Riedrode. Fast fünf Jahre ist es her, dass die FSG Riedrode den Sprung in die Fußball-Gruppenliga Darmstadt schaffte. Getragen von der Euphorie der Fusion, die FSV und SG Riedrode wenige Monate vorher vollzogen hatten, etablierte sich der Verein schnell als Nummer eins im Ried. Dass die FSG in dieser Saison um den Klassenerhalt bangen muss, stellte die Blau-Schwarz-Gelben deshalb vor mehrere Herausforderungen in den vergangenen Monaten.
Abstiegskampf will nämlich gelernt sein. „Wir waren noch nie in dieser Situation. Wir haben immer im Mittelfeld oder oben mitgespielt“, sprach Riedrodes Kapitän Nils Schwaier Anfang Oktober im Gespräch mit dieser Redaktion von einer „Kopfsache“. Mit sieben Niederlagen aus den ersten zehn Spielen hatte die FSG einen schlechten Start erwischt. Doch es kam noch schlimmer. Nach einem 2:4 beim FC 07 Bensheim und einem 0:5 bei der TSV Auerbach schmissen der langjährige Cheftrainer Duro Bozanovic und sein „Co“ Uwe Seibel hin.
Krisenplan schnell parat
Aus heutiger Sicht scheint klar: Der Wechsel auf der Trainerbank war überfällig. „Vielleicht ist über die Jahre das ein oder andere eingeschlafen, für das es jetzt neue Impulse braucht“, räumte Bozanovic kurz nach seinem Rücktritt ein. Im Nachgang ist auch die Schwächephase gegen Ende der vergangenen Spielzeit besser einzuordnen. Schon damals überzeugte die FSG nur selten spielerisch, die Ergebnisse stimmten jedoch weitestgehend: Tabellenplatz fünf wurde vorzeitig sichergestellt, das Team schaffte es zudem bis ins Kreispokalfinale (2:5 gegen Verbandsligist VfR Fehlheim). Nach einer holprigen Saisonvorbereitung implodierte die fragile Wohlfühloase.
Der Rücktritt des Trainergespanns traf die FSG-Führung trotzdem aus heiterem Himmel. Die Verantwortlichen um Spielausschusschef Thorsten Göck hatten aber schnell einen Krisenplan parat. Mit 1b-Trainer Nabil Hamzi, Ex-Torwart Chris Keilmann und Spielmacher Tomislav Tadijan installierten sie ein Interimstrio. Die Suche nach dem passenden Nachfolger lief ohne Eile im Hintergrund weiter. Mitte November vermeldeten Göck und Co. Vollzug – und stellten mit dem 31-jährigen Tobias Beltz einen Mann vor, der selbst in Mannschaftskreisen kaum jemandem ein wirklicher Begriff war.
Timo Klauder und Rico Ochsenschläger hatten den Verein auf ihren früheren A-Jugendtrainer aufmerksam gemacht. Der Rest ist schon jetzt Geschichte. Mit einem 2:1-Sieg beim VfB Ginsheim, einem 1:1 gegen den SV Münster und einem 4:1 gegen Bensheim 07 gelang der FSG ein versöhnlicher Jahresausklang. 13 Spieltage vor Rundenende fehlen dem Tabellen-13. fünf Punkte zum rettenden Ufer. Vier Zähler sind es zu Relegationsplatz zwölf.
Decken sich die Resultate auch im neuen Jahr mit der Euphorie, die zurzeit am Waldsportplatz zu vernehmen ist, dürfte dieser Rückstand bald kein Thema mehr sein. „Tobias hat menschlich und fachlich eingeschlagen wie eine Bombe“, sagte Göck, der eigentlich als Freund moderater Worte gilt: „Wie die Jungs den Trainer annehmen, wie er mit ihnen umgeht – das ist wirklich der Hammer. Uns ist gelungen, einen Trainer zu akquirieren, der zumindest in meiner Zeit in Riedrode so noch nie da gewesen ist.“
Ein Beispiel für das enge Band zwischen Team und B-Lizenz-Inhaber Beltz hat „Göcki“ auch parat. „An einem Trainingstag waren Gianni und Vincenzo Lucchese beruflich in Düsseldorf. Statt sich ein Hotel zu nehmen, sind sie am selben Tag nach Riedrode zurückgefahren, um eine Stunde mitzutrainieren“, sieht der Spielausschusschef „Charakter und Einstellung“ in einem einwandfreien Zustand: „Die Jungs ziehen mit Herzblut mit und glauben fest an die Chance, den Klassenerhalt zu schaffen.“ Die Rettung käme für Göck „einer Meisterschaft“ gleich.
Pokalschlappe beim SV Fürth
In den Tests gegen die SSG Einhausen (3:0), Srbjia Mannheim (4:4) und Rot-Weiß Darmstadt II (4:2) zeigte sich die FSG in guter Verfassung. Am Sonntag setzte es derweil eine 3:5-Niederlage bei Kreisoberliga-Primus SV Fürth – und damit das Aus im Kreispokal-Viertelfinale. In der Vorbereitung verblüffte vor allem die Entwicklung von 1b-Spieler Marcel Mlynek. „Wir wussten, dass er das Zeug für die Gruppenliga hat. Dass es Tobias aber in so kurzer Zeit geschafft, ihn zum Leistungsträger zu machen, ist für uns alle eine riesengroße Überraschung“, erklärt Göck.
Nach einem letzten Test gegen den SV Waldhof II am Mittwoch (19.30 Uhr) kann die FSG am Sonntag (14.30 Uhr) den Rückstand auf den Neunten TSV Modau bereits auf drei Zähler reduzieren.
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