen Metzingen, bei der der neue Boden seine Feuertaufe bestand.

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Eric Horn
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Alicia Soffel, die sich nach einer Verletzung in dieser Saison zurückgekämpft hat, lief im Flames-Heimspiel gegen Metzingen zur Höchstform auf, zum Erfolg für ihr Team hat es jedoch nicht gereicht. © Müller

Bensheim. Am Freitagmorgen ist Joshua Both ziemlich erschrocken. Eine Spedition teilte dem Leiter der Flames-Geschäftsstelle telefonisch mit, dass der spezielle blaue Handballboden „wie vereinbart“ am Montag in die Weststadthalle angeliefert werde. „Das war nicht als verspäteter April-Scherz gedacht.“ Am Samstagabend konnte Both über die Geschichte schon wieder lachen. Zwar verlor die HSG Bensheim/Auerbach die Heimpartie in der Handball-Bundesliga der Frauen gegen TuS Metzingen mit 31:32, aber der neue Boden kam rechtzeitig an in der Weststadthalle und wurde am Samstagvormittag verlegt für das Match. „Ohne Wellen“, sagte Both nach Spielschluss und blickte stolz über den blauen Untergrund.

Dass die 28 Rollen mit einem Gewicht von jeweils 150 Kilogramm fristgerecht in Bensheim eintrafen, war dem Engagement des Herstellers zu verdanken, der einen Lkw anmietete und das Equipment aus einem Zwischenlager aus Fulda abholte und selbst an die Bergstraße karrte. Noch am Freitagabend wurden die Bahnen ausgerollt, damit sich die Gummimaterialien an die Umgebungstemperatur anpassen konnten.

Am Morgen des Spieltags begann die Verlegung. Zwei Fachkräfte und vier Flames-Helfer erledigten den Job. „Das war richtig anstrengend“, berichtete Both, der selbst mit anpackte. Um 12.30 Uhr war der Boden ausgelegt und verklebt, die Spielfeld-Linien und die Werbefolien aufgetragen.

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Direkt nach der Schlusssirene begann die Demontage des Untergrunds, die nach rund eineinhalb Stunden abgeschlossen war. Bis zum letzten Bundesliga-Spieltag im Mai werden die Rollen nun eingelagert. Zum Saisonfinale gegen den Thüringer HC wird der „blaue Teppich“ dann nochmals ausgerollt in der Weststadthalle. Dass die Spielfläche nach der Begegnung weder bei den Trainern Heike Ahlgrimm (Bensheim/Auerbach) und Werner Bösch (Metzingen) noch bei den Spielerinnen Thema war, spricht für die Qualität der Arbeit.

Die Knieverletzung, die sich Leonie Kockel zuzog, war jedenfalls nicht auf die Beschaffenheit des Bodens zurückzuführen. „Ich weiß gar nicht genau, wie das passiert ist“, erzählte die Linkshänderin. Die 23-Jährige war in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel die dominierende Figur im Angriff der Flames. Vier Tore in Folge besorgte die Rückraumakteurin. Bei ihrem vierten Treffer, bei dem sie sich energisch gegen zwei Gegenspielerinnen durchsetzte, verspürte sie einen stumpfen Schmerz im rechten Knie. „Ich wollte weitermachen, es ging nicht.“

Im vergangenen Sommer war sie nach einem Kreuzbandriss im rechten Knie auf die Platte zurückgekehrt. Die Tränen, die sie im Anschluss an die Partie vergoss, hatten weniger mit dem Ergebnis, sondern vielmehr mit ihrem Knie zu tun. „Die Niederlage ist traurig, aber ich habe wegen des Knies geweint.“ Nach einigen Minuten mit tröstenden Worten aus dem Team hatte sie sich wieder gefangen. „Ich denke, es wird nicht so schlimm sein.“ Gestern stand für sie ein Arztbesuch auf dem Programm.

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Leonie Kockel nach knapp 40 Minuten raus, Lucie Kretzschmar aufgrund einer nicht komplett ausgeheilten Knieverletzung nur mit einem Kurzeinsatz, Sarah van Gulik krankheitsbedingt nicht dabei und Lisa Friedberger nicht in Topform – in der Schlussphase fehlten den Flames Impulse und Ideen aus dem Rückraum. Dennoch hatte die HSG gegen den Tabellenfünften aus Metzingen die Chance, einen oder zwei Punkte einzufahren. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistete Alicia Soffel, die mit neun Toren zur besten Flames-Schützin avancierte. „Wenn das Team verliert, sind die persönlichen Erfolge völlig egal“, sagte die Rechtshänderin. „Wir haben uns am Ende im Angriff irgendwie verrannt.“

Nach eineinhalb Jahren Pause wegen einer komplizierten Knieverletzung begann für die 24-Jährige Anfang dieser Saison der lange Weg zurück. Ein Comeback mit Höhen und Tiefen, so die Selbsteinschätzung der Sportstudentin. Dass sie gegen Metzingen selbstbewusst agierte und – immer wieder gut eingesetzt von ihren Mitspielerinnen – „einfache Tore“ aus der Distanz erzielte, hängt für die Rechtshänderin mit dem Final Four zusammen. „Das hat mir Sicherheit und Selbstvertrauen gegeben, das war ein richtiger Push.“

Nachdem Alicia Soffel bereits länger die Gewissheit hat, dass ihr Knie die Bundesliga-Belastungen mitmacht, ist sie nun auch zuversichtlich, an ihr früheres Leistungsvermögen anknüpfen zu können. „Ich weiß jetzt, ich kann es schaffen.“

Redaktion

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