Leichtathletik

Bensheimer Leichtathletin über ihren Sieg bei den U18-Meisterschaften

Pia Pätzel ist von ihrem Titelgewinn über 100 Meter bei den deutschen U18-Meisterschaften selbst überrascht.

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fo
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Kann es selbst kaum glauben: Pia Pätzel freut sich über den Deutschen Meistertitel über 100 Meter der weiblichen Jugend U18. © Raphael Schmitt / schmitt-sportfoto.com

Bensheim/Rostock. Mit 11,94 Sekunden, gelaufen bei der DLV-Jugendgala im Juni in Kassel, lag Pia Pätzel an fünfter Stelle der Meldeliste über die 100 Meter für die Deutschen Leichtathletik-Jugendmeisterschaften der Altersklassen U20 und U18 in Rostock. Dort brachte ihr eine deutliche Steigerung den überraschenden Titelgewinn sowie ebenso überraschend Platz drei über 200 Meter (wir haben berichtet).

Die letzten Wochen im Training waren vielversprechend verlaufen für Pia Pätzel. Zusätzlich hatte die D-Kader-Athletin der LG VfL/SSG Bensheim bei zwei Testwettkämpfen jeweils mit Doppelstarts über 100 und 200 Meter an ihrer Tempohärte gearbeitet. Dabei konnte sie vor allem in Trebur mit 11,98 Sekunden über 100 Meter sowie in 24,84 Sekunden über die doppelte Distanz (erstmals unter 25 Sekunden) überzeugen.

In 11,84 Sekunden zum Vorlaufsieg

Entsprechend selbstbewusst fuhr man in die Hansestadt an der Ostsee. Gleich im Vorlauf bekam es Pia mit der Melde-Schnellsten, Sherin Kimuanga vom SC DHfK Leipzig zu tun. Die Sächsin wollte offensichtlich direkt zeigen, wer die Favoritin ist, zog voll durch und sprintete in 11,84 Sekunden zum Vorlaufsieg.

Pia ließ es auf den letzten zehn Metern ruhiger angehen, lief als Vorlaufzweite starke 11,95 Sekunden und qualifizierte sich als Drittschnellste aller 38 Starterinnen für die nächste Runde. Hier hätte Platz drei bereits zur direkten Qualifikation für das Finale der besten Acht gereicht. Dies war der amtierenden hessischen Meisterin über 100 und 200 Meter aber offenbar zu wenig. In 11,84 Sekunden steigerte Pia ihre Bestleistung um eine Zehntelsekunde und gewann ihr Halbfinale.

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Vor dem Finale lagen die vier schnellsten U18-Mädchen gerade einmal sieben hundertstel Sekunden auseinander lagen. „Die anderen vier Finalistinnen waren im Halbfinale Zeiten jenseits der Zwölf-Sekunden-Marke gelaufen. Damit zeichnete sich eine Konstellation „vier für drei“ ab – vier Athletinnen für drei zu vergebende Medaillen“, beschrieb Trainer Markus Forster die enge Situation vor dem Endlauf.

Neben der psychischen Anspannung ging es vor allem darum, wer im dritten und entscheidenden Rennen innerhalb von vier Stunden noch genug physische Substanz haben würde. Was dann folgte, war eine Demonstration der Stärke von Pia Pätzel. Mit einem exzellenten Start setze sich die LG-Athletin an die Spitze des Feldes, ließ der Konkurrenz keine Chance und holte sich in fantastischen 11,65 Sekunden die Goldmedaille. „Deutsche Meisterin, Wahnsinn! Vor dem Finale hatte ich mir eine Medaille fest vorgenommen. Aber dass es der Titel werden würde, habe ich nicht erwartet“, äußerte sich Pia direkt nach dem Zieleinlauf noch etwas ungläubig.

Die Bestzeit noch einmal gesteigert

Dass die Finalzeit wegen zu viel Rückenwind von 2,6 Metern pro Sekunde nicht in die Bestenlisten eingeht, beeinträchtigte die große Freude im Bensheimer Lager nicht. Silber holte sich Sherin Kimuanga (SC DHfK Leipzig, 11,71 Sek.). Die Bronzemedaille ging an Judith Bilepo Mokobe (USC Mainz, 11,83), gefolgt von Faye Lanz (MTG Mannheim, 11,88).

Am folgenden Tag standen die 200 Meter auf dem Programm, bei denen Pia mit ihrer Zeit von Trebur (24,84) an siebter Stelle der Meldeliste lag. In 25,01 Sekunden und als Vorlaufzweite qualifizierte sie sich als Viertschnellste für das Finale.

Und offensichtlich verlieh ihr der Erfolg über die 100 Meter zusätzliche Kräfte. In 24,64 Sekunden steigerte sie ihre Bestzeit um zwei Zehntelsekunden und sie gewann überraschend die Bronzemedaille. Gold ging an die Drittplatzierte über die 100 Meter, Judith Bilepo Mokobe aus Mainz in 24,34 Sekunden, knapp vor Lilith Belau (Neuköllner SF, 24,39). „Die Goldmedaille über die 100 Meter war schon spektakulär. Aber dass Pia auch noch über die 200 Meter eine Medaille gewinnt, ist unfassbar“, zeigte sich Trainer Markus Forster begeistert von den Leistungen seiner Athletin in Rostock.

lsp Leichtathletik LG Bensheim bei Deutscher Meisterschaft U20 U18 in Rostock v.l. Pia Pätzel, Trainer Markus Forster, Jonas Helfrich. Bild: Markus Forster © Markus Forster

Mit ihrer bei zulässigem Rückenwind im Halbfinale gelaufenen Zeit über die 100 Meter von 11,84 Sekunden hat Pia Pätzel die sogenannte NK 1 Norm des DLV für den Bundeskader unterboten (11,90). So kam der Bundestrainer für den weiblichen Nachwuchs nicht nur zur Gratulation vorbei, er teilte auch mit, dass er Pia für den Jugend-Nationalkader vorschlagen wird.

Nicht ganz zufrieden mit seinem Auftritt in Rostock war der zweite DM-Starter der LG Bensheim. Jonas Helfrich (Bild: fo) belegte über die 1500 Meter in der U20 mit seiner im zweiten Vorlauf erzielten Zeit von 4:03,93 Minuten den 13. Rang und verpasste damit das Finale der besten zwölf nicht nur um einen Platz, sondern auch um gerade einmal 37 hundertstel Sekunden denkbar knapp.

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Der deutsche Meistertitel von Pia Pätzel über die 100 Meter und ihre Bronzemedaille über die 200 Meter sind das berühmte Pünktchen auf dem „i“ in einer äußerst erfolgreichen Saison der Bensheimer Leichtathleten. Neben vielen guten Ergebnissen auf Kreis- und Regionalebene stehen im Jahr 2023 acht hessische Meistertitel für die LG Bensheim zu Buche. Außerdem fährt die AKG-Schulmannschaft der Mädchen als Landessieger Hessen im September zum Bundesfinale nach Berlin.

Nun hofft man im Lager der Bensheimer Talentschmiede, dass die notwendige Renovierung der Leichtathletikanlage im Weiherhausstadion im kommenden Jahr stattfinden wird. Denn vor allem ein intaktes und wettkampftaugliches Stadion ist die Basis dafür, dass die erfolgreiche Bensheimer Leichtathletik-Tradition, sowohl auf Vereins- als auch auf Schulebene, fortgesetzt werden kann. fo

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