Groß-Rohrheim. Es war eine Explosion der Gefühle, als am Sonntagabend in der altehrwürdigen Groß-Rohrheimer Bürgerhalle die Schlusssirene ertönte: Der TV Groß-Rohrheim krönte sich mit einem 27:20 (17:11)-Erfolg gegen den Liga-Zweiten TSV Modau vorzeitig zum Meister der Bezirksoberliga und sicherte sich damit den Aufstieg in die künftig als Oberliga firmierende bisherige Landesliga. Die Mannschaft und das Trainerteam lagen sich in den Armen, die Zuschauer in der proppevollen Bürgerhalle ließen den Meister immer wieder hochleben. Als Architekt des Titels kann Trainer Frank Herbert angesehen werden, der im Interview zurückblickt, aber auch schon nach vorne schaut.
Herr Herbert, herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft. Hand aufs Herz: Wann haben Sie das erste Mal daran geglaubt?
Die Meistermannschaft des TV Groß-Rohrheim
Torhüter: Alexander Wägerle (Jahrgang 1995), Luca Fox (2000), Yannick Meinl (2001), Jonas Sartorius (1995).
Linksaußen: Philip Kautzmann (Jahrgang 1998), Justus Fröhlich (2000), Alexander Purrmann (2004), Jonas Ehlert (1991).
Rückraum links: Niklas Fries (Jahrgang 2000), Levi Gabel (2004), Louis Erlemann (2000).
Rückraum Mitte: Johannes Krist (2004), Sebastian Haas (1992), Elias Fiechtner (2003).
Rückraum rechts: Tom Friedrich (1998), Nils Heß (2002), Alexander Anthes (1997).
Rechtsaußen: Alexander Heß (1999), Dominik Reis (2004).
Kreis: Jan Fries (2003), Lukas Baumann (1996), Till Haas (1997), Jonas Engert (2001), Ryan Haas (1999).
Trainer: Frank Herbert. – Co-Trainer: Andreas Ochs. – Torwart-Trainer: Thomas Fox, Jan Wiedemann.
Frank Herbert: Das ist tatsächlich noch gar nicht so lange her. Eigentlich erst nach unserem Sieg gegen die SG Arheilgen Mitte März.
Vor der Runde war der Titel kein Thema?
Herbert: Nein, absolut nicht. Wir wollten besser abschneiden als in der Vorsaison, als wir Vierter wurden. Als Favoriten starteten andere Mannschaften. Für uns ging es darum, dass wir uns weiter entwickeln.
Das ist hervorragenden gelungen...
Herbert: Wenn man jetzt darauf zurückschaut, schon. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir mit einer Niederlage in Fürth gestartet sind und dort wirklich auch schlecht gespielt haben.
Was hat dann den Ausschlag gegeben, das anschließend 42:2 Punkte geholt wurden und nur noch das Hinspiel in Modau verloren wurde?
Herbert: Meine Mannschaft hat sich wirklich sehr gut entwickelt – ganz besonders in der Abwehr. Das war unser Prunkstück. Hier gilt es natürlich Akteure im Mittelblock wie Tom Friedrich, der vor der Saison aus Crumstadt zu uns kam, oder auch Alexander Anthes, der ungemein viel Intensität reinbrachte, hervorzuheben. Daraus lief dann das Umschaltspiel. Ich denke schon, dass wir eine für jeden Gegner sehr unangenehme Deckung spielen.
Und das trotz vieler Ausfälle?
Herbert: Das ist sicherlich ein ganz wichtiger Faktor. Wir waren in dieser Runde deutlich breiter aufgestellt, als zuvor und konnten damit auch Ausfälle von Leistungsträgern kompensieren. So fehlte Niklas Fries in der Hinrunde lange, Louis Erlemann zog sich im Januar einen Achillessehnenriss zu und muss pausieren und zwischendurch fiel auch immer mal wieder ein Leistungsträger aus. Da kam dann unsere Breite im Kader zum Tragen.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auch immer wieder Spieler pausieren mussten.
Herbert: Tatsächlich musste ich Spieler aussetzen lassen, wenn wir nahezu komplett waren. Ich habe 20 Jungs im Kader. Beeindruckend ist aber, dass es dennoch nie zu Unzufriedenheiten kam. Jeder hat sich eingeordnet und dem großen Ganzen untergeordnet. Diese Mannschaft hat eine ganz tolle Mentalität an den Tag gelegt.
Zu einer starken Mannschaft gehört auch ein gutes Umfeld.
Herbert: So etwas habe ich seit 2016/17 in Leutershausen nicht mehr erlebt. Da hat sich hier in Groß-Rohrheim vieles sehr gut entwickelt. Ich hatte als Trainer schon viele Vereine, aber das, was hier bewegt wird, das ist einzigartig. So etwas habe ich schon zehn Jahre nicht mehr erlebt. Und damit meine ich nicht nur meinen Co-Trainer Andreas Ochs und die Torwart-Trainer Thomas Fox und Jan Wiedemann. Man muss sich einmal vorstellen: Unsere Torhüter haben dreimal pro Woche Torwarttraining. Das ist in vielen Drittliga-Mannschaften nicht gegeben. Dazu kommt, dass Andreas Ochs extrem viel Video-Studium betreibt. Dadurch konnten wir bestmöglich vorbereitet in jedes Spiel gehen. Es gab für uns keine Überraschungen. Nicht zu vergessen die Abteilungsleitung, die ebenfalls über sehr viel Handball-Sachverstand verfügt und im Hintergrund viel bewegt. Andreas Fries, Thomas Fox, aber auch Lukas Baumann bringen sich enorm ein.
Vor zwei Jahren stieg Groß-Rohrheim aus der Landesliga ab. Sind Mannschaft und Verein jetzt gewappnet?
Herbert: Das denke ich schon. Wir befinden uns schon in einer anderen Zeitrechnung, die Mannschaft hat ein anderes Gesicht bekommen und wir spielen einen anderen Handball. Natürlich wollen uns dort behaupten. Dazu ist der Kader gut genug aufgestellt und die Rahmenbedingungen passen.
Wird es Zugänge geben?
Herbert: Ja, vom HC VfL Heppenheim kommt Nicolas Glanzner, der uns im Rückraum verstärken wird. Zudem fängt Marcel Banghard nach seiner Pause wieder an, hat bei unserer zweiten Mannschaft schon sein Comeback gegeben und wird uns ebenfalls im Rückraum helfen.
Jetzt stehen noch die beiden letzten Rundenspiele an...
Herbert: Die wir natürlich auch gewinnen wollen.
Und die Meisterfeier?
Herbert: Die findet am Mittwoch, 8. Mai, statt. Das ist die Abteilungsleitung schon fleißig am Planen. Das wird bestimmt noch einmal ein Highlight für uns alle.
Zur Person
Frank Herbert gilt als absoluter Handball-Fachmann. Der 58-Jährige Hofheimer besitzt seit 2015 die Trainer-A-Lizenz.
Der Familienvater – seine Söhne Konstantin und Julius sind ebenfalls erfolgreiche Handballer – trainierte bereits Teams bis zur 3. Liga..
Das Handball-ABC lernte Frank Herbert beim TV Hofheim und der TG Bobstadt. Später war er zwölf Jahre höherklassig bei drei Ober- und Regionalligisten am Ball. me
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/sport/handball_artikel,-handball-was-in-gross-rohrheim-bewegt-wird-ist-einzigartig-_arid,2201274.html